Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Bombe, Walter: Was ist Expressionismus? , [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0280

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Was ist Expressionismus?

zigen Betrüger, die
bloß expressioni-
stisch tun, bald er-
tappt werden. Wer
aber die Gesichte
wirklich hat, die er
malt, dem wird auch
die Kraft nicht feh-
len, uns daran glau-
ben zu machen. In
der Kunst stellt sich
nach dem ersten
£chrecken alles im-
mer wieder her, und
so still die Gerech-
tigkeit in ihr waltet,
so mächtig ist sie".
— Wohl aus einem
Kontrastempfinden
ist es zu begreifen,
daß der Expressio-
nismus sich gerade
im gegenwärtigen
Kriege stark ausge-
breitet hat; denn er
ist, wie der Mün-
steraner Philosoph
Prof. Otto Braun
kürzlich im „Litera-
rischen Echo" zeig-
te, in fast allem
ein Gegensatz zu
den streng sachli-
chen und objektiven

Soldatenschilder-
ungen. Der Mensch
schaut nach innen
und denkt nach au-
ßen im Expressio-
nismus, das Ich ge-
staltet das Objekt
um, mit psychologi-
schen Momenten
wird das Objekt
durchsetzt, nicht ei-
ne sachlich berich-
tende Schilderung,
sondern eine prin-
zipielle Umformung
des Wirklichen ist
angestrebt. — Der

Expressionismus
will nicht mehr das
vorüb erhuschende
Sinnliche, sondern
das Ewige, das
Wahre, dasGeistige,

PORZELLAN-VASE MIT HANDMALEREI. MODELL VON SCHIFFNER.

erfassen.[O.Braun.)
— Die Oberfläche
ist das Mechanisch-
Maschinelle, darum
entbrennt heute
„der Kampf der
Seele mit der Ma-
schine" (Hermann
Bahr). L. Rubiner
hat das Programm
der neuen Kunst im
„Kampf mit dem
Engel" veröffent-
licht. „Wer ist in
Wahrheit der Bild-
ner des Menschen?
Allein der Geist."
„ D er Geist allein lei-
tet. " DR. WALT. BOMBE.

£

enn der zur leb-

w

ROSENTHAL St CO. A.G.—SELB. »LAMPE« MODELL HIMMELSTOSS.

achtung aufgeforderte
Mensch mit der Natur
einen Kampf zu be-
stehen anfängt, so fühlt
er zuerst einen Unge-
heuern Trieb, die Ge-
genstände sich zu un-
terwerfen. Es dauert
aber nicht lange, so
dringen sie dergestalt
gewaltig auf ihn ein,
daß er wohl fühlt, wie
sehr er Ursache hat,
auch ihre Macht anzu-
erkennen und ihre
Einwirkung zu vereh-
ren. Kaum überzeugt
er sich von diesem
wechselseitigen Ein-
fluß, so wird er ein
doppelt Unendliches
gewahr: an den Ge-
genständen die Man-
nigfaltigkeit des Seins
und Werdens und der
sich lebendig durch-
kreuzenden Verhält-
nisse, an sich selbst
aber die Möglichkeit
einer unendlichen Aus-
bildung, indem erseine
Empfänglichkeit so-
wohl als sein Urteil
immer zu neuen For-
men des Aufnehmens
und Gegenwirkens ge-
schickt macht. Diese
Zustände geben einen
hohen Genuß. Goethe.
 
Annotationen