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PIETER DE HOOCH.
Mieris u. h w. liebten es, von der Strafse durch ein Fenfter in das nur vorn hell
beleuchtete, hinten dämmrige und verdämmernde Zimmer hineinxufchauen. Eine
eigene Theorie knüpfte fich daran, wie das Fenfter lelbft weichen muffe, um den
Effect richtig hervorzubringen, und welche Kunftgriffe dazu förderlich feien. Natür-
lich erzielte hierbei der Maler ftets einen intereffanten Effect, wie die am Fenfter
ftehenden hell beleuchteten Figuren hch gegen den neutral verdämmernden Hinter-
grund abhoben und das Zimmer im Uebergang vom Licht zum Dunkel zurück-
wich. Pieter de Hooch liebte es — allerdings auch hierfür, wie für jene Scenirung
wird Rembrandt van Rijn wohl das Vorbild gewefen fein; man denke an die
intereffante Radirung nRembrandt am Fenfter K — aus dem Zimmer durch Fenfter
oder Thür auf die Strafse oder Gracht zu fchauen. Gegen die fonnig durch-
glühte Zimmerdämmerung in ihrem lichten Helldunkel fteht dann die klare Fern-
ficht und führt mit ihrem peripectivifchen Effect weit hinaus.
ln den Bildern, deren Scenen in offener Luft vor hch gehen, weifs der
Künftler ebenfo zu berücken, indem er das im Hellen flacher Erfcheinende mit
der Einear-Perfpective und den Schatten-Contraften wirken läfst, wobei er durch
das Roth, welches er mit Vorliebe ausnutzt, und über das er in Strafsenfcenen
durch Mauern und Dächer fo ergiebig verfügen kann, in Verbindung mit Weifs,
befonders durch feine Virtuofität, das Roth unter dem Einhuffe des hellen Sonnen-
lichts darxuftellen, den Eindruck des Blendenden und Grellen lolchen Sonnen-
fcheins macht. Das kleine Bild füllt unierAuge; dieFarbenzufammenftellung reizt,
prellt gleichlam unter Auge, wie die grofse Naturfcene, welche he fchildert.
Pieter de Hooch ward der Collectiv-Name in den Galerien für die feiner
Weife hch annähernden Werke. Nichtsdeftoweniger hat man auch vor der ge-
naueren Unterfcheidung keine grofse Anzahl zufammengebracht. Ift de Hooch
früh geftorben, oder find noch in Privatlammlungen ungekannte, nicht aufgezählte
Bilder, oder hat der Maler, wie fchon Kramm fragt, ein Amt gehabt, dafs er
nur feine Mufseftunden oder nur eine Zeit hindurch hch ganz feiner Runft
widmete ?
Smith zählt in feinem Kataloge 6p Bilder de Hooch's auf, welche Binnenräume,
und 24, welche Höfe, Straisen u. k w. vorftellen. Die Themata find immer lehr
einfach, um das Intereffe nicht von der Hauptwirkung abzuziehen: eine oder ein
paar Perfonen hnd im Zimmer oder fitzen vor der Hausthür, im Hof) im Garten;
Kartenipiel, auch Lautenfpiel befchäftigt he; oder eine Frau zieht ein Kind an
oder giebt ihm zu effen; die Magd kehrt das Zimmer und dergleichen.
Z. B. (nach Waagen in der Ermitage): x.Der in dem Hofe ihres Haufes fitzenden
und mit Nähen befchäftigten Hausfrau zeigt die vom Markt zurückgekehrte Magd
einen Hecht. Ein Thorweg führt nach der anliegenden Gracht. Diefes Bild ift
nicht nur eines der fchlagendften Beifpiele jenes hellen, alle Gegenftändc umfpie-
lenden Sonnenlichts eines klaren Sommermorgens, es ift zugleich anfprechender
in den Köpfen und zugleich mehr im Einzelnen ausgeführt, als es ionft bei dem
Meifter der Fall zu fein pflegte, wie denn z. B. ein Korb hch in der Feinheit und
Meifterfchaft der Vollendung dem Gerard Dov nähert. In einem durch helles
Sonnenlicht beleuchteten Zimmer fingt eine Dame zur Laute; ein Herr be-
gleitet he —K
Das Trippenhuis zu Amfterdam hat das Portrait des Künftlers und ein herr-
liches Bild: eine Frau, die aus dem Keller kommt, giebt einem Kinde zu trinken;
PIETER DE HOOCH.
