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Dohme, Robert; Dohme, Robert [Editor]; Lücke, Hermann [Editor]
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (3): Kunst und Künstler Spaniens, Frankreichs und Englands bis gegen das Ende des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1880

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Atkinson, Josph Beavington: William Hogarth: geb. in London 1697, gest. daselbst 1764
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.36321#0386

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WILLIAM HO GARTH.

Es gilt dies befonders in zwei Richtungen, zunächft in der Art und Weife
feiner Compohtionen, die er gern epifch oder dramatifch fafste, fo dafs feine
DarRellungen das malerifche Seitenhück zu Smollet's und Richardfon's Romanen
bilden; ferner in der technifchen Behandlung, in der Art der Zeichnung und
des Farbenvortrags, wodurch Hogarth in einfacher Weife und innerhalb enger
Grenzen nicht nur malerifche Harmonie fondern auch eine Uebereinflimmung
zwifchen dem innerlichen Gedanken und der äufserlichen Form erzielte, die
mitunter von höher begabten Künfllern vernachläfhgt worden ifl.
Kein Zweifel, dafs Hogarth, dank dem aufsergewöhnlichen und originellen
Charakter, der hch in feinen Werken fpiegelt, auf einen hervorragenden Platz
in der allgemeinen Kunhgefchichte Anfpruch hat. Indefs auch, wenn man ganz
von feinen Werken abheht und nur den Mann felbft in feinem nomadengleichen
Umherfchweifen, feinem oft zigeunerhaften Auftreten, feinen Zänkereien mit
Malern und mit Leuten jeglicher Art und jeglichen Standes in Betracht zieht,
würde diefe feltfam geartete Perfönlichkeit, die zu pfychologifchen Analyfen
auffordert, genug Intereffe erwecken, um hch näher mit ihr zu befaffen.
Die Biographien von Künfllern, deren Eigenart in Excentricität ausartet,
enthüllen oftmals fonderbare Erfcheinungen, nicht nur in ihrer Kunh, fondern auch
in ihrem Leben. Das Leben und die Werke Goya's in Spanien, Wiertz' in Belgien,
Blake's, Haydon's, Dadd's und Anderer in England, find, nach gewöhnlichem
Mafse gemeffen, unnatürliche Erfcheinungen. Gleichwohl regen he zum Nach-
denken an und dürfen nicht übergangen werden, wenn es hch darum handelt,
die Umriffe des Kulturbildes ihrer Zeit fehzuhellen. Man hat nicht unpaffend be-
hauptet, dafs die englifche Kunft einen phlegmatifchen Charakter habe; aber bei
Hogarth trifft diefe Behauptung nicht zu, bei ihm überwiegt Humor, Satire und
jener burleske Witz, der als ein Ausbruch der Volksfeele betrachtet werden kann.
William Hogarth war von niederer Herkunft; fein Vater, der urfprünglich
Schulmeiher gewefen, wurde nachmals Corrector in einer Druckerei. Obfchon
fein Sohn auf diefe Weife in einige Beziehung zur Literatur feines Vaterlandes
trat, hat er doch niemals richtig orthographifch fchreiben gelernt, weswegen
auch die Infchriften auf einigen feiner berühmteren Stiche fchreiende ortho-
graphifche Fehler offenbaren. So ih es kein Wunder, wenn wir auch von
dem Knaben Hogarth hören, dafs er, wie manche andere berühmte Künftler,
feine Schulhefte mit allerlei Zeichnungen füllte, die entfchieden beffer waren
als die darin behandelten Aufgaben. In folchen Schulnöthen fand er bald
genug heraus, dafs mit befferem Gedächtnifs behaftete Dummköpfe ihn weit
überflügelten, er aber hinfichtlich feiner Zeichnungen hch weit vor ihnen aus-
zeichnete. Ireland, einer der vielen Biographen des Malers, entwirft die nach-
flehende treffliche Skizze von deffen Einführung in die Kunfl. "Unfer jugend-
licher Satirikern, fo fchreibt er, ))wurde bei Mr. Ellis Gamble in die Lehre ge-
geben, der einen Silberfchmiedsladen in Crawborn Alley, Leiceher-Fields, Lon-
don, innehatte. Diefer Verkäufer von Präfentirtellern und Saucefchüffeln hielt
in feinem Haufe zwei oder drei Kunffbehiffene, die er mit Eingraviren von
Buchhaben und Wappenfymbolen nicht nur für feine Verkaufsartikel fondern
auch für folche Gegenftände befchäftigte, die ihm übergeben wurden, damit he
 
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