Dohme, Robert: Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Berlin, 1878)

Gerhard Terborch.
Geb. 1608 in Zwolie, 1681 in Deventer.

Als im Anfang des 1/. Jahrhunderts die Holländer auch in der Malerei neue
Reiche entdeckten und in Behtz nahmen, da erdanden unter ihnen drei Genre-
maler, die wie Königsföhne im Märchen die verfchiedenen Stände ihres Volkes
unter einander vertheilten, um fleh zu künftlerifchen Herrfchern darüber aufzu-
fchwingen: Gerhard Terborch, Gerhard Dou und Adriaen van Oftade. Der erfte
wählte fleh den höheren, der zweite den mittleren, der dritte den niederen Ge-
fellfchaftskreis.
Es waren hochbegabte Männer. Sie wurden die Erden ihrer Art für ihre
Zeit, was in diefer Blüthenepoche genialer Kräfte und trefflicher Talente viel be-
tagt, und fle find, was nicht weniger heifst, Vorbilder geblieben bis auf den
heutigen Tag.
Sie waren Glückliche. Grofser Bahnbrecher und Neuerer zu fein, ift feiten
eine rein beglückende oder nach dem gewöhnlichen Mafsftabe voll lohnende Auf-
gabe. Wer neue Weltanfchauung oder grofse Umwälzung bringt, neue Welten
ahnt und fucht, darf den Gang durch Hölle und Fegefeuer der entgegenflehen-
den Ueberzeugungen und Vorurtheile nicht fcheuen und den Sturz nicht fürchten,
wie er fleh in's Ungewiffe hinein wagt.

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