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WENNIGSEN-ARGESTORF

Argestorf wurde erstmals als Herkestorpe
1252 urkundlich erwähnt. Es gehörte an-
fänglich zu dem Go-Gericht in Pattensen,
das im 13. Jh. von den Grafen von Haller-
mund an die Welfen abgetreten wurde. Bis
zum 19. Jh. gehörte Argestorf zum Amt
Calenberg und zu Preußischer Zeit zum
Landkreis Linden. Das nahe Kloster Wen-
nigsen verfügte schon frühzeitig über zahl-
reiche Besitzungen im Dorf.
Der Baubestand der kleinen Ortschaft
Argestorf entspricht bis auf wenige Ergän-
zungen dem, der zur Zeit der Erstellung der
Königlich Preussischen Landesaufnahme
von 1898 vorhanden war. Auffallend ist die
kleine wohnplatzartige Erweiterung am Süd-
ende der Ortschaft. Von denkmalpflegeri-
schem Wert ist hier das Hallenhaus in Vier-
ständerbauweise IM WINKEL 12, ein auf
fast quadratischem Grundriß erstellter
Fachwerkbau von 1812. Die Gefache des
im Wirtschaftsgiebel aufwendig mit Wind-
streben und leichter Vorkragung des
Schwellbalkens abgezimmerten Vierstän-
ders sind mit Lehmziegeln ausgemauert.

Durch ihre Lage, die Stellung der Gebäude
zueinander, aber besonders durch die Ar-
chitektur der Wohnhäuser heben sich die
beiden Hofanlagen IM WINKEL 6 und CA-
LENBERGER STRASSE 24 von der übrigen
Bebauung ab. Nach dem Schema der Drei-
seithöfe flankieren zwei Wirtschaftsgebäu-
de in Fachwerk unter Halbwalmdach den
Wirtschaftshof, in dessen Mittelachse die
weiß verputzten, eingeschossigen Wohn-
häuser stehen. Die Scheunen, z.T. mit roten
Ziegelausmauerungen, stammen aus der
ersten Hälfte des 19. Jh. Die Scheunen des
Hofes CALENBERGER STRASSE 24 sind
datiert 1817 und 1831. Das Wohnhaus
unter Satteldach mit mittigem Erker von vier
Fensterachsen unter geradem Giebel und
Ecktürmchen ist datiert 1853. Es soll nach
Plänen von Laves aus dem Jahre 1844
erbaut worden sein. Das Wohnhaus des
Hofes IM WINKEL 6, vermutlich auf älterem
Sockel erstellt, ist auf der Hofseite durch
einen schlichten, dreiachsigen Erker unter
Satteldach gegliedert. Es ist datiert 1853.
Zu der Geschlossenheit dieser Hofanlage
am südlichen Ortsausgang von Argestorf
trägt neben den kräftigen Torpfosten, die

Argestorf, Calenberger Straße 24, Gut


Argestorf, Im Winkel 6, Gut, Herrenhaus, 1853


Argestorf, Im Winkel 12,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1812



Bredenbeck, An der Beeke 10,
ehern. Schule, 1848, Laves

die Hofeinfahrt flankieren, der hohe, alte
Baumbestand bei.
Ortskarte Seite 166/167
WENNIGSEN-BREDENBECK

Die günstige topographische Lage ober-
halb der feuchten Niederungen und unter-
halb der waldreichen Höhen bestimmte die
Siedlungsentwicklung Bredenbecks bis in
die jüngste Zeit. Der gute Lößboden in der
Niederung eignete sich für die Landwirt-
schaft, die jedoch lange vorwiegend von
dem Gut betrieben wurde. Der umfangrei-
che Bredenbecker Waldbestand im Deister
war für die meisten der Bewohner eine
sichere Existenzgrundlage. Er reichte um
1900 bis an das Gut heran. Erst danach
wurden die schwer zu beackernden tonigen
Mergelböden auch landwirtschaftlich ge-
nutzt.
Bredenbeck wurde erstmals 1255 in einer
Schenkungsurkunde von Bischof Wedekind
von Minden an das Kloster Wennigsen
erwähnt. 1311 überschrieb Johann von Gol-
fern seine Besitzungen in Bredenbeck an
den Bischof in Hildesheim. Schon damals
wurden neben den Höfen zwei Mühlen, die
Ober- und Untermühle, erwähnt. Die Familie
von Knigge ließ sich 1320 hier nieder. Sie
hatte Besitzungen in Pattensen und Leve-
ste. Ihnen wurde 1338 erlaubt, ihre Feste zu
sichern.
Mitte des 16. Jh. wurden Teile des Dorfes
und die Burg durch einen Brand fast völlig
zerstört. Damals teilte Henni von Knigge
das Gut in Schloßgut und Burggut zusam-
men mit den Besitzungen im Dorf unter sei-
nen beiden Söhnen auf. Die Güter wurden
1722 wieder vereinigt. Er ließ 1565 ein
Wohnhaus auf neuen Grundmauern errich-
ten und mit einem Wassergraben umgeben.
Auf dem Merianstich von 1650 ist rechts
„dat feste Slot“ und links die Burg mit dem
Turm zu erkennen. An der Stelle der Anfang
des 19. Jh. abgerissenen Burg steht heute
das neue Herrenhaus RITTERGUT 1, ein
zweigeschossiger massiver Bau aus Sand-
steinquadern, z.T. verputzt, mit mittigem
Erkerhaus und vorgelegter zweiläufiger
Treppe. Nach Westen, schräg zum Wohn-
haus versetzt, oberhalb des Befestigungs-
grabens, liegt die ehemalige Brauerei, ein
eineinhalbgeschossiger Bruchsteinbau un-
ter Walmdach, der z.T. zu Wohnzwecken
genutzt wird. Die Gutsanlage, nach Plänen
von Laves neu gestaltet, liegt mit ihren bau-
lichen Anlagen unterhalb der Wennigser
Straße nordwestlich der Ortschaft zwischen
der Breite Beeke und der Gelbe Beeke, die
die Gutsgräben und -teiche mit Wasser ver-
sorgen. Von Nordosten wird das Gut über
eine zum Gutsgelände hin abfallende Ka-
stanienallee erschlossen, die im Norden
durch den Giebel einer riesigen Längs-
durchfahrtsscheune in Fachwerk aus der
zweiten Hälfte des 19. Jh. und durch die
Landarbeiterwohnhäuser begleitet wird. Die
Gutsmühle, ein Bruchsteinbau mit symme-
trischer Fassadengliederung, die heute als
Wohnhaus genutzt wird, wurde 1860 von
Laves an der Breite Beeke am Ende der

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