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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0149
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kasse aufgrund der damals in Fachwerk erstell-
ten, 1938 freigelegten Schmuckelemente von
Georg Hildebrand und der eingearbeiteten
Sinnsprüche („Wer den Taler nicht ehrt,...“) als
auch das zweigeschossige Eckgebäude Neue
Torstraße 7: Zur Straße hin zeigt es sich als
gehobenes Wohnhaus, dessen Portalanord-
nung einen Mittelflurgrundriss im Innern erwar-
ten lässt. Erst von der Seitengasse aus eröffnet
sich der Blick auf ein Einfahrtstor, wie es für
Ackerbürgerhäuser charakteristisch ist.
Eine in etwa vergleichbare Bebauung zeigt die
parallele Mittelstraße, ebenfalls einer der ältes-
ten Straßenzüge der Stadt, die in ihrem leicht
geschwungenen Verlauf den ältesten Wall
nachzeichnet. Nach den Bränden 1809 und
1823 wurde ihre Randbebauung in Fachwerk-
bauweise fast durchweg neu errichtet, wobei
sich ein Großteil dieser Bauten bis heute erhielt.
Dennoch beeinträchtigen moderne Ersatzbau-
ten das Erscheinungsbild der Straße.
Ihre der Marktstraße etwas untergeordnete

Burgdorf, Mittelstraße 10-15 (Pfarrwitwenhaus), Blick von Südosten


Bedeutung äußert sich häufiger in reduzierten
Maßen der anliegenden Wohn- und Ackerbür-
gerhäuser, die sich in Eingeschossigkeit (Nr. 10,
12) ebenso widerspiegeln können wie in einer
reduzierten Achsenzahl bei traufständigen
Bauten (Nr. 11,18). Umso deutlicher setzt sich
die Baufolge Nr. 13-15 ab, die zwei siebenach-
sige Wohnbauten mit und ohne Zwerchhaus-
aufbau (Nr. 14 mit Diele) und das giebelständi-
ge Pfarrwitwenhaus (Nr. 15) umfasst; dieses
wird seinen kurzen Fußbändern nach zu folgern
der in Burgdorf eher schwach vertretenen
Bautengruppe des 17.Jh. zuzuordnen sein und
war vermutlich auch eine der ältesten Schulen
der Stadt.
Das jüngere Wall-/Grabensystem des 15.Jh.,
das bis zur Wallniederlegung 1802-1809
bestand, zeichnet der Bering aus Bahnhof-
straße, Wall und Schützenstraße nach. Ein Blick
auf die Ortskarte verdeutlicht, dass die im
Norden verlaufende Gasse „Wall“ die einstige
Wallkrone repräsentiert, an deren Stelle man
später einen schmalen Weg anlegte. Der noch
heute idyllisch anmutende, von flacher Hofbe-
bauung und Bäumen begleitete Wall verfügte
lange Zeit über keine eigene Randbebauung,
sondern erschloss lediglich die rückseitigen
Flächen der an ihn grenzenden älteren Parzel-
lenstücke der innerstädtischen Schmiedestraße
und der Hannoverschen Neustadt, die sich der
Befestigung nördlich vorlagerte. Die Hannover-
sche Neustadt - in ihrem östlichen Teil erst
nach 1866 entstanden - erfreute sich einer
besonderen Beliebtheit als gehobene Wohn-
straße und Flanierzone, da sie sich nach Osten
als eine promenadenartige, mehrreihige Eichen-
allee fortsetzte. Die überkommene Bebauung,
erst in der 2. Hälfte des 19.Jh. errichtet bzw.
umgestaltet (Nr. 16-18: um 1870; Nr. 42: 1881;
Nrn. 17, 18: um 1894/1896 erneuert), atmet
noch heute den Geist einer idyllischen Vorstadt,
die sich durch in Holz imitierten Fugenschnitt
(Nrn. 16, 18) bzw. profilierte Gewände (Nr. 16)
den Anschein einer aus massiven Wohn-
häusern bestehenden Siedlung gab. Die einge-
schossigen, oftmals holzverschalten Fachwerk-
bauten mit Zwerchhaus grenzten trauf- und gie-

Burgdorf, Marktstraße 55, Rathaus von 1817/18 (Fassade von G. Hildebrand, 1955)

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