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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0167
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häusern vergleichbare Betonung zuteil, die an
diesem Beispiel ursprünglich das Übereinander
von Fachwerkwindfang (1988 abgebrochen)
und Zwerchhaus verstärkte. Zum Hof gehörte
gleichfalls eine zwischenzeitlich zu
Wohnzwecken umgebaute Querdurchfahrts-
scheune (Nr. 22B).
Schließlich dokumentiert die in Ramlingen sel-
ten anzutreffende Giebelständigkeit bei
Wohnhäusern das benachbarte Ziegelwohn-
haus der Jahrhundertwende Nr. 24 („1899“),
dessen Stichbogenfenster rustikal anmutende
Ziegelgewände rahmen. Ein bis zur Unkennt-
lichkeit verkleideter Speicherbau ergänzt den
historischen Baubestand der Hofstelle.
Um 1920 wurde wohl das auf dem randlich
gelegenen Friedhof entstandene Ehrenmal zur
Erinnerung der im Ersten Weltkrieg Gefallenen
eingeweiht, das man wie viele Ehrenmale seiner
Zeit aus Wacken aufschichtete (Am Fuhren-
kamp).
BURGDORF/SCHILLERSLAGE

Wenige Kilometer nordwestlich von Burgdorf
erstreckt sich der im entwickelten 13.Jh. als
„Schilderslage“ („Scildersla“) überlieferte Ort
zwischen dem Hechtgraben und der Bundes-
straße B 3, die aus der Geschichte des einst
unbedeutenden bäuerlichen Haufendorfes nicht
wegzudenken ist.

Im Mittelalter befand sich Schillerslage zu gro-
ßen Teilen im Besitz der Lüneburger Herzöge,
zu dem auch ein Hofgut gehörte, das nach
einer Urkunde von 1392 der Adelsfamilie von
Escherde zu Lehen gegeben worden war. 1433
wurde Schillerslage schließlich Teil der herzog-
lichen Vogtei Burgdorf. In der jüngeren
Geschichte bleibt die Bedeutung des Ortes
jedoch eng mit dem Ausbau der geraden und
kürzeren Poststraße von Hannover nach Celle -
der heutigen B 3 - verknüpft, die die alte
Poststraße weiter westlich seit 1779 begleitete.
Ab 1782 wurde der Postverkehr über den
schnelleren Weg geführt und schließlich 1785
der Posthof von Engensen nach Schillerslage
verlegt - der Aufschwung des Dorfes war somit
besiegelt.
Die Kurhannoversche Landesaufnahme erfass-
te es bereits 1780 mit 27 um den unregelmäßi-
gen Straßenbering gruppierten Hofstellen, lässt
aber einen deutlichen Abstand zur Poststraße
erkennen, der allerdings bis Ende des 19.Jh.
durch die Flächenausdehnung des Ortes aufge-
geben worden war. Bis heute hat sich
Schillerslage nur geringfügig vergrößert und
besitzt in der bogig verlaufenden Straße Im
Dorfe mitsamt ihres alten Baumbestandes und
den zahlreichen angrenzenden Querdurch-
fahrtsscheunen einen weitgehend ungestörten,
alten Kernbereich.
Heute zeugen zwei Gewölbedurchlässe unter
der Bundesstraße B 3, 1780 errichtet und mit

dem Inschriftenstein „König L. Wegbau“ verse-
hen, von der Bauaktivität an der Neuen Post-
straße, der andere Wegesysteme deutlich
untergeordnet waren.
Genaueres weiß die weitläufige, mit altem
Pflaster ausgelegte Hofstelle unmittelbar an der
nordwestlichen Ortseinfahrt zu berichten, die
1787 von der Familie Sprengel eingerichtete
Schillerslager Poststation (Amboßweg 10). Die
eingeschossigen, von kleinen Zwerchhäusern
akzentuierten Stalltrakte (massiv und Fachwerk)
lassen die Mengen an passierenden Wagen
erahnen, die hier zum Pferdeausspann und
Umstieg einfuhren. Sie mögen in Teilen noch in
die Zeit um 1800 zurückdatieren, ihre
Konstruktion lässt jedoch wesentliche Erneue-
rungen im 19.Jh. vermuten. Zusammen mit
dem Hauptbau, einem eingeschossigen Fach-
werkgebäude mit breit lagerndem Zwerchhaus
aus der Gründungszeit der Poststation und
einem massiven Gesindehaus vermitteln sie
noch vieles vom Wesen des historischen
Verkehrsknotenpunktes.
Weitaus älter datieren zwei südwestlich des
Straßenberings aufgehende Hallenhäuser, die in
Zweiständerbauweise erstellten Wohnwirt-
schaftsgebäude Alter Dorfteich 5 („1767“) und
Nr. 7 („1746“). Die im Wohnteil relativ schlicht
abgezimmerten Bauten beeindrucken mit ihren
stark gegliederten Wirtschaftsgiebeln, die die
bündig durchschießenden Giebelwandständer
bzw. die hoch liegende Giebelschwelle und

Schillerslage, Alter Dorfteich 5, Wohnwirtschaftsgebäude, „1767"


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