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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0184
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lieh der bescheidenste Bau des hannoverschen
Konsistorialbaumeisters C. W. Hase erhalten,
der dieses Gebäude - nach Aussage der
Lokalforschung - als Lehrerwohnung entwarf.
Zwischen 1868 und 1870 realisiert, ist heute
nur noch wenig von der ursprünglichen Bau-
sprache zu spüren, nachdem der Einbruch
moderner Stichbogenfenster im 20.Jh. eindeu-
tig Substanzverluste einforderte.
Der weitere Ortsbereich der Siedlung präsen-
tiert sich ländlich, modern überprägte Hofan-
lagen bestimmen das Bild. Folgt man der
Kapellenstraße Richtung Süden, so zeichnet
sich bereits nach wenigen Metern die straßen-
parallele Doppelquerdurchfahrtsscheune des
Baujahres „1850” ab, die die Zufahrt zur
Hofstelle Bäckerstraße 15 flankiert. Ältester
Bau des Gehöfts ist der renovierungsbedürftige
Al-tenteiler, der nach der Ausbildung eines
Knie-stocks im Wohnteil bald nach 1800/1810
entstanden sein wird. Mit dieser simplen sowie
altertümlichen Konstruktion, die sich im Übrigen
fast über die gesamte 1. Hälfte des 19.Jh. hält,
wurde eine Zweigeschossigkeit ermöglicht,
auch wenn die Bauproportionen bescheiden
ausfielen.
Als vielleicht ältestes Bauwerk der Siedlung ist
das Backhaus der Hofstelle Bäckerstraße 2
südlich der Kapelle zu benennen, ein funktiona-
ler Wandständerbau, dessen Konstruktion
massive Ergänzungen und Ausfachungen als

auch seitliche Kübbungen (20.Jh.) verunklären;
in gewohnter Weise wurde es an das Ende der
Hofstelle zur Gasse Hinter den Höfen platziert.
Dennoch geben sich als typische Details des
späten 18.Jh. sowohl die Ständerbauweise als
auch die Karniesknaggen zu erkennen, die das
holzverschalte, vorkragende Giebelfeld frontsei-
tig tragen.
Wie die Altenteiler Ramlinger Str. 7 und
Thönser Str. 5a belegen (um 1860/70), blieben
auch bei jüngeren Bauten die geringe Größe
und die Quererschließung typische Details
eines Alten-teilers.
Das benachbarte traufständige Ziegelgebäude
Wettmarer Str. 1 ist ein typischer und zugleich
beeindruckender Beleg für die um/vor 1900 vie-
lerorts zu beobachtende Tendenz einer opti-
schen Trennung von Wirtschafts- und Wohnteil,
obgleich die Einheit durch Hintereinanderstaf-
felung baulich gewahrt blieb. Der Wirtschaftsteil
des Jahres 1899 präsentiert sich heute durch-
weg modern überprägt, unangetastet jedoch
der gestalterisch aufwendige Wohnteil von
1904. So gewann er mit der Traufständigkeit,
der Vorlage eines zwerchhausartig in das Dach
rückbindenden Mittelrisalites und des hölzernen
Freigespärres an repräsentativer Wertigkeit und
rückte in die Nähe eines reinen Wohnhauses.
Typische Details der Burgwedeler Region sind
die durch zierliche Stützen abgefangene, dreifa-
che Rundbogenloggia und die farblich abge-

setzten schlichten Kieselfriese. Das innovative
Moment dieser Architektur wird vornehmlich im
Vergleich mit traditionellen Wohnwirtschafts-
gebäuden spürbar, die gegen Ende des 19.Jh.
durch die Gleichmäßigkeit der Gefache ihrer
bündig abgezimmerten Fassaden beeindru-
cken (Schillerslager Str. 13: “1891”). Wenig
ältere Hallenhäuser repräsentieren der Vier-
ständerbau Ramlinger Str. 10 (“1877”) und das
Hallenhaus Schillerslager Str. 3/3a aus der 1.
Hälfte des 19.Jh.

BURGWEDEL/FUHRBERG

Das nördlichste der Burgwedeler Dörfer - Fuhr-
berg - wurde erstmals in einer Verkaufsurkunde
des Jahres 1323 genannt, die den Übergang
eines vormals im Besitz der Herren von
Escherde befindlichen Hofes zu “Wurberghen”
an das Kloster Walsrode beschreibt. Die
Tatsache, dass sich ein adliger Hof in Fuhrberg
im Besitz der Herren von Escherde als Lehens-
nehmer des Hildesheimer Bischofs befand,
unterstreicht, dass Fuhrberg nicht zur Graf-
schaft über dem Moor gehörte bzw. vom sog.
Freiengericht profitierte.
1534 wird eine Kapelle am Fuhrberger Ortsrand
erwähnt, zu der von „...den ältesten Zeiten
her...” (Burgwedeler Kirchenbuch, 18.Jh.) ein
Friedhof gehörte. Offensichtlich genoss Fuhr-
berg in kirchlichen Dingen eine zunächst relativ

Engensen, Bäckerstraße 15, Scheune der Hofstelle, erb. „1850"


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