Jan Weenix.
Geb. in Utrecht um 1640; gett. in Amfterdam 17:9.
Eine Specialität ganz eigener Art und in feiner Sphäre unerreicht von Zeit-
genoffen und Nachahmern ift Jan Weenix, der Meifter in der DarfteHung todter
Thiere, am berühmteren durch feinen Lieblingsvorwurf, den unvergleichlichen
todten Hafen, an deffen Fell man jedes einzelne Haar genau wahrnehmen kann,
fo dafs man kaum begreift, wie der Meifler felbft in diefem Gewirre feinfler Pinfel-
flriche fleh zurechtfinden konnte, ohne fteif und unnatürlich zu werden. Der Ver-
gleich mit einem Hafen von der Hand Fyt's zeigt in der augenfalligften Weife den
gewaltigen Unterfchied in der Behandlungsweife der beiden Künftler, wie den der hol-
ländifchen und der Hämifchen Schule überhaupt. Fyt's breiter Farbenauftrag ift
auf die Wirkung aus der Ferne berechnet, während Weenix denfelben Totalein-
druck mit der peinlicheren Behandlung des Details zu erzielen weifs und, auch in
der Nähe betrachtet, noch an optifche Täufchung glauben machen kann. Zu feinem
Hafen gruppirt er in der Regel noch todtes Geflügel verfchiedener Art: Pfauen,
Schwäne, Fafanen, Rebhühner, Enten, daneben ein prächtiges Wehrgehänge, Jagd-
meffer, Flinten, dazu zuweilen einen das Ganze bewachenden Hund. Den Hinter-
grund bildet eine mit Hautreliefs gefchmückte Urne oder Vafe, die vor dunkel-
violettem oder braunrothem Vorhänge dreht, der auf einer Seite den Ausblick in
einen Park gewährt. Oft contraftrirt in der eigenthümlichften Weife mit dem
dunkelblauen Sammt des Vorhanges ein weifser Pfau oder ein Schwan, der mit
derfelben Virtuofltät behandelt ift, wie der übliche Haie; oder er malt grölsere
Jagdftücke, lediglich decorativer Wirkung wie eine Reihe der herrlichften, wand-
grofsen Bilder von feiner Hand in dem königlichen Schlöffe zu Schleifsheim die
Säle lchmückt. Ausnahmsweife behandelte er in feinen letzten Jahren auch Blumen-
ftücke, bei welchen er aber in Ton und Farbe mit den Berühmtheiten der hol-
ländifchen Schule auf diefem Gebiete nicht concurriren kann.
All diefe Vorwürfe aber, mit welchen der Name Weenix faft untrennbar ver-
knüpft erfcheint, find die Sphäre feiner ausgeprägten Individualität und feiner
Glanzperiode; das leuchtende Colorit, die Delicateffe der Ausführung und die
Naturwahrheit der DarfteHung machen ihn darin leicht kenntlich.
Weniger leicht zu charakterifiren find die Producte feiner erften Periode, in
welcher er fleh noch von dem Einfluffe feines Vaters Jan Baptift Weenix nicht
losgerungen hatte und einen gewiffen Stolz darin zu fetzen fchien, Farbe, Manier
und Compofition deffelben täuefhend nachzuahmen.
Geb. in Utrecht um 1640; gett. in Amfterdam 17:9.
Eine Specialität ganz eigener Art und in feiner Sphäre unerreicht von Zeit-
genoffen und Nachahmern ift Jan Weenix, der Meifter in der DarfteHung todter
Thiere, am berühmteren durch feinen Lieblingsvorwurf, den unvergleichlichen
todten Hafen, an deffen Fell man jedes einzelne Haar genau wahrnehmen kann,
fo dafs man kaum begreift, wie der Meifler felbft in diefem Gewirre feinfler Pinfel-
flriche fleh zurechtfinden konnte, ohne fteif und unnatürlich zu werden. Der Ver-
gleich mit einem Hafen von der Hand Fyt's zeigt in der augenfalligften Weife den
gewaltigen Unterfchied in der Behandlungsweife der beiden Künftler, wie den der hol-
ländifchen und der Hämifchen Schule überhaupt. Fyt's breiter Farbenauftrag ift
auf die Wirkung aus der Ferne berechnet, während Weenix denfelben Totalein-
druck mit der peinlicheren Behandlung des Details zu erzielen weifs und, auch in
der Nähe betrachtet, noch an optifche Täufchung glauben machen kann. Zu feinem
Hafen gruppirt er in der Regel noch todtes Geflügel verfchiedener Art: Pfauen,
Schwäne, Fafanen, Rebhühner, Enten, daneben ein prächtiges Wehrgehänge, Jagd-
meffer, Flinten, dazu zuweilen einen das Ganze bewachenden Hund. Den Hinter-
grund bildet eine mit Hautreliefs gefchmückte Urne oder Vafe, die vor dunkel-
violettem oder braunrothem Vorhänge dreht, der auf einer Seite den Ausblick in
einen Park gewährt. Oft contraftrirt in der eigenthümlichften Weife mit dem
dunkelblauen Sammt des Vorhanges ein weifser Pfau oder ein Schwan, der mit
derfelben Virtuofltät behandelt ift, wie der übliche Haie; oder er malt grölsere
Jagdftücke, lediglich decorativer Wirkung wie eine Reihe der herrlichften, wand-
grofsen Bilder von feiner Hand in dem königlichen Schlöffe zu Schleifsheim die
Säle lchmückt. Ausnahmsweife behandelte er in feinen letzten Jahren auch Blumen-
ftücke, bei welchen er aber in Ton und Farbe mit den Berühmtheiten der hol-
ländifchen Schule auf diefem Gebiete nicht concurriren kann.
All diefe Vorwürfe aber, mit welchen der Name Weenix faft untrennbar ver-
knüpft erfcheint, find die Sphäre feiner ausgeprägten Individualität und feiner
Glanzperiode; das leuchtende Colorit, die Delicateffe der Ausführung und die
Naturwahrheit der DarfteHung machen ihn darin leicht kenntlich.
Weniger leicht zu charakterifiren find die Producte feiner erften Periode, in
welcher er fleh noch von dem Einfluffe feines Vaters Jan Baptift Weenix nicht
losgerungen hatte und einen gewiffen Stolz darin zu fetzen fchien, Farbe, Manier
und Compofition deffelben täuefhend nachzuahmen.