ERHALTENE WERKE.
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nicht einmal befondere Neigung zum Portrait, wie unvergleichlich er auch als
humoridifcher Charakteridiker ift. (Sogar das berühmte Familien-Portraitbild im
Louvre ifl als fein Werk angezweifelt.)
Auch als Radirer war er ausgezeichnet, immer in feinem bekannten Genre.
Fünfzig und einige Radirungen — einige bezweifelt — liegen uns vor, charaktcrifhfch
prächtig, geiflvoll oder in ihrer Art poctifch. Um aus ihnen eine ungewöhn-
lichere Scene heraus zu greifen, wie id das Schweinefchlachten bei Licht fo
unvergänglich wahr in dem ganzen Bauernintereffe dargeflellt! Lieber Lefer! Bid
du nie in der heiligen, noch dunklen Frühe der Sonntagsmorgen um die
Weihnachtszeit vom Schreien der gefchlachteten Schweine in deiner Nachbar-
fchaft aufgeweckt und hafl deine kindlichen bitteren Thränen geweint, weil du
keine Nerven und Gefühle hattefl, wie die Bauernkinder auf dem Bild, und weil
du nie ohne Schauer daran denken kannft, dafs Thiere gefchlachtet werden?
Adriaen van Odade bildet mit Teniers und Brouwer das grofse Trio der
malerifchen Dorfgefchichtler jener Tage. Sie fchritten unterer Zeit darin voran.
Louis XIV. mochte fleh mit Fug und Recht nicht blofs aus ädhetifchen Empfin-
dungen von ihren Bildern abwenden. Er konnte darin die Feinde feiner Auf-
faffung des focialen Menfchenwefens fpüren.
Adriaen van Oftade lebte angefehen und im Wohldand, thätig bis gegen fein
Lebensende. Er darb zu Haarlem im Jahre 1685.
Dr. Gaedcrtz giebt in feinem angeführten Werke, unter Waagen's Reviflon,
die Aufzählung aller Werke des Meiders (mit ihren Bcdtzcrn).
Er zählt unter der Ueberfchrift Interieurs 218, Exterieurs 66, Einzelhguren,
Porträts 80, im Ganzen 364 Bilder auf.
Zu Am der dam im Trippenhuis: Des Händlers Wcrkdatt (ähnlich wie
das Dresdener Bild, doch mit anderem Hintergrund. Adriaen hat dcnfelben Vor-
wurf radirt. Selten id die Radirung mit der Tonne.) Die ausruhenden Reifenden
(fchön). Der Quackfalber. Der Bäcker (im Oberkörper und der Armverkürzung
nicht anfprechend). In der Sammlung van der Hoop: Bauerngefcllfchaft
(wundervoll; gekauft für 9600 Gulden; gedochen in der Galerie Choifeul). Ver-
trauliche Unterhaltung (? die Geflehter find im Stil, aber der Hintergrund?)
Im Haag: Bauern in der Herberge. Der Bierfiedler.
Zu Paris im Louvre: Die Familie Adriaen's van Odade (auch bezweifelt).
Die Dorffchule (eines der fchönden Werke). Ein Fifchmarkt. Das Innere einer
Bauernhütte. Der Trinker. Der Raucher. Ein Advocat in der Schreibdube.
Berlin: Der Leyermann. Die Frau unter der Weinlaube. Der Raucher.
Braunfchweig: Verkündigung der Geburt Chridi. Bauer mit Pfeife und
Tabaksdofe.
Caffel: Drei Exterieurs mitBauerngefellfchaften.
Dresden: Die Dorffchenke. Des Kündlers Werkdatt. Zwei effende
Bauern vor einer Schenke. Bauerngefellfchaft in der Schenke. Bauernfchenke
mit Kartenfpielern.
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nicht einmal befondere Neigung zum Portrait, wie unvergleichlich er auch als
humoridifcher Charakteridiker ift. (Sogar das berühmte Familien-Portraitbild im
Louvre ifl als fein Werk angezweifelt.)
Auch als Radirer war er ausgezeichnet, immer in feinem bekannten Genre.
Fünfzig und einige Radirungen — einige bezweifelt — liegen uns vor, charaktcrifhfch
prächtig, geiflvoll oder in ihrer Art poctifch. Um aus ihnen eine ungewöhn-
lichere Scene heraus zu greifen, wie id das Schweinefchlachten bei Licht fo
unvergänglich wahr in dem ganzen Bauernintereffe dargeflellt! Lieber Lefer! Bid
du nie in der heiligen, noch dunklen Frühe der Sonntagsmorgen um die
Weihnachtszeit vom Schreien der gefchlachteten Schweine in deiner Nachbar-
fchaft aufgeweckt und hafl deine kindlichen bitteren Thränen geweint, weil du
keine Nerven und Gefühle hattefl, wie die Bauernkinder auf dem Bild, und weil
du nie ohne Schauer daran denken kannft, dafs Thiere gefchlachtet werden?
Adriaen van Odade bildet mit Teniers und Brouwer das grofse Trio der
malerifchen Dorfgefchichtler jener Tage. Sie fchritten unterer Zeit darin voran.
Louis XIV. mochte fleh mit Fug und Recht nicht blofs aus ädhetifchen Empfin-
dungen von ihren Bildern abwenden. Er konnte darin die Feinde feiner Auf-
faffung des focialen Menfchenwefens fpüren.
Adriaen van Oftade lebte angefehen und im Wohldand, thätig bis gegen fein
Lebensende. Er darb zu Haarlem im Jahre 1685.
Dr. Gaedcrtz giebt in feinem angeführten Werke, unter Waagen's Reviflon,
die Aufzählung aller Werke des Meiders (mit ihren Bcdtzcrn).
Er zählt unter der Ueberfchrift Interieurs 218, Exterieurs 66, Einzelhguren,
Porträts 80, im Ganzen 364 Bilder auf.
Zu Am der dam im Trippenhuis: Des Händlers Wcrkdatt (ähnlich wie
das Dresdener Bild, doch mit anderem Hintergrund. Adriaen hat dcnfelben Vor-
wurf radirt. Selten id die Radirung mit der Tonne.) Die ausruhenden Reifenden
(fchön). Der Quackfalber. Der Bäcker (im Oberkörper und der Armverkürzung
nicht anfprechend). In der Sammlung van der Hoop: Bauerngefcllfchaft
(wundervoll; gekauft für 9600 Gulden; gedochen in der Galerie Choifeul). Ver-
trauliche Unterhaltung (? die Geflehter find im Stil, aber der Hintergrund?)
Im Haag: Bauern in der Herberge. Der Bierfiedler.
Zu Paris im Louvre: Die Familie Adriaen's van Odade (auch bezweifelt).
Die Dorffchule (eines der fchönden Werke). Ein Fifchmarkt. Das Innere einer
Bauernhütte. Der Trinker. Der Raucher. Ein Advocat in der Schreibdube.
Berlin: Der Leyermann. Die Frau unter der Weinlaube. Der Raucher.
Braunfchweig: Verkündigung der Geburt Chridi. Bauer mit Pfeife und
Tabaksdofe.
Caffel: Drei Exterieurs mitBauerngefellfchaften.
Dresden: Die Dorffchenke. Des Kündlers Werkdatt. Zwei effende
Bauern vor einer Schenke. Bauerngefellfchaft in der Schenke. Bauernfchenke
mit Kartenfpielern.