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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0290
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Die Wohnviertel im Westen
Im Norden der Feldstraße wurde noch um 1900
mit dem Ausbau größerer Wohnquartiere be-
gonnen, einheitlich durchgestaltete Siedlungen
aus zweigeschossigen Mehrfamilienhäusern.
Durch die stereotype Traufständigkeit und die
für Lehrte typischen Zwerchhäuser in der Mitte
oder an den Ecken der Häuser gewannen diese
Wohnstraßen Siedlungscharakter und waren
zugleich bauliche Vorreiter für die späteren
Genossenschaftshäuser. Die Massivbauten
Westerstraße 24, 25, 26, 27 und 28 dokumen-
tieren diese Entwicklung und bezeugen, dass
trotz variierender Stilistik und des Wechsels von
Putz und Backstein der Siedlungscharakter
allein aufgrund der durchlaufenden Traufhöhe
und der identischen Baumaße gewahrt bleibt.
Der gegenüberliegende, reich gegliederte
Massivbau Nr. 1 („1899”) bezeugt hingegen
den Stil dreigeschossiger Wohn- und Ge-
schäftsbauten mit überhöhtem Erdgeschoss,
die sich häufig - wie in diesem Fall - an
Straßenecken bzw. Einmündungen von Wohn-
straßen erhoben.
Kurz nach 1900 wurde mit der Zeilenbebauung
der noch alt gepflasterten Bennigsenstraße
begonnen, wobei man hier den Typ des
Doppelhauses mit seitlichen, zwerchhausartig
in das Dach rückbindenden Risaliten und vor-
gelegten Loggien oder Baikonen realisierte
(Nrn. 32, 33, 34, 35). Nur der obergeschossig
durch schmale Rundbogenfenster charakteri-
sierte Eckbau Nr. 31 verzichtet auf dieses Detail
und vermittelt zu den 1 1/2-geschossigen
Wohnhäusern Bahnhofstraße 31 („1903”) und
Nr. 31A, zwei Drempelgeschossbauten mit
Risalit und Zwerchhaus sowie teilweise erhalte-
nen, nach außen zu öffnenden Fenstern.
Im weiteren Verlauf des frühen 20.Jh. wurden
immer mehr Quartiere westlich der Feldstraße
erschlossen - es mangelte an Wohnraum für
die stetig wachsende Stadt und ihre nicht
immer wohlhabende Bewohnerschaft. Um
1909 wurde beispielsweise die Wilhelmstraße
angelegt, „...an welcher die Häuser des Eisen-
bahn-, Bau- und Wohnungsvereins...” entstan-
den (Zeitungsbericht 28.4.1909). Die dreige-
schossigen Mehrfamilienhäuser (zzgl. ausge-
bautes Mansardgeschoss) Nrn. 32, 34, 35, 36
dürften im ersten Jahrzehnt des 20.Jh. un-
mittelbar nacheinander entstanden sein, abzu-
lesen an der Stilistik ihrer Zierdetails. Ältester
Bau ist wohl der Putzbau Nr. 32 (um 1903/05)
mit reliefierten und schablonierten Girlanden,
jüngster der Jugendstildekor aufgreifende Putz-
bau Nr. 36 des Jahres “MCMIX” (1909).
Unablässig zogen die sich ansiedelnden
Industrien Arbeiterfamilien in die Stadt, für die
nach und nach preisgünstiger und ausreichen-
der Wohnraum geschaffen werden musste. Zu
den bedeutendsten Trägern sog. Genossen-
schaftshäuser in Lehrte zählt der bereits im
November 1907 gegründete „Eisenbahn Bau-
und Wohnungsverein Lehrte e.V.”, auf dessen
Initiative hin die stereotype Zeilenbebauung für
Beschäftigte der Eisenbahn und ihre Familien
an der Ahltener Straße entstand. Trotz aller
finanzieller Erwägungen wurden gesteigerte

Lehrte, Feldstraße 12, Villa, um 1910



Lehrte, Feldstraße 29, Jahn-Turnhalle, um 1928/29

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