Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 42.1918

DOI Artikel:
Däubler, Theodor: Kissen von Bob Bell
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.7199#0330

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kissen von Bob Bell.

Hufen und gewundnem Silberhorn über Rosa-
moiree einher. Herbstliche, karneolfarbige
Blätter und goldne Äpfel an zarten Bäumchen
gemahnen einen an das Land der Hesperiden,
wo rosenrote Vögel im Abendhimmel herum-
flattern. Ein Kissen zum Träumen. Auf dem
Boden wachsen blaue Glasblumen auf dünnen
Stengeln über moosgrünes Seidengerank.

Nun kommt ein Kissen mit einem gehörnten
Pegasus, auf dem man in das Farbenreich der
Dichter hinüberphantasieren soll. Ganz hell-
rosa, fast wie das Erblühen des Tages, mit
rosenroten Flügeln ist das satzbereite Tier.
Silbern sind auch hier Horn und Hufe, mit denen
es sich in scharlachrotes Morgendämmern, der
Grundfarbe des spiegelblanken Atlaskissens,
emporschwingt. Der ganze weiche Grasboden
liegt noch in olivgrünem Schatten, die Wolken
aber glitzern in fadendünnem Gold. Azurblaue
Blütenbäume mit türkisgrünen Perlenkelchen
bringen die reichen roten Töne erst recht zur
Geltung. — Ganz naturalistisch hat Bob Bell
das Kissen mit einem schon an und für sich
stark stilisierten, chinesischen Palasthund ent-
worfen. Auf schminke-rosa Seidenrips liegt das
reizende schwarz-weiße Hündchen. Silber- und

blaßblau-gestreifte Schleifen schmücken es und
ergänzen die sehr aparte Linienführung des Tie-
res mit den besonders weichen Seidenpfötchen.

Besonders geschmackvoll ist ferner ein Kis-
sen mit Tänzerin gelungen. Auf fleischfarbigem
Seidensamt. Das Gesichtchen, die Arme und
Händchen derTänzerin sind auf rosa Seide gemalt
und appliziert, das Röckchen aus echter Spitze,
die Beine in rosa Chenille gestickt. Hinter ihr
erscheint eine Wolke oder Gloriole aus rosigen
Silberpailletten; ihr Tanz ist ein wirbelnder gold-
ner Schnörkel. Die sehr lustigen Quasten sind
aus rosa Chenille. Die Tänzerin hat auch einen
Partner: (ein andres Kissen) er tanzt nicht über
Schnörkel, sondern über moosfarbiges Samtlaub
mit kupferroten hineingestreuten Blumen. Er
hat als Arlechino ein regenbogenbuntes Ge-
wand, sein Grund ist fließender altrosa Moiree.

Sehr interessante Kissen mit Sternenbildern
gibt es auch, besonders aus dem Tierkreis, mit
Bezeichnungen in lateinischer Sprache, die wohl
über dreißig Nuancen von Gold spielen.

Bob Bell weiß seine Stickerinnen zu schulen;
er erfindet immer neue Zusammenstellungen von
Materialien und versucht die manuelle Qualität
der Japanerinnen zu erreichen.......th. d.
 
Annotationen