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Dohme, Robert; Dohme, Robert [Editor]; Lücke, Hermann [Editor]
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (3): Kunst und Künstler Spaniens, Frankreichs und Englands bis gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1880

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Dohme, Robert: Jean Greuze: geb. in Tournus 1725, gest. in Paris 1805
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https://doi.org/10.11588/diglit.36321#0343

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Jean Greuze.
Geb. in Tournus 1725; Geft. in Paris 1805.
Der Stellung, welche Diderot in der Gefchichte der franzöhfchen Literatur
einnimmt, entfpricht etwa die von Greuze im Entwickelungsgange der franzöhfchen
Malerei. Während aber die Zeitgenohen und mehr noch die unmittelbar folgende
Generation in der Beurtheilung beider Männer das Eigenartige, Neue, mit dem
he die Bahnbrecher der Zukunft wurden, betonten, fällt unterem Blick, die wir
fchon wieder in einer neuen Entwickelungshufe flehen, viel mehr auf, wie fehr
he doch, trotz ihrer vielgerühmten Neuerungen, Kinder ihres Jahrhunderts find;
felbh noch tief in jener Weltanfchauung flecken, die he gänzlich abgefchüttelt
zu haben gemeint hnd. Wohl fchweben ihnen fchon als höchhe Ideale die beiden
grofsen Vorbilder des künhlerifchen Denkens vor, welche bis über die Mitte des
ig. Jahrhunderts hinaus unterer Civilifation die mafsgebenden blieben: Natur und
Antike; aber Anderes fehen he in diefen beiden Führern, als es unter Jahrhundert
gethan. Was he als antike Einfachheit preifen, erfcheint uns nur nüchtern und
oft leer, dabei aber doch theatralifch aufgebaufcht und unwahr; und je weniger
man ein archäologifch genaues Wiffen von den Einzelheiten des Lebens im Alter-
thum befafs, um fo mehr mufste der Verfuch, das antike Leben in feiner Sinnes-
weife wie im äufseren Apparat wiederzugeben, fehlfchlagen.
Freilich fpielt die «Antike" bei Greuze, was die äufsere Erfcheinungsform
anbetriht, eine mehr nebenfächliche Rolle; he fpricht aus vielen Einzelheiten der
weiblichen Gewandung fo wie aus feinen typifchen weiblichen Köpfen. Um fo
mehr überwiegt das Hervorkehren der «Natürlichkeit und Naturwahrheit", wie
feine Zeit es nennt, eines «fentimental geheigerten Emphndungslebens", wie wir
t*
 
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