Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

DOI article:
Wolfradt, Willi: Neue Arbeiten von Edwin Scharff
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0146

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Neue Arbeiten von Edwin Scharff.

EDWIN
SCHARFF.
»MUTTER
U. KIND«

fung des Formensystems ergaben, werden nun
verschliffen und ausgeglichen, alle noch einzel-
nen Teile aufgefangen und eingebunden in den
breitlagernden Zusammenhang eines bis zur
Grenze des Ungefügen unzerteilten Rumpf-
massivs. Sehr charakteristisch für diese Ten-
denzen ist etwa die Art, wie das hier abgebil-
dete Pferd (ein Hauptmotiv vor allem auch des
Graphikers Scharff durch sein ganzes Schaffen
hin) zu einer geschlossenen, auf breiter Basis
gegründeten Körpergestalt gebracht ist, wie die
Beine zu Bugkanten einer sie auffangenden und
der undurchbrochenen Masse einverleibenden
Ausfüllung geworden sind, ohne daß nun etwa
das Ganze plump oder klobig erschiene. Viel-

mehr ist den Beinen des Pferdes die federnde
Lebenskraft und vibrierende Begehrlichkeit ge-
wahrt, vielleicht sogar in ihrem eigentümlich
störrischen Esprit durch die plastische Ver-
härtung bei konturistischer Betonung noch ge-
steigert, — wie denn überhaupt diese ganze
Tonfigur von einer geradezu aufzüngelnden
Rhythmik ist und der kleine Kopf auf einem
verdickten Hals das Tier gleichsam nach Be-
wegung lechzen macht. Wie eine Personifika-
tion der heiligen Schwere thront die „Parze"
in unverrücklicher Majestät; die Last des Ver-
hängnisses, das sie verwaltet, ist als Wucht der
Haltung, als mächtige Anwälzung von Materie
im Fundament der Gestalt veranschaulicht. Die
 
Annotationen