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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Günther, Alfred: Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0288

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Ausstellung der Künstlervereinigung Dresden.

samkeit kubistischer Charakteristik reichlich
weit. Leider indeß ohne zu überzeugen.

Mit hervorragenden Leistungen treten die
Münchner auf den Plan: Weisgerber, Jager-
spacher, Caspar. Drei Meisterschaften. Von
Weisgerber ein kleines Bild: lesender Mann.
Ein kostbares Stück Malerei. Wundervoll der
seltsame Blick des schwarzbärtigen Gesichts,
dessen vom Haar bedeckter Mund dennoch
lebt. Unübertrefflich der farbige Klang, und
alles von einer Sparsamkeit und Knappheit der
Mittel. Groß daneben Carl Caspars Johannes
auf Patmos. Eine von den ganz echten religiösen
Malereien. Inspiration kann nicht herrlicher,
nicht ergreifender gestaltet sein. Eine von den
Visionen des Künstlers, um deren Gestaltung
er wieder und wieder gerungen. Dieses Bild
gehört zu den stärksten Werken, die die neue
Kunst schuf. Auch die überwältigenden Lei-
densgesichter in Gustav Jagerspachers
Kreuzabnahme und Taufe Christi haben Größe.
Hier ist ein Menschenbildner von mächtigster
Eingebung. Wie lange sah man nicht solche
Köpfe wie diese tragischen Larven auf der
Kreuzabnahme ! Zu welch unheimlicher Wirk-
lichkeit sind seine Jesusgesichter gebracht!
Eine souveräne Meisterschaft hat tiefste Er-
schütterungen der Seele ins Menschenantlitz

gebannt. Neben Caspars naiv gläubiger Seele
steht hier die von allen Zweifeln zerrissene.
Jagerspachers bewußte Kraft schaltet kühn mit
allen Wirkungen. Selbst Theatralisches und
allerhand Raffiniertes weiß er seiner Kunst
dienstbar zu machen. Von Otto Kopps star-
kem Temperament vermögen die beiden kleinen
Tafeln nur Andeutungen zu geben. Sehr fein
sind zwei auf Grau gestimmte Bilder von Georg
Kars. Julius Heß sandte eindringliche charak-
tervolle Porträts. Bleibt noch Alexander Ka-
noldts maßvoller Kubismus in stimmungsge-
sättigten Landschafts- und Stadtbildern und
Adolf Erbslöhs reizvolle farbige Rhythmik
in Straßenbildern, seine beiden Frauenakte
schädigt eine aufdringlich parfümierte Farbig-
keit. Eine sehr eindrucksvolle Niobegruppe des
Meißners Arthur Hennig und zwei schöne Win-
terbilder Walther K1 emms seien noch erwähnt.

Karl Hof er (z. Zt. Zürich) kann man an den
drei Dutzend Bildern, für die ihm, wohl nicht
ganz berechtigt, der breiteste Raum von allen
Ausstellern eingeräumt ist, gut kennen lernen.
Er hat seine eigene knappe, steile, leicht eckige
Handschrift, in der er, den Umriß betonend,
seine zum Teil in exotische Landschaft gestell-
ten Figurengruppen hinsetzt. Ein heller, oft
reiner Klang beherrscht seine Tafeln. Manch-
 
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