Bei dem rapiden Fortfehritte, den die KunRwidenfchaft in den letzten Jahr-
zehnten gemacht, bei dem großen Interede, welches fpeciell der Blütheepoche des
I/. Jahrhunderts entgegengebracht wird, bei dem fortwährenden, ja täglichen
HerbeilchaRen neuer Documente und Daten, hnd wir heute noch nicht einmal in
der Lage, das kofibare Material endgiltig zu lichten, welches in den archiva- *
lifchen Forfchungen holländiicher Gelehrter und in den kritifchen Studien deutlicher
Fachmänner und Kunflfreunde zum dereinßigen Aufbaue des impofanten Gebäudes
einer Gelchichte der dämifchen und holländilchen KunR niedergelegt ifl.
Wir können weder die Exiftenz der Mehrzahl der künRlerilchen Individua-
litäten, fei es nach ihren dtirftigflen Lebensumriffen durch Documente, fei es ihrer
künRlerilchen Erlcheinung nach durch authentifche Werke feRRellen; noch viel
weniger können wir ihren gegenleitigen Einduß anders als durch Vermuthungen
nachweifen; und endlich lind es noch heute Hauptmomente im Leben und Schaffen
der größten holländilchen und dämifchen Meifter, über welche die widerlprechendßen
Andchten zur Geltung gelangen.
Es kann dch unter folchen UmRänden heut nur um mehr oder weniger ein-
gehende Unterfuchungen über den Lebensgang und die Werke einzelner hervor-
ragender Männer handeln, denn was dch „Gefchichte" diefer KunRepoche nennen
würde, wäre nur eine Reihe aneinander gefügter Hypothelen, die morgen die ge-
wiflenhafte Arbeit eines holländilchen Archivars über den Haufen werfen könnte.
Man Raunt über die unerlchöpdlich lcheinende Zahl von KünRlern, die in
dem kleinen LandRriche in wenigen Decennien fb Außerordentliches hervorge-
bracht haben. Die früher den Rembrandt, ORade, Ruysdael, etc. etc. zugefchrie-
benen Werke fallen unter der Sonde der Kritik Dutzenden von Urhebern zu,
deren Namen man vor Kurzem kaum noch nennen hörte. Suchen wir aber in den
früheren Jahrhunderten nach den Quellen dieles gewaltigen Stromes, fb verlieren
wir faR vollRändig feine Spuren, und doch drängt dch jedem, der dch mit
der holländilchen KunR der vergangenen Zeiten befreundet hat, die Ueber-
zeugung auf: „daß dielelbe, ungeachtet de treu den Entwicklungsphafen folgt,
welche die mittelalterliche KunR in Europa überhaupt durchgemacht hat, nichts
deRoweniger Rets einen eigenthümlichen Charakter aufweiR, und daß die Blüthe-
epoche des debzehnten Jahrhunderts nur die ununterbrochene und logilche Ent-
faltung früherer, dauernder Verbuche, daß de nur das Relultat einer nationalen
Thätigkeit lein kann, die von allem Anbeginne ihren eigentümlichen Charakter
mit ganzer Stärke, mit vollßem Bewußtfein empfunden und zum Ausdrucke ge-
bracht hat."
Mit den letzteren Worten hat C. Vosmaer, ein um die Gefchichte der hollän-
difchen KunR hochverdienter Forfcher, in der vollen Ueberzeugung von der leit
Jahrhunderten vorhandenen nationalen Eigentümlichkeit feines Vaterlandes, welche
dch gleichwol erR nach langjährigen blutigen Kriegen mit Beginn des debzehn-
1 *
zehnten gemacht, bei dem großen Interede, welches fpeciell der Blütheepoche des
I/. Jahrhunderts entgegengebracht wird, bei dem fortwährenden, ja täglichen
HerbeilchaRen neuer Documente und Daten, hnd wir heute noch nicht einmal in
der Lage, das kofibare Material endgiltig zu lichten, welches in den archiva- *
lifchen Forfchungen holländiicher Gelehrter und in den kritifchen Studien deutlicher
Fachmänner und Kunflfreunde zum dereinßigen Aufbaue des impofanten Gebäudes
einer Gelchichte der dämifchen und holländilchen KunR niedergelegt ifl.
Wir können weder die Exiftenz der Mehrzahl der künRlerilchen Individua-
litäten, fei es nach ihren dtirftigflen Lebensumriffen durch Documente, fei es ihrer
künRlerilchen Erlcheinung nach durch authentifche Werke feRRellen; noch viel
weniger können wir ihren gegenleitigen Einduß anders als durch Vermuthungen
nachweifen; und endlich lind es noch heute Hauptmomente im Leben und Schaffen
der größten holländilchen und dämifchen Meifter, über welche die widerlprechendßen
Andchten zur Geltung gelangen.
Es kann dch unter folchen UmRänden heut nur um mehr oder weniger ein-
gehende Unterfuchungen über den Lebensgang und die Werke einzelner hervor-
ragender Männer handeln, denn was dch „Gefchichte" diefer KunRepoche nennen
würde, wäre nur eine Reihe aneinander gefügter Hypothelen, die morgen die ge-
wiflenhafte Arbeit eines holländilchen Archivars über den Haufen werfen könnte.
Man Raunt über die unerlchöpdlich lcheinende Zahl von KünRlern, die in
dem kleinen LandRriche in wenigen Decennien fb Außerordentliches hervorge-
bracht haben. Die früher den Rembrandt, ORade, Ruysdael, etc. etc. zugefchrie-
benen Werke fallen unter der Sonde der Kritik Dutzenden von Urhebern zu,
deren Namen man vor Kurzem kaum noch nennen hörte. Suchen wir aber in den
früheren Jahrhunderten nach den Quellen dieles gewaltigen Stromes, fb verlieren
wir faR vollRändig feine Spuren, und doch drängt dch jedem, der dch mit
der holländilchen KunR der vergangenen Zeiten befreundet hat, die Ueber-
zeugung auf: „daß dielelbe, ungeachtet de treu den Entwicklungsphafen folgt,
welche die mittelalterliche KunR in Europa überhaupt durchgemacht hat, nichts
deRoweniger Rets einen eigenthümlichen Charakter aufweiR, und daß die Blüthe-
epoche des debzehnten Jahrhunderts nur die ununterbrochene und logilche Ent-
faltung früherer, dauernder Verbuche, daß de nur das Relultat einer nationalen
Thätigkeit lein kann, die von allem Anbeginne ihren eigentümlichen Charakter
mit ganzer Stärke, mit vollßem Bewußtfein empfunden und zum Ausdrucke ge-
bracht hat."
Mit den letzteren Worten hat C. Vosmaer, ein um die Gefchichte der hollän-
difchen KunR hochverdienter Forfcher, in der vollen Ueberzeugung von der leit
Jahrhunderten vorhandenen nationalen Eigentümlichkeit feines Vaterlandes, welche
dch gleichwol erR nach langjährigen blutigen Kriegen mit Beginn des debzehn-
1 *