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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0233
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Das gut einhundert Jahre jüngere eingeschossi-
ge Backhaus der Hofstelle Nr. 91 („1707") ver-
zichtet bereits auf diese Ankerbalkenkonstruk-
tion, ebenso das nach seiner Bauinschrift im
Jahr 1780 entstandene Backhaus Nr. 77, das
mit seinen hölzernen Brüstungsbrettern im durch
Knaggen rhythmisierten Kniestock Baudetails
zeitgleicher Wohnwirtschaftsgebäude aufgreift.

Weiter nördlich erhebt sich der eingeschossige
Ziegelbau Nr. 94, vor 1898 (die Königl.-Preus-
sische Landesaufnahme verzeichnet ihn
bereits) als eines von wenigen Gebäuden an die
östliche Straßenseite verwiesen. Als reiner Schul-
bau mit großzügiger Durchfensterung erbaut,
gibt er sich als durchaus moderne Konzeption
zu erkennen, die auf die damals aktuellen
Forderungen nach Licht und Luft im Schulraum
Rücksicht nahm; traditionell bleibt jedoch seine
Gestalt als lang gestrecktes, eingeschossiges
Schulhaus unter Halbwalmdach, das stärker an
bäuerliche denn kommunale Bauten erinnert.

Schließlich markiert die einstige Kötnersiedlung
am Übergang zur Vorsiedlung Branderiede ein
stattlicher Fachwerkbau unter Walmdach, um
1880 als Wirtshaus mit rückseitigem Saalanbau
erbaut (Nr. 143), während auf der Hofparzelle
Nr. 141 eine dreiseitige Eichenallee als rücksei-
tige Hofzufahrt erhalten blieb.

Der südliche Ortsausgang zeigt sich nach dem
allmählichen Ausbau der Hohenhorster wie der
Niederhägener Bauerschaft stark modern über-
prägt. Nur noch der Straßenname Alter Reithof
erinnert an die Reithalle und andere militärische
Gebäude, die 1816 dem Abriss zum Opfer fie-
len, zuvor aber das hannoversche Dragoner-
regiment „Königin" aufnahmen. So erheben
sich an der Stelle des alten Garnisions-
Reithofes zahlreiche translozierte bzw. historis-
tisch ambitionierte Fachwerkbauten der jüngs-
ten Vergangenheit. Ältester Bau am Platz ist
das in seinen Kübbungen und im Wohnteil im
19.Jh. erneuerte Hallenhaus Alter Reithof 4,
dessen Wirtschaftsgiebel die charakteristi-
schen, über Kragbalken vorspringenden
Scheingeschosse und eng gereihte Kopfwin-
kelhölzer zeigt. Nach der Bauinschrift wird der
Giebel in das Jahr „1722" datiert, ein Zeit-
ansatz, den auch eine Jahresringanalyse
ermittelte. Altertümlich präsentiert sich hinge-
gen das Kammerfach in Ständerbauweise,
durch eine eingeschobene Balkenlage in zwei
Geschosse unterteilt und ebenfalls durch
Kopfbänder belebt. Nach Auswertung einiger
Jahresringproben wurde es wie auch der durch
mächtige Kopfbänder winkelsteif verbundene
Kernbereich des Hallenhauses um/nach 1661
abgezimmert. Wie für etliche Hallenhäuser des
17.Jh. belegt, blieben auch hier entlang der
östlichen Traufe Ständer mit den charakteristi-
schen Zapfenlöchern erhalten, die ursprünglich
die durchgezapften Ankerbalken in den
Kübbungen aufnahmen.
Ihm gegenüber entstand 1912 (Bauinschrift) ein
dekoratives, in Ziegelbauweise erstelltes trauf-
ständiges Wohnhaus mit zwerchhausüberfan-
genem Mittelrisalit (Alter Reiterhof 1). Es be-
sticht noch heute durch den hölzernen Wind-
fang und zahlreiche originale Farbglasfenster.
Hohenhorster Bauerschaft, Burgwedeler Straße 103-107, Brunnentrog, „1724"

Hohenhorster Bauerschaft, Alter Reithof 4, Ansicht des Wirtschaftsgiebels, Aufmaß J. Bühring 1963 (Plansamm-
lung des Niedersächsichen Landesamtes für Denkmalpflege)

Hohenhorster Bauerschaft, Alter Reithof 4, Grundriss, Aufmaß J. Bühring 1963 (Plansammlung des Niedersäch-
sischen Landesamtes für Denkmalpflege)






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