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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Rabinovsky, Marius: Olga Székely-Kovács
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0091

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OLGA SZEKELY-KOYÄCS.

GEMÄLDE »DANAE

OLGA SZEKELY-KOVACS.

Es gibt Talente, denen das Schicksal das
Ausdrucksvermögen in die Wiege legt,
während sich andere ihre Formsprache müh-
sam zu erobern haben. Olga Szekely-
K o v ä c s ist ein gottbegnadetes Ktinstlertalent,
das mit siebzehn Jahren bereits den Zeichen-
stift und die Tuschfeder mit koketter Über-
legenheit handhabte, mit neunzehn Jahren —
eine Wendung zum Ernsten durchmachend —
Arbeiten von urwüchsiger Frische der An-
schauung und einem eminenten Verständnis für
das Formale schuf, mit zweiundzwanzig Jahren
bei einer indifferenten offiziellen Ausstellung
vor die Öffentlichkeit trat und einen Preis ge-
wann, ein Jahr später eine Kollektivschau ver-
anstaltete und mit der ganz unweiblichen Kraft
der Darstellung und der Selbstverständlichkeit
der Formenbeherrschung Kritik und Publikum
geradezu verblüffte. Sie sollte das Erlebnis
des uneingeschränkten, spontan gewordenen
Erfolges erfahren. Mit einem Schlage ging ihr
Name in das Bewußtsein der ungarischen für
Kunst interessierten Öffentlichkeit über.

Das mühelose Gelingen verleitete sie nicht
2u einem bequemen Stehenbleiben. Die Vier-

undzwanzigjäbrige steht heute bereits auf einer
neuen Stufe ihrer Entwicklung, sie schreitet
fort auf dem Wege, den sie als notwendig emp-
findet, unbeachtet des möglicherweise zu er-
fahrenden Erfolges oder Mißerfolges.

Der Drang nach Größe, sowohl des Formats
als auch der Form, charakterisiert die junge
Künstlerin. Die Unterordnung der Einzelheiten
dem Grundthema ist bei ihr selbstverständlich
und instinktiv, nie gewollt. Der Drang nach
Größe verleiht ihr einen Schwung, der unwider-
stehlich mit sich reißt. Der mit kühner Ober-
sicht diagonal aus dem Hintergrund in die Bild-
fläche geschobene Oberkörper der liegenden
Halbfigur ist, trotz der Passivität der Pose,
von pathetischer Spannung erfüllt. Der mit
der breiten runden Schulter in Einem gesehene
linke Oberarm ist bei aller malerischen Mo-
delliertheit wuchtig wie ein Caravaggio. Die
Unbefangenheit, mit der in einem andern Bilde
— dem ganzfigurigen Akte — das ausgedehnte
Volumen des linken gebogenen Beines in den
Vordergrund gesetzt wird, das sichere Form-
gefühl, mit dem die gleiche Verkürzung und
das gleiche Winkelverhältnis im rechten Bein

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