KISSEN VON BOB BELL.
VON THEODOR DÄUBLER.
Der Eindruck von diesen wundervollen, ge-
fälligst ausgeführten Arbeiten ist der eines
großen Reichtums: und zwar ergibt er sich in-
folge der üppigen Ornamentik ebenso wie durch
die lebhafte und dabei oft auch ungemein zarte
Harmonie der Farben. Vielfach sind die Mo-
tive angewandter chinesischer Kunst entnom-
men, so wenn es sich um Darstellung phan-
tastischer Fische, grotesker Pavillons und em-
porschwebender Drachen handelt; trotzdem
haben auch diese, hauptsächlich auf schwarzem
oder blauem Grund hervorleuchtenden, man
möchte sagen emportauchenden, Ornamente
ihre besondere Art. Bob Beils Geschmack neigt
immer zum Rokokohaften, der Zusammenklang
dieser spielerischen Formensprache mit chine-
sisch exotischer Vielfältigkeit der Gebilde er-
gibt eine ganz ausgezeichnete Wirkung. Ob-
schon Bob Bell auch schöne Traumbilder malt,
so weiß er doch immer wo es nötig, die Grenzen
des Kunstgewerbes zu wahren. Nur einen Stich
ins Persönliche darf er jedem seiner kleinen
Kunstwerke lassen, die sollen nicht wie Ge-
mälde lange fesseln, den Betrachter vor Pro-
bleme stellen oder Stimmungen erwecken, son-
dern nur als höchst reizvoll sehr viel Freude
bereiten. In diesem Sinn wollen ja auch die
Füllhörner aufgenommen werden: sie ver-
schenken ihren ganzen Reichtum an Phantasie-
blumen und Bändern auf ganz harmlose Art.
Wundervoll ist dem Künstler einmal ein Pierrot
gelungen, der aber trotzdem noch immer nur
für ein Kissen paßt. Es stellt den bleichen
Dandy von Bergamo, wie Albert Giraud ihn
nennt, in einer fliehenden Gebärde dar: er
scheint mit den Schafwölkchen des Nachthim-
mels im Winde vor der Silbersichel davonzu-
eilen. Auf pflaumenviolettem Samt ist er selbst
in blaßlila Seide gekleidet; die Wolken, seine
leichten Begleiter, sind aus opalgrauem Glas,
die Blumen auf dem Boden bordeauxviolett mit
silbernen Kreuzen als Stempel. Dieses Kissen
ist besonders wichtig, weil sich das Naturell
Bob Beils darin ganz geben konnte. Seine Far-
ben sind nämlich eigentlich fast immer mond-
haft, rosalila bis blauviolett im Grundton, und
dann in den mannigfaltigen Zwischenstufen
gern sehr lebhaft opalisierend, hier und da
ganz zart irisierend.
Besonders prachtvoll ist das schreitende Ein-
horn. Stolz schreitet das hellrosa Fabeltier mit
rötlichen Lefzen und Nüstern, mit silbernen
313
VON THEODOR DÄUBLER.
Der Eindruck von diesen wundervollen, ge-
fälligst ausgeführten Arbeiten ist der eines
großen Reichtums: und zwar ergibt er sich in-
folge der üppigen Ornamentik ebenso wie durch
die lebhafte und dabei oft auch ungemein zarte
Harmonie der Farben. Vielfach sind die Mo-
tive angewandter chinesischer Kunst entnom-
men, so wenn es sich um Darstellung phan-
tastischer Fische, grotesker Pavillons und em-
porschwebender Drachen handelt; trotzdem
haben auch diese, hauptsächlich auf schwarzem
oder blauem Grund hervorleuchtenden, man
möchte sagen emportauchenden, Ornamente
ihre besondere Art. Bob Beils Geschmack neigt
immer zum Rokokohaften, der Zusammenklang
dieser spielerischen Formensprache mit chine-
sisch exotischer Vielfältigkeit der Gebilde er-
gibt eine ganz ausgezeichnete Wirkung. Ob-
schon Bob Bell auch schöne Traumbilder malt,
so weiß er doch immer wo es nötig, die Grenzen
des Kunstgewerbes zu wahren. Nur einen Stich
ins Persönliche darf er jedem seiner kleinen
Kunstwerke lassen, die sollen nicht wie Ge-
mälde lange fesseln, den Betrachter vor Pro-
bleme stellen oder Stimmungen erwecken, son-
dern nur als höchst reizvoll sehr viel Freude
bereiten. In diesem Sinn wollen ja auch die
Füllhörner aufgenommen werden: sie ver-
schenken ihren ganzen Reichtum an Phantasie-
blumen und Bändern auf ganz harmlose Art.
Wundervoll ist dem Künstler einmal ein Pierrot
gelungen, der aber trotzdem noch immer nur
für ein Kissen paßt. Es stellt den bleichen
Dandy von Bergamo, wie Albert Giraud ihn
nennt, in einer fliehenden Gebärde dar: er
scheint mit den Schafwölkchen des Nachthim-
mels im Winde vor der Silbersichel davonzu-
eilen. Auf pflaumenviolettem Samt ist er selbst
in blaßlila Seide gekleidet; die Wolken, seine
leichten Begleiter, sind aus opalgrauem Glas,
die Blumen auf dem Boden bordeauxviolett mit
silbernen Kreuzen als Stempel. Dieses Kissen
ist besonders wichtig, weil sich das Naturell
Bob Beils darin ganz geben konnte. Seine Far-
ben sind nämlich eigentlich fast immer mond-
haft, rosalila bis blauviolett im Grundton, und
dann in den mannigfaltigen Zwischenstufen
gern sehr lebhaft opalisierend, hier und da
ganz zart irisierend.
Besonders prachtvoll ist das schreitende Ein-
horn. Stolz schreitet das hellrosa Fabeltier mit
rötlichen Lefzen und Nüstern, mit silbernen
313