Daniel Chodowiecki.
Geb. in Danzig 1726; geft. in Berlin 1801.
Mit der zweiten Hälfte des fechzehnten Jahrhunderts weicht das Volks-
tümliche und dadurch die gefunde Grundlage einer nationalen Entwickelung
aus der deutfchen Malerei. Dürer's und der Kleinmeifler Stiche und Holzfchnitte
waren einft in jedes Haus gedrungen als der künfllerifche Ausdruck der die
breiten Schichten des Bürgerthums bewegenden Intereffen. Das Leben der
Landsknechte, Bauern und fahrenden Leute, die Hochzeitszüge und Tänze der
Patrizier waren Gegenwände, welche, der Vorflellung durch den täglichen Anblick
geläufig, allfeitig Verfländnifs und Beifall fanden, die Darflellungen der heiligen
Schrift und Legende in zeitgenöffifchem Gewände waren nur der Bild gewordene
Ausdruck der Volksphantahe felbft. Mehr und mehr aber änderte hch mit dem
fiegreichen Vordringen der italienifchen Renaiffance Stoffgebiet und Gedanken-
welt der deutfchen Kunfl. Diesfeits der Alpen fehlte jener Zufammenhang mit
dem Alterthum, wie ihn in Italien das nie erlofchene Bewufstfein von der über-
nommenen Erbfchaft der Römerwelt und die Fülle der erhaltenen Denkmäler
wach erhielt. Auch lenkte der Humanismus hier nie in die breiten Gleife wie in
Italien, fondern blieb Wets auf die engeren Gelehrtenkreife befchränkt und för-
derte fo den erfl von jetzt an fcharf hervortretenden Gegenfatz zwifchen ^gelehrt"
und nnicht gelehrt", ln demfelben Mafse aber wie die deutfche Kunfl dem
Einhufs der glänzenden italienifchen Vorbilder unterlag d. h. gelehrter wurde,
entfremdete he hch dem Volksgeihe.