IO
JAN JOSEFSZOON VAN GOYEN.
rekter Beweis dafür angefehen werden kann, dafs er keinen von ihnen für den
richtigen hielt.
Houbraken nennt als van Goyen's erften Lehrer Coenraet Schilperoort, einen
Landfchaftsmaler in Leyden, von dem nur noch Orler in feiner ))Befchryving der
Stad Leydentt mittheilt, dafs er im Jahre 1633 geftorben fein foll; über den
Charakter feiner Werke ift uns nichts bekannt. Bei diefem foll van Goyen nur
drei Monate geblieben fein, um iodann in das Atelier des Malers und Bürger-
meifters von Leyden, Ifaac Nicolai van Swanenburgh, 'des Vaters jenes Ifaaczoon
Swanenburgh zu wandern, der als Lehrer Rembrandt's das gröfste kunfthiftorifche
Interefte beanfprucht. Bei ihm kann Goyen nur vor dem Jahre 1614 gelernt
haben, da Ifaac Nicolai in diefem Jahre ftarb. Doch wiffen wir weder, wie lange
er bei diefem, noch wie lange er bei feinem nächften Lehrer, Jan Adriaansz de
Man, geblieben ifb Auch von diefem Künftler ift uns aufser einem einzigen Bilde
nichts bekannt.
Hierauf foll ihn fein Vater, in der Abficht Jan zu einem Glasmaler heranzu-
bilden, zu Hendrik Clok in die Lehre gegeben haben. Auch diefer Hendrik Clok
ift ein unbekannter Künftler; vielleicht hat Houbraken geirrt und Hendrik flatt
Cornelis Clock gefchrieben; der Letztere war allerdings in jener Zeit zu Leyden
als Glasmaler thätig und führte in den Jahren 1601—1603 für die Kirche St.
Jean zu Gouda eine Reihe von Glasgemälden nach Zeichnungen des oben erwähn-
ten Ifaac van Swanenburgh aus. Ein Hendrik Clok aber ift aufser diefem einzigen
Mal bei Houbraken nirgends erwähnt.
Da aber van Goyen wenig Luft zu diefer Kunft verfpüren liefs, foll ihn der
Vater im Jahre 1613 zu Willem Gerritzen nach Hoorn gefchickt haben. Auch
diefer Willem Gerritzen ift ein dunkler Punkt der holländilchen Kunftgefchichte.
Bei ihm blieb van Goyen zwei Jahre und begab fleh dann, alfo 1613, wieder
nach Leyden. Im Alter von neunzehn Jahren reifte er nach Frankreich. Den
Zurückgekehrten fchickte der Vater, der von den künftlerifchen Leiftungen feines
Sohnes, trotz der mannigfachen Lehrer, noch immer nicht recht erbaut gewefen
zu fein fcheint, in das Atelier des Efaias van de Velde, des bekannten Malers und
Radirers, nach Hartem.
Nach einer häufig vorkommenden Annahme wird Efaias van de Velde für
einen Altersgenoffen van Goyen's gehalten; es läfst fleh das urkundlich wider-
legen, denn Efaias van de Velde heirathete bereits im Jahre 1.611 zu Harlem
und mufs fomit vor 1396 geboren fein.
Das Verhältnis der beiden Künftler fcheint jedoch kein eigentliches Lehrver-
hältnifs mehr gewefen zu fein, da van Goyen's Individualität in einem Atter von
zwanzig Jahren bereits ziemlich ausgebildet gewefen fein dürfte. Es fcheinen fleh
zwifchen den beiden Malern vielmehr collegiale, freundfchaftliche Beziehungen
herausgebildet, zu haben, welche durch einen längeren Aufenthalt beider in Leyden
und im Haag, um das Jahr 1631, noch inniger geworden fein mögen. Auch
könnte eine eigentliche Lehrzeit bei Efaias, wie Houbraken bemerkt, kaum länger
als ein Jahr gedauert haben, da van Goyen, der 19 Jahre alt nach Frankreich
ging, alfo ungefähr im Jahre 1616 zu Efaias in's Atelier kam, bereits zwei Jahre
nachher in feiner Vaterftadt mit Annetje Willemsd. van Raetft verheirathet er-
fcheint, und es doch ziemlich wahricheinlich ift, dafs er bereits vor feiner Ver-
ehelichung wenigftens einige Zeit felbftändig gearbeitet habe.
