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1751. Der gedrungene Turm, vermutlich
aus dem 14. Jh., über quadratischem
Grundriß auf hohem Sandsteinsockel ist ge-
schoßweise durch drei Hohlkehlengesimse
gegliedert und durch einen achtseitigen
Helm abgeschlossen. Das Untergeschoß
mit Kreuzrippengewölbe ist mit dem Kir-
chenraum durch einen Rundbogen auf
Kämpfern verbunden. Die unteren beiden
Geschosse haben spitzbogige Öffnungen.
Das Glockengeschoß ist in seiner ursprüng-
lichen Form nicht mehr erhalten. Die Aus-
stattung stammt aus der Zeit des Kirchen-
neubaues. Erwähnenswert ist der Kanzelal-
tar des hannoverschen Hofbildhauers Jo-
hann Friedrich Zieseniß.
Die Unterscheidung zwischen Großgoltern
und Nordgoltern ist zwischen 1181 und
1406 entstanden. Das heutige von Alten-
sche Gut GUTSSTRASSE 8 ist von dem
ursprünglichen Golternschen Gut in Nord-
goltern abgezweigt worden. Das recht
schlichte Wohnhaus der Familie von Alten,
ein zweigeschossiger Mittelbau mit zwei
Flügeln, ist ein Nachfolgebau der ehemali-
gen befestigten Anlage mit vier Ecktürmen,
deren Grundmauern aus Sandsteinquader-
mauerwerk vermutlich heute den Südflügel
der Wohnanlage tragen. Der 6 m breite.
Wassergraben und die abweisenden Mau-
ern des Sockelgeschosses lassen den ur-
sprünglich wehrhaften Charakter erkennen.
Die ehemalige Zugbrücke wurde 1817
durch eine flachbogige Sandsteinbrücke er-
setzt. Sie verbindet den im Osten vorgela-
gerten, fast vierseitig von landwirtschaftli-
chen Nebengebäuden umschlossenen Wirt-
schaftshof, der über eine Toreinfahrt er-
schlossen wird, mit dem Innenhof der
Wohnanlage. Hier sind fünf Grabplatten in
die Außenwände eingelassen, von denen
die älteste 1492 datiert ist. Der Mitteltrakt
des Herrenhauses mit dem Durchgang, im
Schlußstein datiert 1700, und der Südtrakt
sind zweistöckig mit verzierten Taustab-
knaggen und Füllhölzern abgezimmert. Das
Obergeschoß ist leicht vorkragend. Dieser
Teil der Anlage stammt vermutlich aus dem
17. Jh. Der nördliche Flügel wurde 1886
von dem hannoverschen Baumeister Her-
mann Schaedtler durch einen zweigeschos-
sigen Neubau ersetzt. Das Erdgeschoß in
Bruchstein und das Obergeschoß in Fach-
werk nehmen die Bauweise des alten Flü-
gels auf. Über die offene Westseite des
Innenhofes führt eine KASTANIENALLEE
vorbei an den ehemaligen Gutsgärten zu
dem ERBBEGRÄBNIS der Familie von Alten,
das noch genutzt wird.
Neben der Kirche und dem Gutshof sind
entlang der Hauptstraße die Baudenkmale
zu finden, die die bauliche Entwicklung
Großgolterns in den letzten 200 Jahren ver-
deutlichen. Von der Hofanlage HAUPT-
STRASSE 17, ehemals mit dreiseitig um-
schlossenem Wirtschaftshof, steht nur das
Hallenhaus in Vierständerbauweise mit stei-
lem, stockwerksartig abgezimmertem Wirt-
schaftsgiebel, datiert 1760. Der ehemalige
Altenteiler, ebenfalls ein Vierständerhallen-
haus mit zweistöckig abgezimmertem Kam-
merfach, datiert 1823, ist 1986 abgebro-
chen worden. Ebenfalls siedlungsgeschicht-

lich bedeutsam ist das traufständige Haupt-
haus der Hofanlage HAUPTSTRASSE 39.
Der steile, stockwerksartig abgezimmerte
Wirtschaftsgiebel kragt dreimal leicht vor.
Auch der Wohngiebel unter Halbwalmdach
ist stockwerksartig abgezimmert. Das La-
gerhafte des mit der Osttraufe zur Straße
orientierten Gebäudes wird durch die lie-
genden Gefache und das wuchtige Bruch-
steinmauerwerk der Upkammer im Wohnteil
unterstrichen. Die Gefache sind z.T. ver-
putzt und z.T. mit roten Ziegeln ausgemau-
ert.
Nur wenige landwirtschaftliche Nebenge-
bäude haben die Umstellung der Landwirt-
schaft auf maschinenintensiven Betrieb
überlebt. Als eines der letzten in seiner Sub-
stanz recht gut erhaltenen Beispiele ist die
Längsdurchfahrtsscheune MÜLLERWEG 4
mit aufgelegten Dachbalken anzusehen. In
den Gefachen sind z.T. die Lehmziegel vor-
handen.
Mit dem wachsenden Handwerkerbestand
auf dem Lande erfolgte um die Jahrhundert-
wende eine Siedlungserweiterung in nördli-
cher Richtung entlang der Hauptstraße. In

Großgoltern, Verkoppelungskarte, 1856,
Amt für Agrarstruktur, Hannover


Großgoltern, Gutsstraße 8, Gut


Großgoltern, Hauptstraße 39,
Wohn-Wirtschaftsgebäude, 1840



Großgoltern, Gutsstraße 8, Gut

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