Mieris u. h w. liebten es, von der Strafse durch ein Fenfter in das nur vorn hell
beleuchtete, hinten dämmrige und verdämmernde Zimmer hineinxufchauen. Eine
eigene Theorie knüpfte fich daran, wie das Fenfter lelbft weichen muffe, um den
Effect richtig hervorzubringen, und welche Kunftgriffe dazu förderlich feien. Natür-
lich erzielte hierbei der Maler ftets einen intereffanten Effect, wie die am Fenfter
ftehenden hell beleuchteten Figuren hch gegen den neutral verdämmernden Hinter-
grund abhoben und das Zimmer im Uebergang vom Licht zum Dunkel zurück-
wich. Pieter de Hooch liebte es — allerdings auch hierfür, wie für jene Scenirung
wird Rembrandt van Rijn wohl das Vorbild gewefen fein; man denke an die
intereffante Radirung nRembrandt am Fenfter K — aus dem Zimmer durch Fenfter
oder Thür auf die Strafse oder Gracht zu fchauen. Gegen die fonnig durch-
glühte Zimmerdämmerung in ihrem lichten Helldunkel fteht dann die klare Fern-
ficht und führt mit ihrem peripectivifchen Effect weit hinaus.
ln den Bildern, deren Scenen in offener Luft vor hch gehen, weifs der
Künftler ebenfo zu berücken, indem er das im Hellen flacher Erfcheinende mit
der Einear-Perfpective und den Schatten-Contraften wirken läfst, wobei er durch
das Roth, welches er mit Vorliebe ausnutzt, und über das er in Strafsenfcenen
durch Mauern und Dächer fo ergiebig verfügen kann, in Verbindung mit Weifs,
befonders durch feine Virtuofität, das Roth unter dem Einhuffe des hellen Sonnen-
lichts darxuftellen, den Eindruck des Blendenden und Grellen lolchen Sonnen-
fcheins macht. Das kleine Bild füllt unierAuge; dieFarbenzufammenftellung reizt,
prellt gleichlam unter Auge, wie die grofse Naturfcene, welche he fchildert.
Pieter de Hooch ward der Collectiv-Name in den Galerien für die feiner
Weife hch annähernden Werke. Nichtsdeftoweniger hat man auch vor der ge-
naueren Unterfcheidung keine grofse Anzahl zufammengebracht. Ift de Hooch
früh geftorben, oder find noch in Privatlammlungen ungekannte, nicht aufgezählte
Bilder, oder hat der Maler, wie fchon Kramm fragt, ein Amt gehabt, dafs er
nur feine Mufseftunden oder nur eine Zeit hindurch hch ganz feiner Runft
widmete ?
Smith zählt in feinem Kataloge 6p Bilder de Hooch's auf, welche Binnenräume,
und 24, welche Höfe, Straisen u. k w. vorftellen. Die Themata find immer lehr
einfach, um das Intereffe nicht von der Hauptwirkung abzuziehen: eine oder ein
paar Perfonen hnd im Zimmer oder fitzen vor der Hausthür, im Hof) im Garten;
Kartenipiel, auch Lautenfpiel befchäftigt he; oder eine Frau zieht ein Kind an
oder giebt ihm zu effen; die Magd kehrt das Zimmer und dergleichen.
Z. B. (nach Waagen in der Ermitage): x.Der in dem Hofe ihres Haufes fitzenden
und mit Nähen befchäftigten Hausfrau zeigt die vom Markt zurückgekehrte Magd
einen Hecht. Ein Thorweg führt nach der anliegenden Gracht. Diefes Bild ift
nicht nur eines der fchlagendften Beifpiele jenes hellen, alle Gegenftändc umfpie-
lenden Sonnenlichts eines klaren Sommermorgens, es ift zugleich anfprechender
in den Köpfen und zugleich mehr im Einzelnen ausgeführt, als es ionft bei dem
Meifter der Fall zu fein pflegte, wie denn z. B. ein Korb hch in der Feinheit und
Meifterfchaft der Vollendung dem Gerard Dov nähert. In einem durch helles
Sonnenlicht beleuchteten Zimmer fingt eine Dame zur Laute; ein Herr be-
gleitet he —K
Das Trippenhuis zu Amfterdam hat das Portrait des Künftlers und ein herr-
liches Bild: eine Frau, die aus dem Keller kommt, giebt einem Kinde zu trinken;