Gerard Dov.
Geb. in Leiden 1613; geft. 1675.
Gerard Dov ift der Grofsmeifter der Maler des kleinbürgerlichen häuslichen
Lebens^ dehen Walten und Schalten daheim er mit einer erfreuenden Wahrheit und
flimmungsvollen Empfindung darftellte; wie noch Niemand vor ihm. Um etwa
anderthalb Jahrhunderte der Dichtung darin vorauf; gewann er malerifch für die
Kunft dies Alltagsgetreibe einfacher Menfchen. Und he fchildernd in ihrer Be-
haglichkeit oder Arbeit; umgeben von deni; was ihnen das Leben werth und
wichtig; lieb; heimlich und gemüthlich macht; machte er auch feine Werke für
alle Zeiten und Geifter; welche ähnlich empfinden; werth und wichtig; lieb; heim-
lich und gemüthlich. Ein lchöner Dov hat feine erfreuende Macht behalten bis
auf den heutigen Tag.
Das Bürgerthum des Mittelalters hatte den Geht der Häuslichkeit ganz be-
londers ausgebildet. In häuslicher Enge und Befchränktheit galt es das wahre
Glück zu fuchen. Verltand und Wille ftiefsen bei jedem Vertuch freier Regung
auf taufend Schranken. Aus dem Geleite fetter Ordnung und Sitte durfte Nie-
mand ohne grofse Gefahr für fleh hinaus. So war nur dem Gemüth freier Spiel-
raum gelaffen; und die mittelalterliche Religiofität; Myftik und Haushtte wurde
unter feinem Einflufs eigenthümlich ausgebildet. Es entwickelte fich daraus unter
gewiffen Verhältniffen ein eigenthümlicher Geifteszuftand; wie man ihn zu andern
Zeiten nicht kannte: die Gemüthlichkeit.
Rembrandt van Rijn war der grofse Meifter des Gemüths. Sein Schüler
Gerard Dov ward der grofse Meifter der Gemüthlichkeit und zwar jener Art; die
fich auf ruhigen Sinn; Pflichterfüllung und Freude; das Seinige gethan zu
haben; ftützt.
Das Heim und die Dinge; in und mit denen wir leben; werden in folcher
Gemüthsverfaffung wichtige Theile unteres Wefens; unter Geht fteckt darin als
Arbeit; Sorge und Freude. Es giebt Heimweh; es giebt aber auch Heimfreude.
Sind die Schweizer wegen jenes berühmt; fo kann man bei den Holländern wie
nur irgendwo die Heimfreude finden. Jenes quält fchmerzlich unruhig in der
weiten Welt und fehnt fleh in die Heimath. Diefe ift eng befchloffen; wunfchlos
zufrieden; und ihre Sorge geht nicht weiter; als dafs Alles fo bleibe und nichts
die Ruhe und den Frieden ftöre. Sie fchafft um fich Freude und ftilles Leben.
Gerard Dov ward in der Schilderung diefes Zuftandes einer der erften und
gröfsten Malerpoeten.
Geb. in Leiden 1613; geft. 1675.
Gerard Dov ift der Grofsmeifter der Maler des kleinbürgerlichen häuslichen
Lebens^ dehen Walten und Schalten daheim er mit einer erfreuenden Wahrheit und
flimmungsvollen Empfindung darftellte; wie noch Niemand vor ihm. Um etwa
anderthalb Jahrhunderte der Dichtung darin vorauf; gewann er malerifch für die
Kunft dies Alltagsgetreibe einfacher Menfchen. Und he fchildernd in ihrer Be-
haglichkeit oder Arbeit; umgeben von deni; was ihnen das Leben werth und
wichtig; lieb; heimlich und gemüthlich macht; machte er auch feine Werke für
alle Zeiten und Geifter; welche ähnlich empfinden; werth und wichtig; lieb; heim-
lich und gemüthlich. Ein lchöner Dov hat feine erfreuende Macht behalten bis
auf den heutigen Tag.
Das Bürgerthum des Mittelalters hatte den Geht der Häuslichkeit ganz be-
londers ausgebildet. In häuslicher Enge und Befchränktheit galt es das wahre
Glück zu fuchen. Verltand und Wille ftiefsen bei jedem Vertuch freier Regung
auf taufend Schranken. Aus dem Geleite fetter Ordnung und Sitte durfte Nie-
mand ohne grofse Gefahr für fleh hinaus. So war nur dem Gemüth freier Spiel-
raum gelaffen; und die mittelalterliche Religiofität; Myftik und Haushtte wurde
unter feinem Einflufs eigenthümlich ausgebildet. Es entwickelte fich daraus unter
gewiffen Verhältniffen ein eigenthümlicher Geifteszuftand; wie man ihn zu andern
Zeiten nicht kannte: die Gemüthlichkeit.
Rembrandt van Rijn war der grofse Meifter des Gemüths. Sein Schüler
Gerard Dov ward der grofse Meifter der Gemüthlichkeit und zwar jener Art; die
fich auf ruhigen Sinn; Pflichterfüllung und Freude; das Seinige gethan zu
haben; ftützt.
Das Heim und die Dinge; in und mit denen wir leben; werden in folcher
Gemüthsverfaffung wichtige Theile unteres Wefens; unter Geht fteckt darin als
Arbeit; Sorge und Freude. Es giebt Heimweh; es giebt aber auch Heimfreude.
Sind die Schweizer wegen jenes berühmt; fo kann man bei den Holländern wie
nur irgendwo die Heimfreude finden. Jenes quält fchmerzlich unruhig in der
weiten Welt und fehnt fleh in die Heimath. Diefe ift eng befchloffen; wunfchlos
zufrieden; und ihre Sorge geht nicht weiter; als dafs Alles fo bleibe und nichts
die Ruhe und den Frieden ftöre. Sie fchafft um fich Freude und ftilles Leben.
Gerard Dov ward in der Schilderung diefes Zuftandes einer der erften und
gröfsten Malerpoeten.