Francois Boucher.
Geb. 1703 in Paris, f ebenda 1770.
Für keinen Theil der Kundgefchichte findet fich fchwerer ein unparteiifcher
Standpunkt der Beurtheiiung als für die franzödfche Kund des achtzehnten Jahr-
hunderts, wie fie lieh nach Watteau auf dem Wege weiter entwickelt hat, den fchon
jener in feinen erden Anfängen befchritten. Es verdeht dch von felbd, dafs das
damalige Kundfehaffen im Hinblick auf die Ideenwelt, in der es dch bewegt,
unter dem Eindufs des in jedem Jahrzehnt fchlimmer werdenden politifchen
und focialen Verfalls deht, und dafs namentlich die allgemeine dttliche Zügel-
lodgkeit, von deren Umfang man dch heut kaum eine Vordellung macht, ver-
hängnisvoll einwirkt. Das einzige Ideal der Zeit fcheint die Lud und der Ge-
nu fs zu fein; das Sittengefetz, wie es die Menfchheit feit den älteden Zeiten dch
als Schutzwehr der Gefellfchaft condruirt, die Bande der Ehe und Familie dnd
in Begriff dch aufzulöfen. Erd der Regent, viel fchlimmer noch Ludwig XV.
geben die folgenfchweren Beifpiele. Ihre Weltanfchauung aber id eine fo all-
gemeine, dafs etwas von ihr felbd den drengden Philofophen, den Sittenpredigern
und Weherufern im Blut deckt und zum Entfetzen der modernen Menfchheit
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