Dohme, Robert: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Berlin, 1878)

Claes Pietersz Berchem.
Geb. in Harlem 1620; geft. in Amfterdam 1683.
Einer ganz anderen Richtung als die bisher betrachteten Landfehafter und
Thiermaler gehört Claes Pietersz Berchem an, der bedeutendfte Meifter unter
denjenigen, welche, ohne die naturaliftifche Auffäffungsweife zu verlaffen, doch
dem heimathlichen Charakter bei der Wahl ihrer Motive untreu wurden und die
Scenerie ihrer Landfchaften nach Italien verlegten.
Berchem wurde im September des Jahres 1620 zu Harlem geboren und ge-
nofs den erften Unterricht von feinem Vater Pieter Claesz, einem unbedeutenden
und faft ganz unbekannten Stilllebenmaler, der von einigen Biographen auch Pieter
von Harlem genannt wird. Er felbft fchrieb fich jedoch nur Pieter Claesz und
führte den Namen Berchem noch nicht, wie dies van der Willigen auch documen-
tarifch nachgewiefen hat. Nach den Trauungsregiftern heirathete der Vater am
2t. Mai 161/ Geertjen Hendricksdochter; das erfle Kind aus diefer Ehe war ein
Mädchen, Riekje, das zweite, am 1. Oktober 1620 getaufte, unfer Claes Ber-
chem. Houbraken, die Quelle aller fpäteren Biographen auch diefes Künftlers,
nennt aufser feinem Vater noch fünf andere Lehrer in der folgenden Reihe: Jan
van Goyen, Nicolas Moyaert, P. Fransz de Grebber, J. Wils und feinen „Neef"
Jan Baptist Weenix, ohne uns mitzutheilen, in welchem Alter, wie lange, und wo
er bei jedem der Genannten gelernt habe.
Da van Goyen (1596—1656) bis 1631 in Leyden fpäter aber im Haag an-
fäffig war, fb dürfte wohl Berchem, von dem kaum anzunehmen, dafs er vor
feinem elften Jahre in die Lehre kam, nach 1631 bei ihm im Haag gelernt
haben; Nicolas Moyaert dagegen, der um 1600 geboren fein mufs, erfcheint
im Jahre 1630 als Mitglied der Lucasgilde in Amfterdam, wo er damals alfb
anfällig war und es noch 1638 fein mochte, als ihm der Magiftrat diefer
Dohme, Kunst u. Künstler. No. 32—35. 12