Der Gegenstand in der Malerei.
MAURICE DE VI.AMIXCK.
GAI.lililH H.ECHTHKIM.
GEMÄLDE »LANDSCHAFT«
schwindet. Wir stehen heute in der Kunst vor
der Aufgabe, diesen Erscheinungen zu steuern
und uns zur „Wirklichkeit", zur „Welt" wieder
durchzufinden. Dies alles sind, von außen ge-
sehen, Folgen jener Anschauung, die das „Ding"
nur als Vorwand für die Offenbarung der Künst-
lerpersönlichkeit gelten lassen wollte. Von
innen gesehen gibt es natürlich einen so ein-
fachen Zusammenhang zwischen Ursache und
Wirkung nicht, sondern beides, die Ursache
wie die Wirkung, erscheinen als Begleitum-
stände einer tiefen, allgemeinen Veränderung
des Menschengeistes, an deren letztes Was wir
mit unseren Erkenntnismitteln nicht herankom-
men können. Für unsre Betrachtung genügt es,
selbst in einer so speziellen Frage wie der des
„Gegenstandes in der Malerei" diese allge-
meine Veränderung wiederzufinden und von
da aus die früheren verhängnisvollen Prägungen
einer Überprüfung zu unterziehen.
Hier, wo nicht an eine umfassende, systema-
tische Behandlung des Problems gedacht ist,
stellt sich zunächst die Frage: Gibt es denn
überhaupt eine Möglichkeit, über den Gegen-
stand in der Kunst anders zu denken als wir
Europäer von heute? Haben andre Kunst-
epochen andre Anschauungen darüber gehabt?
Und gibt es Zusammenhänge zwischen diesen
Anschauungen und der künstlerischen Schöp-
ferkraft der betreffenden Zeiten?
Die erste und zweite Frage beantworten sich
sofort mit Ja. Wenn der Impressionismus mit
solcher Schärfe die Gleichgültigkeit des Gegen-
standes betont und den bedeutungslosen, un-
interessanten Gegenstand sogar ausdrücklich
gefordert hat, so tat er dies im bewußten Wider-
spruch zu einer gegenteiligen Anschauung, die
er vorfand. Alles, was er als „Literatur" in der
Malerei so bitter befehdete, läuft ja auf ein in-
haltliches Interesse hinaus. Aber noch mehr:
so Ungetüm die impressionistische Anschauung
über den Gegenstand ihre allgemeine Geltung
beansprucht und durchgesetzt hat, so jung ist
sie auch. Man kann sagen, daß das Interesse
am Gegenstand, d. h. das Interesse an einem
bestimmten Objekt, an seiner menschlichen
Bedeutung und an seiner treuen Darstellung die
gesamte vornaturalistische Kunstentwicklung
beherrscht hat. So der Künstler wie der Laie
haben dieses Interesse geteilt, vielleicht mit
MAURICE DE VI.AMIXCK.
GAI.lililH H.ECHTHKIM.
GEMÄLDE »LANDSCHAFT«
schwindet. Wir stehen heute in der Kunst vor
der Aufgabe, diesen Erscheinungen zu steuern
und uns zur „Wirklichkeit", zur „Welt" wieder
durchzufinden. Dies alles sind, von außen ge-
sehen, Folgen jener Anschauung, die das „Ding"
nur als Vorwand für die Offenbarung der Künst-
lerpersönlichkeit gelten lassen wollte. Von
innen gesehen gibt es natürlich einen so ein-
fachen Zusammenhang zwischen Ursache und
Wirkung nicht, sondern beides, die Ursache
wie die Wirkung, erscheinen als Begleitum-
stände einer tiefen, allgemeinen Veränderung
des Menschengeistes, an deren letztes Was wir
mit unseren Erkenntnismitteln nicht herankom-
men können. Für unsre Betrachtung genügt es,
selbst in einer so speziellen Frage wie der des
„Gegenstandes in der Malerei" diese allge-
meine Veränderung wiederzufinden und von
da aus die früheren verhängnisvollen Prägungen
einer Überprüfung zu unterziehen.
Hier, wo nicht an eine umfassende, systema-
tische Behandlung des Problems gedacht ist,
stellt sich zunächst die Frage: Gibt es denn
überhaupt eine Möglichkeit, über den Gegen-
stand in der Kunst anders zu denken als wir
Europäer von heute? Haben andre Kunst-
epochen andre Anschauungen darüber gehabt?
Und gibt es Zusammenhänge zwischen diesen
Anschauungen und der künstlerischen Schöp-
ferkraft der betreffenden Zeiten?
Die erste und zweite Frage beantworten sich
sofort mit Ja. Wenn der Impressionismus mit
solcher Schärfe die Gleichgültigkeit des Gegen-
standes betont und den bedeutungslosen, un-
interessanten Gegenstand sogar ausdrücklich
gefordert hat, so tat er dies im bewußten Wider-
spruch zu einer gegenteiligen Anschauung, die
er vorfand. Alles, was er als „Literatur" in der
Malerei so bitter befehdete, läuft ja auf ein in-
haltliches Interesse hinaus. Aber noch mehr:
so Ungetüm die impressionistische Anschauung
über den Gegenstand ihre allgemeine Geltung
beansprucht und durchgesetzt hat, so jung ist
sie auch. Man kann sagen, daß das Interesse
am Gegenstand, d. h. das Interesse an einem
bestimmten Objekt, an seiner menschlichen
Bedeutung und an seiner treuen Darstellung die
gesamte vornaturalistische Kunstentwicklung
beherrscht hat. So der Künstler wie der Laie
haben dieses Interesse geteilt, vielleicht mit