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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 54.1924

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Helander, Thomas: Neue Arbeiten von Kurt Edzard
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https://doi.org/10.11588/diglit.8536#0213

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KURT
EDZARD-
BERLIN

NEUE ARBEITEN VON KURT EDZARD.

VON THOMAS HET,ANDER.

Zu den Künstlern, die an einer Erneuerung
unserer künstlerischen Kultur in hervor-
ragendem Maße beteiligt sind, gehört der junge
Bildhauer Kurt Edzard. Er ist am 26. Mai
1890 in Bremen geboren, hat die Akademie in
Karlsruhe besucht und seine eigene Arbeit zu
einer Zeit begonnen, in der Auguste Rodin im
Zenit seiner Wirkung stand und schon der
Widerspruch gegen ihn aufkam. Mit aller Be-
stimmtheit sind Bildhauer wie Maillol, Hermann
Haller und Ernesto de Fiori daran gegangen,
Wesen und Werk der Plastik von den Einflüssen
der Malerei und Literatur zu trennen, die Vor-
herrschaft einer übergeordneten Idee und das
Beiwerk von Sentimentalität zu beseitigen und
einen Formwillen durchzusetzen, der von seinem
Urtrieb ausgeht wie ein Naturgesetz. Schon
Edzards frühe Arbeiten zeigen verwandtes Stre-
ben. Die spätere Kameradschaft mit Haller und
Fiori hat ihn gefestigt und seine Sicherheit her-
ausbilden helfen, die ohne Befangenheit und
Absichtlichkeit vergleichen und schaffen kann.

Wir zeigen eine Anzahl seiner Werke, die
aus verschiedenen Jahren stammen. Mit dem
„Porträt einer Schauspielerin" ist Edzard 1910
auf der Ausstellung der Sezession zum ersten

Male vor die Öffentlichkeit getreten. Da ist
der Ton seines Taktes, mit dem er behutsam
fremdes Wesen nach eigenem Bilde bildet. Die
„Liegende Frau" bezeichnet ungefähr den heu-
tigen Grad seiner Reife. Da ist die Verhalten-
heit und leise lebende Bewegung, die den Reiz
Edzardscher Kunst ausmacht. Hier ist eine Ent-
wicklung schon weit gediehen, die dazu führt,
im plastischen Gebild eine kleine Welt für sich
zum Organismus zu gestalten, der in sich An-
fang und Ende, Mitte und Beziehung ist.

Und das ist das Wesen seiner Arbeit: Mo-
numente zu schaffen, in denen das Blut eigenen
Daseins klopft, das eingestellt ist in einem
Schauen nach innen, in einem Lauschen nach
außen. Der „Frauenkopf" steht ernst und ge-
schlossen im Räume eines Daseins, das Dunkel-
heiten kennt, Fernen und Geheimnisse, und das
sich zusammenhält für eine einzige wirkliche
Beziehung. Weichheit des Mundes und die
zarte Führung der Stirn und Wangenschalen
mildert die Strenge dieses Kopfes, in dem ein
hoher menschlicher Adel seine schöne und
gültige künstlerische Form fand.

Die große Gestalt des „Jünglings" hat Form
und Gebärde einer für sich geltenden Kraft und

XXVII. Juli 1924. 4
 
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