dennoch erhalten, in dessen einstigem Garten
sich noch heute eine Grotte (halbrunder, rusti-
kaler Sitzplatz unter Eiche) der Jahrhundert-
wende erhebt.
Ein zweites kleines Gotteshaus liegt am süd-
lichen Ende der heute wohnstraßenartigen
Feldstraße, die „1885” erbaute Friedhofskapelle
auf dem einstigen Flurstück „Opferkamp”, das
man im Jahr 1856 letztmalig bestellte. Da man
damals den Kirchenneubau auf dem Platz der
Dorfkirche und daher die Auflösung der dorti-
gen Erbbegräbnisse anstrebte, erhielt jeder
Grabstelleninhaber eine neue Grabstätte auf
dem Opferkamp zugewiesen - der Grabstein
durfte vom alten Dorf auf den neuen Friedhof
verbracht werden! Den Friedhof eröffnet die
ursprüngliche eiserne Pforte, Auftakt für eine
axial verlaufende, direkt auf die Kapelle zufüh-
rende Kastanienallee, die im hinteren neueren
Abschnitt in eine Lindenallee einmündet. Im teil-
weise aufwendigen, historischen Grabmalbe-
stand des kleinen Friedhofes dominieren vor-
nehmlich Grabmale des späten 19. und frühen
20.Jh. Imposanteste Grabstätte ist wohl das in
das Erdreich eingetiefte Grufthaus der Familien
Molsan und Hennigs („1890”), das man als
begehbare Terrasse mit steinerner Brüstung
gestaltete. Die Aufwendigkeit der Architektur-
glieder wie auch die frei stehende (Altar-) Mensa
lassen vermuten, dass man mit der Wahl einer
italienisch inspirierten Terrasse den Aufenthalt
bei den Toten andeuten wollte. Als ein zweites
bemerkenswertes Grabmal sei die flache
Grabwand mit seitlichen Blumenbuketts für den
Lehrte, Feldstraße, Friedhof, Grufthaus der Familie Molsan u. Hennigs, „1890"
fünfjährig verstorbenen L. Goedecke (gest.
1903) hervorzuheben, das die vielerorts anzu-
treffende Trauernde aus der Werkstatt H.
Dammanns ziert (vgl. Hannover Engesohde,
Hildesheimer Nordfriedhof).
Unter den der Feldstraße anliegenden histori-
schen Bauten besitzen insbesondere zwei
Villen und eine Turnhalle Denkmalqualitäten.
Der wohl um 1928/29 erbauten Jahn-Turnhalle
wenige Meter nördlich des Friedhofes (Nr. 29)
verleihen geschossüberfangende Lisenen eine
optische Strenge. Auflockerung versprechen
lediglich die übereck und versetzt zueinander
gesetzten Backsteine der Lisenen und die plas-
tisch hervortretenden Ziegellagen im obersten
Geschoss des Kopfbaus - typische Details der
norddeutschen Backsteinarchitektur der späten
zwanziger Jahre. Die noch den alten
Fensterbestand wahrende bürgerliche Villa Nr.
24 folgt ihrer Bauzeit um 1905 gemäß den vor-
wiegend historistischen Tendenzen des Land-
hausstils. Erker, Balkone, Zwerchhäuser gestal-
ten die Fassade, Putz kontrastiert mit Zierfach-
werk, geometrische Formen (s. Haustür) mit
rankenden Girlanden. Anleihen der italienischen
Renaissance bzw. der Wohnhausentwürfe An-
drea Palladios verzieren die Villa Nr. 12, die in
dieser Bauform im Landkreis einzigartig ist (um
1910). Ionische Säulen markieren den End-
punkt einer breit angelegten Freitreppe, die den
durch drei Rundbögen geöffneten Hauptraum
erschließt. Baukubatur und Mansardwalmdach
erinnern an Bauformen des frühen 19.Jh., eine
Zeit, die auch der Segmentbogengiebel mit den
farblich erhöhten Reliefs einer Urne und flankie-
render Füllhörner aufgreift.
