SASRfA'S TOD.
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weniger der neue von Holland op zyn smalft, der Amfterdam Glück und neue
Wohlfahrt bringen möge,, die Schiffe heranführte, belebt von den aus und ein-
pafürenden Schiffen, von denen die tiefgehenden mit den »Kamelen": über die
Sandbänke der Pampus gefchleppt werden mußten; oder an die Amftel und diefc
entlang, links am Canal, wo am Watergraafsmeer die Schiffe hoch über den aus-
getrockneten^ fetten/ eingedeichten Ländereien dahinziehen oder rechts die Amftel
entlang; wo es fo wunderbare Blicke auf die echt holländilche Mufterlandfchaft
giebt: unablehbar lange Reihen grüner Weiden mit breiteren und fchmäleren
glitzernden Waffergräben; Heerden von herrlichem Vieh; in den Wafferkoppeln
getrennt; darüber verftreut; von Zeit zu Zeit am Wege Bauerngehöfte mit ihren
Heu- und Strohfehobern und Storchneftern; und einem Kranz hoher Bäume und
Waffergraben herum; auf den Wegen Bauernwagen mit kurzer; wie ein C ge-
lchwungener Deichlei; an der der Fuhrmann mit Holzlchuh-bewaffnetem Fuß
das Gefährt fteuert; während das Pferd ohne Deichfel davor zieht; auf den
Slooten Bauernkähne; in denen die Melker zum Melken fahren und die Milch-
eimer heim bringen. Im Winter Iah Rembrandt das Bild; das uns hunderte der
alten Bilder jener Tage fchildern, und das man noch jetzt fehen kann; allerdings
feiten genug; wenn bei gutbm Rillen Froft die Amftel und das Y blank zufrieren
und wirklich das Volk; Männer und Frauen; Herrfchaft und Knecht und Magd
Schlittlchuh läuft; nicht blos zum Vergnügen dilettantiich oder mit Kunftftudium;
londern auch regelrecht in der Tagesarbeit, zum Markt; zum Gefchäft, zum Be-
tuch oder was es lei. Der Reiche Ipannt dann auch gern; wenn er einen guten
Traber hat; feinen Harttraber vor den Schlitten; nebenher faulen auf den langen
friefifchen Schlittfchuhen Läufer und Läuferinnen; waszußmmengehört, in langer
Kettenreihe hintereinander — es ift ein merkwürdiges Bild am fchönen grünen
Sommer- und am fchönen weißen Winter-Tage. Rembrandt hat fleh dort an der
Amftel mehrere Motive geholt für leine herrlichen Landfchaften.
Triumph — auch wohl kein Licht ohne Schatten; diefer Triumph felbft! —
und Unglück brachte das Jahr 1642; den Höhepunkt in einer; den Beginn des
Abwärtsfinkens in anderer Beziehung; wie fchon Vosmaer fo ichön auseinander-
geletzt hat.
In diefem Jahre malte er fein großes Schützen - Bild; aber es ftarb im
Juni Saskia; nachdem he ihm im September des vergangenen Jahres einen
Sohn geboren hatte; der Titus getauft war und der am Leben blieb. Saskia hat
ihren Mann geliebt; wie noch] ihr Teftament beweift. Ihr Söhnchen Titus ift
der Erbe ihres beträchtlichen Vermögens; »mit der Bedingung jedoch; daß Rem-
brant van Rijn; ihr Mann; bis zum Wiederheirathen, oder; nicht wieder heirathend;
bis zu feinem Tode im vollen Behtz und in Nutznießung von allen ihren; der
Teftirenden; nachgelaffenen Gütern fbll verbleiben." Es knüpfte lieh in der Folge
manches Unerquickliche daran; wie Rembrandt nun, mit 35 Jahren Wittwer, und
durch das an fleh fo fchöne und richtige Teftament doch auch wieder gebunden,
eine Reihe von Jahren allein in feinem großen Hauswelen mit dem erwachfenden
Kinde blieb. Sein Vermögen wurde, nach dem damals aufgenommenen gericht-
lichen Inventarium auf 40,/$0 Gulden gefchätzt.
