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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 52.1923

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Bauer, Curt: Landhaus de Vriess in Marsberg I. W.
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https://doi.org/10.11588/diglit.9145#0052

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Landhaus de Vriess in Marsberg i. W.

professor heinr. stradmer—berlin.

gartenhaus am landhaus de vriess.

Das Landhaus de Vriess auf den grünen
Hügeln von Marsberg in Westfalen ist in innigem
Zusammengehen des Bauherrn mit dem Archi-
tekten entstanden. Professor Heinrich Straumer
war zunächst einer Einladung seines Auftrag-
gebers nach Amsterdam gefolgt, wo er im
freundschaftlichen Umgange Gelegenheit fand,
sich mit der Persönlichkeit des Hausherrn und
mit dessen Familienkreise vertraut zu machen.
Es kam nun darauf an, der einfachen, soliden
und doch vornehmen Wesens-Art des Bauherrn
auch im Bauwerk ihren Ausdruck zu geben und
dabei gleichzeitig der lieblichen Hügelformation
des westfälischen Landes Rechnung zu tragen.
Diese Aufgabe löste der Architekt, indem er
einen langgestreckten Bau parallel zum sanft
ansteigenden Gelände auf breitlagernde Ter-
rassen stellte. Es zeigte sich hier sogleich die
Fähigkeit des Künstlers, den Bauflächen in
ihren bald aufstrebenden, bald horizontalen
Bewegungen ein wahrhaft lebendiges Gepräge
zu geben, das sich der Umgebung organisch ein-
fügt. So entstehen Massen und Flächen, die
d^r Landschaft ringsum Ruhepunkt bieten,
indem sie deren Linien zunächst senkrecht
durchbrechen, bis sie alsdann in horizontaler

Richtung befreit mit ihnen mitschwingen. —
Das ansteigende Gelände ist geschickt zu
großzügigen Garten-Anlagen ausgenutzt wor-
den. Lange Mauerböschungen begrenzen ter-
rassenartige Rasenplätze. Geradlinige Wege
führen das Auge an Wasserbecken vorbei über
lachende Hügel bis in die Ferne des waldigen
Horizonts. Der in diesem Garten Weilende
genießt die Ruhe des Heimes zusammen mit
der ganzen Pracht der ihn umgebenden Natur.

Behagen wohnt in allen Innenräumen des
Hauses. Voll fällt das Licht durch die großen
Fenster herein und spiegelt auf den ornamen-
tierten Stuckdecken und holzgetäfelten Wänden.
Professor Straumer weiß die großen Wand-
flächen durch einfache Gliederung zu beleben,
jede Tür zum stimmungsvollen Raumglied zu
gestalten. Lauschige Ecken in großen, lichten
Räumen, diesem Leitmotiv einer vornehmen
modernen Innen-Architektur ist der Architekt
auch hier gefolgt. Es ist ein Hauch von alter
Baukultur, der diese Räume trotz ihrer modernen
Anlage durchströmt: eine Harmonie zwischen
Tradition und eigenem Gepräge, — von der
das Glück eines dauernden inneren Gleich-
gewichts-Gefühls auszugehen scheint. ... c. b.
 
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