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Der Bau des Mittellandkanals wurde 1905 von der preußischen Regierung beschlossen
und ein Jahr später begonnen. Das Teilstück Weser-Hannover konnte 1916 in Betrieb
genommen werden. Nach dem Bau der Hindenburg-Schleuse bei Anderten von 1919-1928
wurde der östliche Teil weitergeführt. Der gesamte Kanal wird als technisches Denkmal
angesehen. Von besonderem Wert sind neben den zahlreichen Kanalbrücken bei Sehnde,
Garbsen und Wunstorf die Leine- und Leineniederungsüberführungen.
Ab Mitte des 19. Jh. begann die Eisenbahn für die Abwicklung des Güterverkehrs eine
immer bedeutendere Rolle zu spielen. Die erste Strecke von Hannover nach Lehrte wurde
1843 in Betrieb genommen. Bereits vor der Jahrhundertwende war der Landkreis in das
überregionale Eisenbahnnetz einbezogen. Das Eisenbahndreieck bei Lehrte und der Ver-
schiebebahnhof bei Seelze sind bedeutende verkehrstechnische Anlagen. Einige Bahn-
hofsempfangsgebäude aus der Zeit vor 1900 und Stellwärterhäuschen sind von denkmal-
pflegerischem Wert. Besonders zu nennen ist das Bahnhofsgebäude in Wunstorf, das nur
geringfügige Änderungen erfahren hat. Das Baudenkmal stammt aus dem Jahre 1847 und
wurde von C.W. Hase entworfen.

Baugeschichtlicher Überblick
ZUM DENKMALBESTAND DES LANDKREISES
Bei einem Vergleich der Bauten fällt auf, daß die durch die Geographie gegebene Eintei-
lung des Kreisgebietes sich auch in dem Denkmalbestand ablesen läßt. So finden sich im
Bereich des Mittelgebirgsvorlandes nahe dem Deister die ältesten und wohl auch wertvoll-
sten Bauten. Es sind Bauwerke des Klerus und des Adels, die z.T. aus mittelalterlicher Zeit
stammen. Sie sind in Sandsteinen des Deisters erbaut. Auch von den mehr als 160 Kirchen
und Kapellen des Landkreises stehen hier die ältesten und bedeutendsten. Der überwie-
gende Teil der 56 Herrenhäuser wurde in den Dörfern des Calenberger Landes errichtet.
Fachwerkbauten aus der Zeit vor 1700 sind in dem südwestlichen Teil des Landkreise bis
auf wenige Ausnahmen wie einen Dreiständerbau in Seelze kaum erhalten. In der Lößbörde
überwiegen die Fachwerkgebäude in Vierständerbauweise aus der Zeit um 1800. Nur
vereinzelt sind Wohn-Wirtschaftsgebäude aus der ersten Hälfte des 18. Jh. erhalten.
Im Gegensatz hierzu finden sich kaum frühe kirchliche Bauten im nordöstlichen Landkreis.
Als Baumaterial wurde hier Raseneisenstein oder Backstein verwendet. Bedeutsam sind
die aufwendig abgezimmerten Fachwerkbauten, deren Ursprung z.T. auf das 16. Jh.
zurückgeht. Gehäuft sind diese Fachwerkbauten in den Ortsteilen von Isernhagen und
Burgwedel anzutreffen.
Die Bedeutung der Landwirtschaft im Kreisgebiet spiegelt sich in dem vorhandenen Denk-
malbestand wider. So sind etwa 1800 landwirtschaftliche Bauten von denkmalpflegeri-
schem Wert. Davon sind die Hälfte Wohn-Wirtschaftsgebäude und fast 500 Scheunenge-
bäude. Von den früher zahlreichen Nebengebäuden wie Backhaus und Speicher ist nur ein
geringer Bestand erhalten. Er ist vorwiegend im Bereich nördlich des Mittellandkanals zu
finden.
Die etwas weniger als 50 Ackerbürgerhäuser, die Denkmale sind, verteilen sich auf die
Städte Burgdorf, Gehrden, Neustadt am Rübenberge, Springe und Wunstorf. Die beson-
ders für Eldagsen und Pattensen entwickelten Haustypen sind Wohnhäuser. Der Bestand
der Gebäude mit städtischen Funktionen wie Rathäuser, Amtsgebäude, Gebäude der
Justiz zeigt einige bedeutende Beispiele in Bissendorf, Burgwedel, Springe oder Wennig-
sen, ist aber in der Menge sehr gering. Villen aus der Zeit um die Jahrhundertwende sind
mehr als 50 ausgewiesen. Insgesamt sind etwa 770 Wohnhäuser denkmalwürdig. Sie
verteilen sich fast gleichmäßig über die gesamte Landkreisfläche mit Schwerpunkten in
den Städten des Landkreises. Besonder hervorzuheben sind Siedlungsteile mit einheitli-
chen Gebäudetypen wie in Eldagsen und Pattensen aus dem 18. Jh. In ihrer Größe und
Geschlossenheit einmalig im Landkreis ist die städtische Siedlung in Laatzen aus den
zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts. Die 46 Pfarrhäuser und 83 Schulen, die von
denkmalpflegerischem Wert sind, verteilen sich in Abhängigkeit von der Siedlungsdichte
über die Kreisfläche.
KLÖSTER, KIRCHEN UND PFARRHÄUSER
Ausgehend von den beiden Bischofsitzen Minden und Hildesheim wurde das Gebiet des
heutigen Landkreises etwa seit dem Beginn der Frankenzeit christianisiert. Die Grenze
zwischen den beiden Bistümern war identisch mit dem Leine-Wietze-Graben. 871 wurde
das Kanonissenkloster in Wunstorf von Bischof Dietrich von Minden gegründet. Erst etwa
drei Jahrhunderte später folgten fünf weitere Gründungen. 1193 wurde die Anlage von
Barsinghausen als Doppelkloster für Nonnen und Mönche begonnen. 1196 folgte Marien-
werder als Stifung der Grafen von Roden. Marienwerder gehört heute zum Stadtgebiet der
Landeshauptstadt Hannover. Die Grafen von Wölpe ließen 1207 das Frauenkloster Marien-
see erbauen. Etwa zur gleichen Zeit wurde das Augustinerinnenkloster in Wennigsen
gegründet. Zum Bistum Minden gehörte das als letztes im Jahre 1236 gegründete Kloster
in Wülfinghausen. Im Hochmittelalter erreichten die Calenberger Klöster ihre Blütezeit.

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