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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

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Mayer, August Liebmann: Sommer-Ausstellung der Münchener Neuen Secession
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https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0311

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Sommer-Ausstellung der Münchener Neuen Secesston.

ADOLF JDTZ-

MÜNCHEN.

ZEICHNUNG.

uns ein nicht minder starker Wille zu einer ver-
edelten dekorativen Wirkung entgegen, und
alles ist von einer tiefen Empfindung getragen,
die namentlich in der „Verheißung Abrahams"
einen ergreifenden Ausdruck von märchenhafter
Verklärtheit erhält. C o e s t e r erweist sich nach
wie vor als eine starke Begabung und die visio-
näre Kraft seiner Bilder wird niemand leugnen,
seine höchst persönliche Palette wird niemand
vergessen können. Aber es liegt etwas Krank-
haftes, fast möchte man sägen Zerrüttetes in
dieser Kunst. Die Bilder Edwin Scharffs
sind nicht minder visionär gedacht. Man spürt
aber überall in diesen neueren Arbeiten den
Bildhauer durch, auch in den Gemälden ge-
winnen bildhauerische Gedanken Raum, manch-
mal mehr als es für den einheitlichen Charakter
des Bildes gut ist. Dem beweglichen Schülein

scheint es in letzter Zeit sein Weggenosse Groß-
mann besonders angetan zu haben. Die opali-
sierende Farbigkeit, die sich in Schüleins Land-
schaften nunmehr einstellt, dürfte ihren Aus-
gangspunkt bei dem (diesmal nicht vertretenen)
Großmann gefunden haben. Eberz setzt die
Kunst Marcs mit gefälligem Talent mehr und
mehr ins Geschmackvolle um. Wie seiner Emp-
findung die letzte Tiefe zu fehlen scheint, so be-
sitzt auch die Farbe bei ihm etwas Äußerliches.
Wenig geglückt erscheinen die das große For-
mat keineswegs ausschöpfenden Gemälde Ge-
nins. Man sieht hier vor allem die Unmög-
lichkeit, Dinge, die bei Coester einer starken
Erregung, um nicht zu sagen einem Trancezu-
stand, entströmen, mit kaltem Bewußtsein zu
bilden. Gleichfalls im Format vergriffen er-
scheint Seewalds Triptychon „An die Tiere",

XXI. September 1918. 4
 
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