Auszug des Fähnleins von Frans Banning Cock nennt man heute die früher
fbgenannte »Nachtrunde", das Hauptwerk des Amfterdammer Trippenhuifes und in
wenigen Jahren endlich des neuen, im Bau begriffenen Mufeums, welches mit anderen
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weniger der neue von Holland op zyn smalft, der Amfterdam Glück und neue
Wohlfahrt bringen möge,, die Schiffe heranführte, belebt von den aus und ein-
pafürenden Schiffen, von denen die tiefgehenden mit den »Kamelen": über die
Sandbänke der Pampus gefchleppt werden mußten; oder an die Amftel und diefc
entlang, links am Canal, wo am Watergraafsmeer die Schiffe hoch über den aus-
getrockneten^ fetten/ eingedeichten Ländereien dahinziehen oder rechts die Amftel
entlang; wo es fo wunderbare Blicke auf die echt holländilche Mufterlandfchaft
giebt: unablehbar lange Reihen grüner Weiden mit breiteren und fchmäleren
glitzernden Waffergräben; Heerden von herrlichem Vieh; in den Wafferkoppeln
getrennt; darüber verftreut; von Zeit zu Zeit am Wege Bauerngehöfte mit ihren
Heu- und Strohfehobern und Storchneftern; und einem Kranz hoher Bäume und
Waffergraben herum; auf den Wegen Bauernwagen mit kurzer; wie ein C ge-
lchwungener Deichlei; an der der Fuhrmann mit Holzlchuh-bewaffnetem Fuß
das Gefährt fteuert; während das Pferd ohne Deichfel davor zieht; auf den
Slooten Bauernkähne; in denen die Melker zum Melken fahren und die Milch-
eimer heim bringen. Im Winter Iah Rembrandt das Bild; das uns hunderte der
alten Bilder jener Tage fchildern, und das man noch jetzt fehen kann; allerdings
feiten genug; wenn bei gutbm Rillen Froft die Amftel und das Y blank zufrieren
und wirklich das Volk; Männer und Frauen; Herrfchaft und Knecht und Magd
Schlittlchuh läuft; nicht blos zum Vergnügen dilettantiich oder mit Kunftftudium;
londern auch regelrecht in der Tagesarbeit, zum Markt; zum Gefchäft, zum Be-
tuch oder was es lei. Der Reiche Ipannt dann auch gern; wenn er einen guten
Traber hat; feinen Harttraber vor den Schlitten; nebenher faulen auf den langen
friefifchen Schlittfchuhen Läufer und Läuferinnen; waszußmmengehört, in langer
Kettenreihe hintereinander — es ift ein merkwürdiges Bild am fchönen grünen
Sommer- und am fchönen weißen Winter-Tage. Rembrandt hat fleh dort an der
Amftel mehrere Motive geholt für leine herrlichen Landfchaften.
Triumph — auch wohl kein Licht ohne Schatten; diefer Triumph felbft! —
und Unglück brachte das Jahr 1642; den Höhepunkt in einer; den Beginn des
Abwärtsfinkens in anderer Beziehung; wie fchon Vosmaer fo ichön auseinander-
geletzt hat.
In diefem Jahre malte er fein großes Schützen - Bild; aber es ftarb im
Juni Saskia; nachdem he ihm im September des vergangenen Jahres einen
Sohn geboren hatte; der Titus getauft war und der am Leben blieb. Saskia hat
ihren Mann geliebt; wie noch] ihr Teftament beweift. Ihr Söhnchen Titus ift
der Erbe ihres beträchtlichen Vermögens; »mit der Bedingung jedoch; daß Rem-
brant van Rijn; ihr Mann; bis zum Wiederheirathen, oder; nicht wieder heirathend;
bis zu feinem Tode im vollen Behtz und in Nutznießung von allen ihren; der
Teftirenden; nachgelaffenen Gütern fbll verbleiben." Es knüpfte lieh in der Folge
manches Unerquickliche daran; wie Rembrandt nun, mit 35 Jahren Wittwer, und
durch das an fleh fo fchöne und richtige Teftament doch auch wieder gebunden,
eine Reihe von Jahren allein in feinem großen Hauswelen mit dem erwachfenden
Kinde blieb. Sein Vermögen wurde, nach dem damals aufgenommenen gericht-
lichen Inventarium auf 40,/$0 Gulden gefchätzt.
Auszug des Fähnleins von Frans Banning Cock nennt man heute die früher
fbgenannte »Nachtrunde", das Hauptwerk des Amfterdammer Trippenhuifes und in
wenigen Jahren endlich des neuen, im Bau begriffenen Mufeums, welches mit anderen
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