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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,2): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Berlin, 1878

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Lemcke, Carl von: Rembrandt van Rijn: geb. in Leiden am 15. Juli 1607, gest. in Amsterdam am 8. Oct. 1669
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https://doi.org/10.11588/diglit.34542#0069

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TECHNISCHE MEISTERSCHAFT UND KÜNSTLERISCHE BEDEUTUNG. 55

Raum zu malen gewulst, den Tanz der SonnenRäubchen im Licht-Einfall, wie das
Fluthcn des Lichtes durch die Spalten zwilchen den Wolken-Bergen vom Himmel
zur Erde hinab. Seine Geichicklichkeit in der Radirung war lo außerordentlich,
dals Houbraken darüber bemerkt, er habe leine Arb die Platten zu überarbeiten,
geheim gehalten und keinen Lehrling zulehen laffen, und lei leine KunR unbe-
greiflich und lomit leine Entdeckung, gleichwie die Wiffenlchaft der Glasmalerei
von Dirk und Wouter Crabet in Gouda, mit ihm in's Grab gelunken. HinRcht-
lich feiner technilchen MeiRerfchaR mag man ihn vielleicht am beiten vergleichen
mit SebaRian Bach. Er fugirte leine Farbentöne und Harmonien mit der leiben
KunR und freiquellenden Sicherheit, wie dicler.
Was wir Modernen, verwöhnt durch Erlcheinungen neuerer Zeit, auch bei
einem Rembrandt van Rijn leicht vermißen, iR eine reiche Entwicklung, wie wir
he etwa in Goethe gewahren, die hch in verichiedenen Stilen übereinander erhebt
und in jedem ihre reichen Blüthen trägt. Doch jene Zeit war anders in ihrer Bil-
dung, einheitlicher und belchränkter, aber dafür auch durchgehends gründlicher
und vollkommener in ihrer einmal gewählten Art, als die der neuchen Zeit. Wenn
Rembrandt nach dem Tode Saskia's eine Reife nach Italien gemacht hätte, wie
Goethe he nach dem zehnjährigen Aufenthalt in Weimar machte! Doch Rembrandt
van Rijn ift, wie er iR, einer der größten jener erlefenen Menlchcn, welche Welt
und GeiR in der Nachbildung des Scheines als Maler darRellen und lo in ihrer
Weife der Menfchheit neue Anlchauungen und Empfindungen und überhaupt ein
anderes geiRiges Leben eröffnen.
Sieh nur herab, es ift ein Werk von dir,
Das jedes andre neben hch verdunkelt,
Und zwilchen vielen Sternen hier
Als wie ein Stern der erden Gröfse funkelt.
Sieh, was dein Werk für einen Eindruck macht,
Das du in deinen reinften Stunden
Aus deinem innern Selbft empfunden.
Mit Maafs und Weisheit durchgedacht,
Mit ftillem, treuem Fleifs vollbracht ....
So lebft auch du durch ungemeff'ne Zeit;
Ceniefse der Unflerblichkeit!
lagt Goethe in Künßlers Apotheole, in der noch Anderes auf unleren MeiRer palst.
Wie Rembrandt van Rijn Rarb, haben wir gefehen: läng- und klanglos. Aber
lein höheres Leben begann bald nach feinem Tode. Seine Bedeutung iR bleibend.
Holland ehrt ihn als einen feiner ruhmvollRen Söhne. Am 2y. Mai 1852 wurde
lein ehernes Standbild, geichaffen von L. Royer, in Gegenwart des Königs Wil-
helm III. durch den BürgermeiRer von AmRerdam enthüllt. Seitdem iR es von
feinem erRen Standort auf den gröfsten Platz AmRerdams verletzt, der nach dem
MeiRer fortan Rembrandt-Platz heilst.
Von Rembrandt's Portraits giebt Weigel's Katalog zweiundvierzig Stück an.
Gemälde, Radirungen und Handzeichnungen, verzeichnet mit Angabe der Samm-
lungen, wo Re Reh beRnden, der Nachbildungen u. R w. C. Vosmaer in leinem
»Rembrandt Harmensz. van Rijn, sa vie et ses oeuvrestq dem wir mit den
Schriften Scheltema's und den gelammelten Notizen von Chr. Kramm, wie Ichon
oben bemerkt, alles Thatlächliche verdanken. Zu der neueren Literatur über Rem-
 
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