Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0166
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dass sich an dieser Straßengabelung die kleine
dörfliche Mitte Ramlingens befand.
Im weiteren Verlauf der Grünen Allee reihen sich
die einsichtigen Dreiseithöfe mit den flankieren-
den Scheunen und abgrenzenden Wohnwirt-
schaftsgebäuden, aber auch einige kleinstäd-
tisch inspirierte Wohnhäuser hinter alten Eichen
und Hofmauern aneinander - eine abwechs-
lungsreiche, fast durchweg dem 19.Jh. ent-
stammende Bebauung. Nur weniges der denk-
malgeschützten Bausubstanz datiert älter, wie
u.a. das Zweiständerhallenhaus Nr. 9, das die
Bauinschrift in das Jahr „1657“ zurückverweist.
Zum älteren Baubestand gehören weiterhin die
schmale Längsdurchfahrtsscheune im Hoch-
rähm-/Ankerbalkengefüge der Hofstelle Nr. 11
(um 1720/30), ein auf der hinteren Parzellen-
hälfte der Hofstelle Nr. 13 gelegener Speicher-
bau der Zeit um 1750 (Holz ausgefachter
Steilgiebel, über Stichbalken und profilierten
Knaggen vorspringend) und die ebenfalls durch
Holzausfachungen horizontal betonte Längs-
durchfahrtsscheune Nr. 20 (um 1780).
Die Wohnwirtschaftsgebäude zumeist aus der
zweiten Hälfte oder Mitte des 19.Jh. wurden
hingegen durchweg als Vierständer-
bauten erstellt und zeigen die klassische
Fassadengliederung mit mittigem Vorschauer
und seitlichen Mistgängen; geschosshohe
Schrägstreben (Nrn. 14: „1844“, 11, 20) und
bündige Abzimmerung charakterisieren diese
Bauten ebenso wie die zeitgleichen Quer- und
Längsdurchfahrtsscheunen (Nrn. 3, 5A, 7, 13,
18).


Ramlingen, Grüne Allee, Kapelle, Blick von Westen

Die reinen Wohnhäuser entstanden um
1880/90 hingegen als ein- oder zweigeschossi-
ge, massive oder in Fachwerk aufgerichtete
Traufenbauten, deren Mittelachse ein breit
lagerndes Zwerchhaus oder ein Risalit akzentu-
iert, der wiederum in einem flach gezogenen
Dreieckgiebel endet. Dem Zugang wurde so ein
gewisser Repräsentationswert zuteil, den man
gerne durch detailliert ausgearbeitete Türflügel,
ansprechende Windfänge oder Veranden ver-
stärkte (Nr. 9: „1862“, Nr. 13: „1911“, Nr. 17;
Nr. 18).
Einer der baugeschichtlich vielfältigsten Höfe ist
wohl der Hof Nr. 22 am westlichen Ortsaus-
gang, der sich aus einem von der Straße
zurückversetzten Vierständerhaupthaus des
19.Jh., einer in etwa zeitgleichen sowie stra-
ßenparallelen Quereinfahrtsscheune sowie
einer Längsdurchfahrtsscheune des späten
18.Jh. zusammensetzt: Die durch lange
Fußstreben winkelsteif verstärkte Scheune
weist noch einen über Stichbalken schwach
vorkragenden Steilgiebel (Giebeldreieck holz-
verschalt) und Holzbohlenausfachungen im
Giebeldrempel auf. Der einst zugehörige und
hinter alten Eichen und einer steinernen Pforte
aufgehende Altenteiler Nr. 22A dokumentiert
den zuweilen fließenden Übergang zwischen
dem traditionellen Wohnwirtschaftsgebäude
und dem dekorativen Wohnhaus, insofern er
von der herkömmlichen Hintereinanderschal-
tung von Wirtschaftstrakt und Wohnteil deutlich
Abstand nimmt. Mit dem Nebeneinander beider
Funktionen wird der Traufseite eine den Wohn-

Ramlingen, Grüne Allee 11, Längsdurchfahrtsscheune, um 1720/30


163
 
Annotationen