Lehrte, Feldstraße, Grabmal Familie Goedecke, 1903, H. Dammann
286
sich noch heute eine Grotte (halbrunder, rusti-
kaler Sitzplatz unter Eiche) der Jahrhundert-
wende erhebt.
Ein zweites kleines Gotteshaus liegt am süd-
lichen Ende der heute wohnstraßenartigen
Feldstraße, die „1885” erbaute Friedhofskapelle
auf dem einstigen Flurstück „Opferkamp”, das
man im Jahr 1856 letztmalig bestellte. Da man
damals den Kirchenneubau auf dem Platz der
Dorfkirche und daher die Auflösung der dorti-
gen Erbbegräbnisse anstrebte, erhielt jeder
Grabstelleninhaber eine neue Grabstätte auf
dem Opferkamp zugewiesen - der Grabstein
durfte vom alten Dorf auf den neuen Friedhof
verbracht werden! Den Friedhof eröffnet die
ursprüngliche eiserne Pforte, Auftakt für eine
axial verlaufende, direkt auf die Kapelle zufüh-
rende Kastanienallee, die im hinteren neueren
Abschnitt in eine Lindenallee einmündet. Im teil-
weise aufwendigen, historischen Grabmalbe-
stand des kleinen Friedhofes dominieren vor-
nehmlich Grabmale des späten 19. und frühen
20.Jh. Imposanteste Grabstätte ist wohl das in
das Erdreich eingetiefte Grufthaus der Familien
Molsan und Hennigs („1890”), das man als
begehbare Terrasse mit steinerner Brüstung
gestaltete. Die Aufwendigkeit der Architektur-
glieder wie auch die frei stehende (Altar-) Mensa
lassen vermuten, dass man mit der Wahl einer
italienisch inspirierten Terrasse den Aufenthalt
bei den Toten andeuten wollte. Als ein zweites
bemerkenswertes Grabmal sei die flache
Grabwand mit seitlichen Blumenbuketts für den
Lehrte, Feldstraße, Friedhof, Grufthaus der Familie Molsan u. Hennigs, „1890"
fünfjährig verstorbenen L. Goedecke (gest.
1903) hervorzuheben, das die vielerorts anzu-
treffende Trauernde aus der Werkstatt H.
Dammanns ziert (vgl. Hannover Engesohde,
Hildesheimer Nordfriedhof).
Unter den der Feldstraße anliegenden histori-
schen Bauten besitzen insbesondere zwei
Villen und eine Turnhalle Denkmalqualitäten.
Der wohl um 1928/29 erbauten Jahn-Turnhalle
wenige Meter nördlich des Friedhofes (Nr. 29)
verleihen geschossüberfangende Lisenen eine
optische Strenge. Auflockerung versprechen
lediglich die übereck und versetzt zueinander
gesetzten Backsteine der Lisenen und die plas-
tisch hervortretenden Ziegellagen im obersten
Geschoss des Kopfbaus - typische Details der
norddeutschen Backsteinarchitektur der späten
zwanziger Jahre. Die noch den alten
Fensterbestand wahrende bürgerliche Villa Nr.
24 folgt ihrer Bauzeit um 1905 gemäß den vor-
wiegend historistischen Tendenzen des Land-
hausstils. Erker, Balkone, Zwerchhäuser gestal-
ten die Fassade, Putz kontrastiert mit Zierfach-
werk, geometrische Formen (s. Haustür) mit
rankenden Girlanden. Anleihen der italienischen
Renaissance bzw. der Wohnhausentwürfe An-
drea Palladios verzieren die Villa Nr. 12, die in
dieser Bauform im Landkreis einzigartig ist (um
1910). Ionische Säulen markieren den End-
punkt einer breit angelegten Freitreppe, die den
durch drei Rundbögen geöffneten Hauptraum
erschließt. Baukubatur und Mansardwalmdach
erinnern an Bauformen des frühen 19.Jh., eine
Zeit, die auch der Segmentbogengiebel mit den
farblich erhöhten Reliefs einer Urne und flankie-
render Füllhörner aufgreift.
Lehrte, Feldstraße, Grabmal Familie Goedecke, 1903, H. Dammann
286