JAN JOSEFSZOON VAN GOYEN.
rekter Beweis dafür angefehen werden kann, dafs er keinen von ihnen für den
richtigen hielt.
Houbraken nennt als van Goyen's erften Lehrer Coenraet Schilperoort, einen
Landfchaftsmaler in Leyden, von dem nur noch Orler in feiner ))Befchryving der
Stad Leydentt mittheilt, dafs er im Jahre 1633 geftorben fein foll; über den
Charakter feiner Werke ift uns nichts bekannt. Bei diefem foll van Goyen nur
drei Monate geblieben fein, um iodann in das Atelier des Malers und Bürger-
meifters von Leyden, Ifaac Nicolai van Swanenburgh, 'des Vaters jenes Ifaaczoon
Swanenburgh zu wandern, der als Lehrer Rembrandt's das gröfste kunfthiftorifche
Interefte beanfprucht. Bei ihm kann Goyen nur vor dem Jahre 1614 gelernt
haben, da Ifaac Nicolai in diefem Jahre ftarb. Doch wiffen wir weder, wie lange
er bei diefem, noch wie lange er bei feinem nächften Lehrer, Jan Adriaansz de
Man, geblieben ifb Auch von diefem Künftler ift uns aufser einem einzigen Bilde
nichts bekannt.
Hierauf foll ihn fein Vater, in der Abficht Jan zu einem Glasmaler heranzu-
bilden, zu Hendrik Clok in die Lehre gegeben haben. Auch diefer Hendrik Clok
ift ein unbekannter Künftler; vielleicht hat Houbraken geirrt und Hendrik flatt
Cornelis Clock gefchrieben; der Letztere war allerdings in jener Zeit zu Leyden
als Glasmaler thätig und führte in den Jahren 1601—1603 für die Kirche St.
Jean zu Gouda eine Reihe von Glasgemälden nach Zeichnungen des oben erwähn-
ten Ifaac van Swanenburgh aus. Ein Hendrik Clok aber ift aufser diefem einzigen
Mal bei Houbraken nirgends erwähnt.
Da aber van Goyen wenig Luft zu diefer Kunft verfpüren liefs, foll ihn der
Vater im Jahre 1613 zu Willem Gerritzen nach Hoorn gefchickt haben. Auch
diefer Willem Gerritzen ift ein dunkler Punkt der holländilchen Kunftgefchichte.
Bei ihm blieb van Goyen zwei Jahre und begab fleh dann, alfo 1613, wieder
nach Leyden. Im Alter von neunzehn Jahren reifte er nach Frankreich. Den
Zurückgekehrten fchickte der Vater, der von den künftlerifchen Leiftungen feines
Sohnes, trotz der mannigfachen Lehrer, noch immer nicht recht erbaut gewefen
zu fein fcheint, in das Atelier des Efaias van de Velde, des bekannten Malers und
Radirers, nach Hartem.
Nach einer häufig vorkommenden Annahme wird Efaias van de Velde für
einen Altersgenoffen van Goyen's gehalten; es läfst fleh das urkundlich wider-
legen, denn Efaias van de Velde heirathete bereits im Jahre 1.611 zu Harlem
und mufs fomit vor 1396 geboren fein.
Das Verhältnis der beiden Künftler fcheint jedoch kein eigentliches Lehrver-
hältnifs mehr gewefen zu fein, da van Goyen's Individualität in einem Atter von
zwanzig Jahren bereits ziemlich ausgebildet gewefen fein dürfte. Es fcheinen fleh
zwifchen den beiden Malern vielmehr collegiale, freundfchaftliche Beziehungen
herausgebildet, zu haben, welche durch einen längeren Aufenthalt beider in Leyden
und im Haag, um das Jahr 1631, noch inniger geworden fein mögen. Auch
könnte eine eigentliche Lehrzeit bei Efaias, wie Houbraken bemerkt, kaum länger
als ein Jahr gedauert haben, da van Goyen, der 19 Jahre alt nach Frankreich
ging, alfo ungefähr im Jahre 1616 zu Efaias in's Atelier kam, bereits zwei Jahre
nachher in feiner Vaterftadt mit Annetje Willemsd. van Raetft verheirathet er-
fcheint, und es doch ziemlich wahricheinlich ift, dafs er bereits vor feiner Ver-
ehelichung wenigftens einige Zeit felbftändig gearbeitet habe.