BEMERKUNGEN.
Unser Streben gehe dahin, als moderne Men-
schen das „Moderne", d. h. das Zeit-Flüchtige
in uns zu überwinden.
£
Die größten Künstler der Vergangenheit schu-
fen ungleichwertig; die Sorglosigkeit ihres in-
neren Reichtums, wie ihre Entwicklungssicher-
heit im Leben gestattete ihnen dies: eine gleich-
mäßige und gleichwertige Produktion blieb den
Talenten unserer nüchteren Zeit vorbehalten.
&
Das Genie kommt nie über sich ins Klare,
denn es entdeckt immer neue Züge in sich,
deren es nicht Herr zu werden vermag: so ist
es in seinen ausgesprochensten Typen eine
Mischung von Zügellosigkeit und Selbstbe-
herrschung, die in ihm in stetem Kampfe liegen.
Ä
Es ist bezeichnend für die ganze neuere Dich-
tung — Ibsen, Zola, Strindberg —• daß ihre
Träger aus „Unlust-Empfindungen" schöpferisch
wurden, während ein Mann wie Goethe, dieser
höchste Träger der „Lust-Empfindung", von sich
sagt, daß er in Wetzlar als junger Jurist dich-
terisch sogleich unschöpferisch wurde und sich
theoretischen Spekulationen überließ — eine
Folge des Stockens eigener Produktion — weil
ihm das Getriebe des dortigen beruflichen Le-
benszuschnittes nicht behagte. — Der ent-
sprechende Grad von Lust-Empfindung aber ist
es, der allein einem Werke die verhältnismäßige
Lebensdauer sichert: Darum allein überragt
die Kunst Böcklins immer wieder alle andere
des 19. Jahrhunderts: sie ist Träger der Ruhe
und Lust-Empfindung im wilden Getriebe des
modernen Lebens, wie die Einsamkeit der
Natur selbst in ihrer Sonntags-Feierlichkeit. —
Ä
Unser Leben ist ein beständiges Überwinden:
Die Dinge, die wir heute mit Leidenschaft er-
greifen, liegen morgen hinter uns und teilnahms-
los schauen wir auf sie zurück; und gerade der
wirkliche Künstler hat mit einem vollendeten
Werke nichts mehr zu schaffen, klein-diepold.
Unser Streben gehe dahin, als moderne Men-
schen das „Moderne", d. h. das Zeit-Flüchtige
in uns zu überwinden.
£
Die größten Künstler der Vergangenheit schu-
fen ungleichwertig; die Sorglosigkeit ihres in-
neren Reichtums, wie ihre Entwicklungssicher-
heit im Leben gestattete ihnen dies: eine gleich-
mäßige und gleichwertige Produktion blieb den
Talenten unserer nüchteren Zeit vorbehalten.
&
Das Genie kommt nie über sich ins Klare,
denn es entdeckt immer neue Züge in sich,
deren es nicht Herr zu werden vermag: so ist
es in seinen ausgesprochensten Typen eine
Mischung von Zügellosigkeit und Selbstbe-
herrschung, die in ihm in stetem Kampfe liegen.
Ä
Es ist bezeichnend für die ganze neuere Dich-
tung — Ibsen, Zola, Strindberg —• daß ihre
Träger aus „Unlust-Empfindungen" schöpferisch
wurden, während ein Mann wie Goethe, dieser
höchste Träger der „Lust-Empfindung", von sich
sagt, daß er in Wetzlar als junger Jurist dich-
terisch sogleich unschöpferisch wurde und sich
theoretischen Spekulationen überließ — eine
Folge des Stockens eigener Produktion — weil
ihm das Getriebe des dortigen beruflichen Le-
benszuschnittes nicht behagte. — Der ent-
sprechende Grad von Lust-Empfindung aber ist
es, der allein einem Werke die verhältnismäßige
Lebensdauer sichert: Darum allein überragt
die Kunst Böcklins immer wieder alle andere
des 19. Jahrhunderts: sie ist Träger der Ruhe
und Lust-Empfindung im wilden Getriebe des
modernen Lebens, wie die Einsamkeit der
Natur selbst in ihrer Sonntags-Feierlichkeit. —
Ä
Unser Leben ist ein beständiges Überwinden:
Die Dinge, die wir heute mit Leidenschaft er-
greifen, liegen morgen hinter uns und teilnahms-
los schauen wir auf sie zurück; und gerade der
wirkliche Künstler hat mit einem vollendeten
Werke nichts mehr zu schaffen, klein-diepold.