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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0224
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liegender Giebelschwelle), die Fächerrosetten
auf den Brüstungsbrettern des flachen Gie-
beltrapezes und die den Vorsprung abtragen-
den Füllhölzer, in charakteristischer Manier der
Zeit um 1600 durch Tordierungen und Rauten-
bänder verziert. Zeitlich harmoniert mit diesen
Details das in Ständerbauweise erstellte und
durch aufgekämmte Balken zweigeschossig
unterteilte Kammerfach, wo paarweise ange-
ordnete Kopfbänder bis heute erhalten blieben.
Die Konstruktion des Kammerfaches und des
Wirtschaftsgiebels binden dieses Hallenhaus an
das Haupthaus der einstigen Kötnerstelle Nr. 56
an, dessen 1606 abgezimmerter Giebel jedoch
erst um 1975 dem Dielenbereich vorgeblendet
wurde (stammt aus Isernhagen H.B.). Mit dem
Umbau des Hallenhauses in eine Gastwirtschaft
wurde das Raumgefüge entschieden verändert;
dennoch bleiben mit der Weite der Gaststube
und den begrenzenden Fachwerkwänden cha-
rakteristische Raumeindrücke eines offenen
Hallenhauses bewahrt. Außergewöhnlich auf-
wendig fiel der rekonstruierende Einbau histo-
ristischer Fenster aus, die als Holzgitter den
Giebel bzw. als Bleiverglasungen einzelne Ge-
fache durchbrechen. Die Hofstelle ergänzten
ein ebenfalls hierher verbrachter Speicher in
Ankerbalken-(durchgezapft)/Hochrähmkons-
truktion (um 1700) und eine die Hofzufahrt flan-
kierende Längsdurchfahrtsscheune im Unter-
rähmgefüge. Die in Achse der Ständer verleg-
ten Dachbalken lassen zusammen mit den
Kopfwinkelhölzern des hofseitigen Teiles an
eine Entstehung in der 1. Hälfte des 18.Jh. den-
ken, während das konstruktive Gefüge des
straßenseitigen Abschnitts eine Verlängerung
des 19.Jh. andeutet (um 1830).
Den verwandten Hallenhaustypus des Wohn-
wirtschaftsgebäudes mit Scheingeschossgiebel
und hoch liegender Giebelschwelle dokumen-
tiert das in seinen Kübbungen durch An- und
Umbauten in seiner Grundstruktur bereits vor
Zeiten veränderte Halbhof-Haupthaus Nr. 32
(Diele: „1629"), dessen Giebel durch die zwei-
zonige Rosettenzier, farbig akzentuierte Zahn-
schnittfriese und zwei Scheingeschossvor-
sprünge besticht. „1871" wurden die hinteren
Traufenwände des Hallenhauses in Unterrähm-
konstruktion massiv ersetzt und über Stich-
bogenfenster belichtet, aber auch der zweige-
schossige Wohnteil unter Walmdach angefügt,
der mit seiner Drehung um neunzig Grad die
Firstlinie des Wirtschaftstraktes unterbricht.
1999 abgebaut und in seine Einzelteile zerlegt,
wird das Hallenhaus seit 2000 - um massive
Raum- und Wandabschnitte ergänzt - an alter
Stelle neu errichtet.
Die Gliederung des Wirtschaftsgiebels wieder-
holt sich beim benachbarten Halbhof Nr. 30,
dessen Hallenhaus bezeichnenderweise nur
wenige Jahre später datiert (Brüstungsbrett:
„1635"). Die Gestalt des zweigeschossig aus-
gebauten Wohnteiles wird wohl auf die Um-
bauphase 1826 zurückzuführen sein, wie die
gleichmäßige, durch geschosshohe Schräg-
streben gesicherte Konstruktion im Dachge-
schoss erkennen lässt. Als man um 1969 zur
Sanierung des Hallenhauses (Ergänzung der
Kopfwinkelhölzer) schritt, ergänzte man die


Farster Bauerschaft, Hauptstraße 72, Längsschnitt des Wohnwirtschaftsgebäudes, Bauaufnahme Dr. U. Fließ, in:
Hannoversche Geschichtsblätter. N.F., Bd. 32, Hann. 1978, S. 232


Farster Bauerschaft, Hauptstraße 56, Wohnwirtschaftsgebäude


Farster Bauerschaft, Hauptstraße 30, Wohnwirtschaftsgebäude

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