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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0242
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ßenseite und damit dort, wo nachweislich vor-
nehmlich die zahlreichen Kötner siedelten. Ein-
heitlich präsentiert sich ihr Baustil und insbe-
sondere der Habitus des zur Straße gewandten
Wirtschaftsgiebels, der - im Gegensatz zur
Konstruktion des Wohnteiles - vom 17.Jh. bis
zum endenden 18.Jh. nur geringen stilistischen
und konstruktiven Veränderungen unter-
worfen ist: Fast immer überziehen eng gesetzte
Ständer die Front, begleitet von paarweise
angeordneten Kopfwinkelhölzern. Die hölzer-
nen Brüstungsgefache der Scheingeschosse
überziehen nur die Hälfte des Giebels und wer-
den in der 2. Hälfte des 17.Jh. von Zierleisten,
Würfelfriesen und Zahnschnitt begleitet. Die hier
dominierende Giebelform ist die allgemein ins
17.Jh. datierende Form des über eingehälste
Kragbalken vorspringenden Scheingeschoss-
giebels mit sog. hoch liegender Giebel-
schwelle.
Ein beeindruckendes Ensemble aus der Mitte
des 17.Jh. blieb auf der einstigen Hofstelle Nr.
88/88A erhalten, dessen Zusammengehörigkeit
durch moderne Parzellierungen und bauliche
Verdichtungen nur noch schwer erkennbar ist:
Das „1648” abgezimmerte Haupthaus mit
Zweiständerinnengerüst Nr. 88 zeigt den zeitty-
pischen Wirtschaftsgiebel mit der engen
Kopfwinkelholzreihung, der Wohnteil die Zwei-
geschossigkeit durch eine eingeschobene
Balkenlage. Kopfwinkelhölzer und ein holzaus-
gefachtes Scheingeschoss zieren auch die
einst zugehörige Längsdurchfahrtsscheune Nr.
88A, während das seitlich zum Haupthaus auf-
gehende Backhaus, ein durch Ankerbalken
unterteilter Ständerbau, erst im 18.Jh. entstand
(Traufe massiv ersetzt).
Die Konstruktion des Wirtschaftsgiebels wie-
derholt sich an dem in seinen Kübbungen nicht
mehr original erhaltenen Zweiständerhaupthaus
Nr. 74 gegenüber der Kirche, einem im Detail
schlichten und im Kammerfach in liegenden
Gefachen abgezimmerten Fachwerkbau (1.
Hälfte 17.Jh.); die Zweigeschossigkeit wurde
hier wiederum durch den Einschub einer
Balkenlage erreicht, die den kräftigen Riegeln
aufliegt. 1879 wurde dem älteren Hallenhaus
ein damals modernes Wohnwirtschaftsge-
bäude zur Seite gestellt, dessen massiven
Blendgiebel eine ausgesprochen seltene Por-
tikusform bereichert. Durch Verbindung beider
Bauten durch einen (heute modern überprägten
Stall-)Trakt, dem auch ein Teil der linken
Kübbung zum Opfer fiel, entstand ein kleiner
Dreiseithof, wie dies später in großzügigeren
Dimensionen die bereits genannte Hofstelle Nr.
73 wiederholte.
Ungewöhnlich für das endende 17.Jh. präsen-
tiert sich der über Knaggen vorspringende,
gleichmäßig gerasterte Giebel (hoch liegende
Giebelschweile) des Zweiständerhallenhauses
Nr. 24 („1672”), dessen geringe Holzquer-
schnitte eine spätere Entstehung vermuten las-
sen (möglicherweise „1826”, neu eingearbeite-
te Ziffer). Als typische Details des 17,Jh. gelten
hingegen der den Wirtschaftsgiebel belebende
Würfelfries und einige erhaltene Kopfwinkelhöl-
zer, während die Konstruktion des Kammer-
faches vermutlich in das 18.Jh. datiert; mögli-

Kircher Bauerschaft, Dorfstraße 88 A, Haupthaus der Hofstelle, „1648"



Kircher Bauerschaft, Dorfstraße 74, Wohnwirtschaftsgebäude, 1. Hälfte 17.Jh.

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