Ausstellung der Künstlervereiniguvg Dresden.
PAUL OBERHOFF—DRESDEN.
GEMÄLDE »BRÜCKE BEI B.«
einem Marees verwandten Bezirk, deren Farben-
hauch wundersam berührt. Otto Gußmann
hat zwei seiner schönen Frauenbilder da. Das
eine in fließender Linie die Melancholie eines
dunkeln geneigten Frauengesichts umschrei-
bend, das andre ein Profil, eckiger, energischer,
zerlegter. Zum verhaltenen Farbenton beider
der zusammenfassende Umriß, der in die Rich-
tung GußmannscherMonumentalentwürf e weist.
Robert Sterls Arbeiterbilder („Steinbruch",
„Baggerer") lassen wieder fühlen, daß nicht
Armut den Künstler zwingt, die wuchtende Ge-
bärde des Menschen, das Flimmern der Hitze
auf hellem Stein immer und immer zu wieder-
holen. Es ist die Energie dessen, der stets
neue Wendungen dieses einenErlebnisses sucht,
um endlich die letzte Gestaltung zu finden.
Trotzdem ist von den neuen Bildern die „Pro-
zession" das malerisch reichere. Das kleine
Bild, eine Frucht der russischen Reise Sterls,
löst die bunte in Kähnen zusammengedrängte
Menschenfülle in eine lichte, von apartem
hellen Rot getragene Impression.
Außerordentliches gibt wieder Richard .
Dreher. Wieder zeigt sich der Ungenügsame,
eine der ernstesten Malernaturen der jüngeren
Generation, neu gewandelt. Er ist einer von
denen, die stetig innerlich gewachsen sind, die
Welt und sich selber immer neu entdeckend.
Sein bisheriges malerisches und graphisches
Werk ist von einer Fülle, die Erstaunen machen
würde, könnte man es einmal im ganzen be-
trachten. Ein prachtvolles Temperament, das
sich niemals ganz ausgegeben hat, immer den
Antrieb zu neuer Verwandlung zurückbehielt.
Eine männlich-naive, reine Kraft der Anschau-
ung, die in einer eigentümlich poetischen Ein-
fühlung stets das Geheimnis der Natur zu er-
greifen wußte. Einer der stärksten heutigen
Landschafter. In den drei neuen Sommerbildern
klingt noch die keusche Schönheit der Märchen-
winterbilder von der ersten Ausstellung der
Künstlervereinigung (1916) nach. Damals war
es die Verzauberung des verschneiten Lan-
des, der in unvergleichlicher Weise Gestalt ge-
geben. Hier blüht und glüht der Sommer.
Fruchtbare Felder und Ufer der Heimat. Heißer,
düsterer, wolkiger Himmel. Fluß, Baum, Feld
vom Einsamen belauscht, öffnen sich ganz im
sommerlichen Geheimnis. Namentlich die in
PAUL OBERHOFF—DRESDEN.
GEMÄLDE »BRÜCKE BEI B.«
einem Marees verwandten Bezirk, deren Farben-
hauch wundersam berührt. Otto Gußmann
hat zwei seiner schönen Frauenbilder da. Das
eine in fließender Linie die Melancholie eines
dunkeln geneigten Frauengesichts umschrei-
bend, das andre ein Profil, eckiger, energischer,
zerlegter. Zum verhaltenen Farbenton beider
der zusammenfassende Umriß, der in die Rich-
tung GußmannscherMonumentalentwürf e weist.
Robert Sterls Arbeiterbilder („Steinbruch",
„Baggerer") lassen wieder fühlen, daß nicht
Armut den Künstler zwingt, die wuchtende Ge-
bärde des Menschen, das Flimmern der Hitze
auf hellem Stein immer und immer zu wieder-
holen. Es ist die Energie dessen, der stets
neue Wendungen dieses einenErlebnisses sucht,
um endlich die letzte Gestaltung zu finden.
Trotzdem ist von den neuen Bildern die „Pro-
zession" das malerisch reichere. Das kleine
Bild, eine Frucht der russischen Reise Sterls,
löst die bunte in Kähnen zusammengedrängte
Menschenfülle in eine lichte, von apartem
hellen Rot getragene Impression.
Außerordentliches gibt wieder Richard .
Dreher. Wieder zeigt sich der Ungenügsame,
eine der ernstesten Malernaturen der jüngeren
Generation, neu gewandelt. Er ist einer von
denen, die stetig innerlich gewachsen sind, die
Welt und sich selber immer neu entdeckend.
Sein bisheriges malerisches und graphisches
Werk ist von einer Fülle, die Erstaunen machen
würde, könnte man es einmal im ganzen be-
trachten. Ein prachtvolles Temperament, das
sich niemals ganz ausgegeben hat, immer den
Antrieb zu neuer Verwandlung zurückbehielt.
Eine männlich-naive, reine Kraft der Anschau-
ung, die in einer eigentümlich poetischen Ein-
fühlung stets das Geheimnis der Natur zu er-
greifen wußte. Einer der stärksten heutigen
Landschafter. In den drei neuen Sommerbildern
klingt noch die keusche Schönheit der Märchen-
winterbilder von der ersten Ausstellung der
Künstlervereinigung (1916) nach. Damals war
es die Verzauberung des verschneiten Lan-
des, der in unvergleichlicher Weise Gestalt ge-
geben. Hier blüht und glüht der Sommer.
Fruchtbare Felder und Ufer der Heimat. Heißer,
düsterer, wolkiger Himmel. Fluß, Baum, Feld
vom Einsamen belauscht, öffnen sich ganz im
sommerlichen Geheimnis. Namentlich die in