Antoine Watteau.
Geb. in Valenciennes 1684, *j" in Nogent 1721.
egen die Mitte des 1/. Jahrhunderts entftand
in Frankreich das, was wir, viel Sinn in ein
einzelnes Wort legend, die moderne Gefell-
fchaft nennen: jener engere Kreis bevorzug-
ter Menfchen, welcher der mehr von materi-
ellen Intereffen und Sorgen praeoccupirten
grofsen Menge als Entwickler und Pfleger
des fog. guten Gefchmackes und der ver-
feinerten Lebensgenüffe gegenüber fleht. In
Italien war mit der humaniflifchen Bewegung
fchon feit dem 15. Jahrhundert dazu der
Anflofs gegeben, doch hatte das dortige
Treiben durch feine antiquarifch-gelehrte Fär-
bung von vorn herein eine einfeitige Richtung
eingefchlagen; und im weiteren Verlauf führte
die einreifsende geiflige und httliche Zügel-
loFgkeit feiner Jünger bald genug den Unter-
in Italien AusFufs gelehrter Studien gewefen,
entfland in Frankreich aus den mehr äFhetifchen Bedürfnifsen fein disponirter
Frauen. Die Marquife von Rambouillet ifl es — wenn man etwas allmälig Ge-
wordenes an einen beftimmten Namen knüpfen darf —, die es in den Zufammen-
künften in ihrem Hotel zuerft verdand, eine Aenderung in dem bisherigen conver-
fationellen Verkehrsleben anzubahnen. Dort zuerfl in der Welt bildete lieh die
Unterhaltung zu einem äflhetifchen Goutiren der Blüthen von Wiffenfchaft, Literatur
und Kunft aus. Dort entwickelte lieh allmälig jenes nicht geiFestiefe aber gehl-
reiche, fchmetterlingshafte Nippen nvon allem Schönen, was die MenfchenbruF
befeelt", welches ohne Härten und Untiefen über die Dinge hineilt, auf alles
blitzende Schlaglichter und GeiFesfunken wirft, aber nichts bis zu feinen letzten
Urfachen hinauf verfolgt; mit einem Worte die ))Causerie«, der Stolz des Frank-
reichs vor i/8p. Damit, knüpften Feh neue Verbindungsglieder zwifchen beiden
Gefchlechtern; nunmehr wurden gerade die Frauen die Vermittlerinnen zwifchen
den heterogenen BerufsklaFen der Männer, die Trägerinnen eines allgemeinen
geiFigen Verkehrs.
t *
gang des Humanismus herbei. Was
Geb. in Valenciennes 1684, *j" in Nogent 1721.
egen die Mitte des 1/. Jahrhunderts entftand
in Frankreich das, was wir, viel Sinn in ein
einzelnes Wort legend, die moderne Gefell-
fchaft nennen: jener engere Kreis bevorzug-
ter Menfchen, welcher der mehr von materi-
ellen Intereffen und Sorgen praeoccupirten
grofsen Menge als Entwickler und Pfleger
des fog. guten Gefchmackes und der ver-
feinerten Lebensgenüffe gegenüber fleht. In
Italien war mit der humaniflifchen Bewegung
fchon feit dem 15. Jahrhundert dazu der
Anflofs gegeben, doch hatte das dortige
Treiben durch feine antiquarifch-gelehrte Fär-
bung von vorn herein eine einfeitige Richtung
eingefchlagen; und im weiteren Verlauf führte
die einreifsende geiflige und httliche Zügel-
loFgkeit feiner Jünger bald genug den Unter-
in Italien AusFufs gelehrter Studien gewefen,
entfland in Frankreich aus den mehr äFhetifchen Bedürfnifsen fein disponirter
Frauen. Die Marquife von Rambouillet ifl es — wenn man etwas allmälig Ge-
wordenes an einen beftimmten Namen knüpfen darf —, die es in den Zufammen-
künften in ihrem Hotel zuerft verdand, eine Aenderung in dem bisherigen conver-
fationellen Verkehrsleben anzubahnen. Dort zuerfl in der Welt bildete lieh die
Unterhaltung zu einem äflhetifchen Goutiren der Blüthen von Wiffenfchaft, Literatur
und Kunft aus. Dort entwickelte lieh allmälig jenes nicht geiFestiefe aber gehl-
reiche, fchmetterlingshafte Nippen nvon allem Schönen, was die MenfchenbruF
befeelt", welches ohne Härten und Untiefen über die Dinge hineilt, auf alles
blitzende Schlaglichter und GeiFesfunken wirft, aber nichts bis zu feinen letzten
Urfachen hinauf verfolgt; mit einem Worte die ))Causerie«, der Stolz des Frank-
reichs vor i/8p. Damit, knüpften Feh neue Verbindungsglieder zwifchen beiden
Gefchlechtern; nunmehr wurden gerade die Frauen die Vermittlerinnen zwifchen
den heterogenen BerufsklaFen der Männer, die Trägerinnen eines allgemeinen
geiFigen Verkehrs.
t *
gang des Humanismus herbei. Was