Trotz einiger modernisierender Eingriffe ist die
als „Landhaus Thomsen” benannte bürgerliche
Villa Wintershall-Allee 10 ein klassisches
Beispiel für historistische Wohnbauten im
damals überaus beliebten Landhausstil (vor
1902, Architekt G. Jänicke, Berlin). Hier wurde
er durch englische Details bereichert, abzulesen
am weit hinuntergezogenen, über Oberge-
schoss- und Giebelverkleidungen optisch fort-
geführten Dach und den über die Firstlinie auf-
ragenden, schlanken Kaminen. Den hohen
Kellerhals führte man hingegen in rustikalen
Formen mit verstärkten Eckpfeilern aus, ein
deutlicher Kontrast zum mit Zierfachwerk, poly-
gonalen Erkern und filigranen Fensterrahmun-
gen gestalteten Oberstock.
Kalibergwerk Bergmannssegen
Aus der Lehrter Geschichte kaum wegzuden-
ken ist das Kaliwerk Bergmannssegen im
Südwesten der Stadt, seit ca. 1946/47 zur
Doppelschachtanlage Hugo-Bergmannssegen
zusammengefasst (Sauerweg). Obgleich der
Beginn des Kalibergbaus im Lehrter Raum
bereits in die neunziger Jahre des 19.Jh.
zurückdatiert, erbrachte erst das frühe 20.Jh.
die erhofften Erträge. 1910 erfolgte der erste
Spatenstich für den Schacht der „Gewerkschaft
Bergmannssegen”, einen von vier annähernd
zur gleichen Zeit abgeteuften Schächten.
Schon 1913 wurde der nun als Wetterschacht
gedachte Schacht Ottoshall unterirdisch an den
Schacht Bergmannssegen, der Schacht
Erichssegen an den Schacht Hugo angeschlos-
sen, so dass zwei Doppelschachtanlagen
nebeneinander bestanden. Der endgültige
Zusammenschluss erfolgte nach dem Zweiten
Weltkrieg mit der Begründung der Groß-
schachtanlage Hugo-Bergmannssegen. Der
sog. Förderturm zeigt den charakteristischen,
quadratisch-blockhaften Unterbau, die sog.
Schachthalle des Jahres 1910, einzig durch
hochrechteckige Blendnischen gestaltet. Das
überkommene Bockfördergerüst ist ein Neubau
des Jahres 1951 und ersetzt das ursprüngliche
Jugendstilgerüst von 1912, das aufgrund seiner
ästhetischen Gestaltung von Zeitgenossen als
im deutschen Bergbau einmalig und formschön
gepriesen wurde. Zweiter markanter Bau der
die südliche Ortseinfahrt dominierenden Anlage
ist der aus dem Maschinenhaus vor- und aufra-
gende Schornstein, eine für diese Zeit ausge-
sprochen moderne, sachliche Architektur, die
auf die typischen Friese und Blendarchitek-
turen verzichtet. Der aufsitzende quadratische
Wasserbehälter entwickelt sich über einem fla-
chen Vorsprung und wird von einem hohen
Zeltdach geschlossen. Maschinenhaus und die
anschließende elektrische Zentrale wurden als
einfache Putzbauten mit leicht geschwungenen
Satteldächern errichtet.
LEHRTE/ AHLTEN
Die sich in nordsüdlicher Richtung erstreckende
Ortschaft Ahlten wird im Norden von der
Bahntrasse Berlin-Hannover, im Süden von der
Bundesstraße B 65 tangiert, während die west-
liche Grenze die in einigem Abstand fast paral-
Lehrte, Sauerweg, Kalibergwerk Bergmannssegen
Lehrte, Am Gehrkamp 1, Wohnhaus, um 1905
293
als „Landhaus Thomsen” benannte bürgerliche
Villa Wintershall-Allee 10 ein klassisches
Beispiel für historistische Wohnbauten im
damals überaus beliebten Landhausstil (vor
1902, Architekt G. Jänicke, Berlin). Hier wurde
er durch englische Details bereichert, abzulesen
am weit hinuntergezogenen, über Oberge-
schoss- und Giebelverkleidungen optisch fort-
geführten Dach und den über die Firstlinie auf-
ragenden, schlanken Kaminen. Den hohen
Kellerhals führte man hingegen in rustikalen
Formen mit verstärkten Eckpfeilern aus, ein
deutlicher Kontrast zum mit Zierfachwerk, poly-
gonalen Erkern und filigranen Fensterrahmun-
gen gestalteten Oberstock.
Kalibergwerk Bergmannssegen
Aus der Lehrter Geschichte kaum wegzuden-
ken ist das Kaliwerk Bergmannssegen im
Südwesten der Stadt, seit ca. 1946/47 zur
Doppelschachtanlage Hugo-Bergmannssegen
zusammengefasst (Sauerweg). Obgleich der
Beginn des Kalibergbaus im Lehrter Raum
bereits in die neunziger Jahre des 19.Jh.
zurückdatiert, erbrachte erst das frühe 20.Jh.
die erhofften Erträge. 1910 erfolgte der erste
Spatenstich für den Schacht der „Gewerkschaft
Bergmannssegen”, einen von vier annähernd
zur gleichen Zeit abgeteuften Schächten.
Schon 1913 wurde der nun als Wetterschacht
gedachte Schacht Ottoshall unterirdisch an den
Schacht Bergmannssegen, der Schacht
Erichssegen an den Schacht Hugo angeschlos-
sen, so dass zwei Doppelschachtanlagen
nebeneinander bestanden. Der endgültige
Zusammenschluss erfolgte nach dem Zweiten
Weltkrieg mit der Begründung der Groß-
schachtanlage Hugo-Bergmannssegen. Der
sog. Förderturm zeigt den charakteristischen,
quadratisch-blockhaften Unterbau, die sog.
Schachthalle des Jahres 1910, einzig durch
hochrechteckige Blendnischen gestaltet. Das
überkommene Bockfördergerüst ist ein Neubau
des Jahres 1951 und ersetzt das ursprüngliche
Jugendstilgerüst von 1912, das aufgrund seiner
ästhetischen Gestaltung von Zeitgenossen als
im deutschen Bergbau einmalig und formschön
gepriesen wurde. Zweiter markanter Bau der
die südliche Ortseinfahrt dominierenden Anlage
ist der aus dem Maschinenhaus vor- und aufra-
gende Schornstein, eine für diese Zeit ausge-
sprochen moderne, sachliche Architektur, die
auf die typischen Friese und Blendarchitek-
turen verzichtet. Der aufsitzende quadratische
Wasserbehälter entwickelt sich über einem fla-
chen Vorsprung und wird von einem hohen
Zeltdach geschlossen. Maschinenhaus und die
anschließende elektrische Zentrale wurden als
einfache Putzbauten mit leicht geschwungenen
Satteldächern errichtet.
LEHRTE/ AHLTEN
Die sich in nordsüdlicher Richtung erstreckende
Ortschaft Ahlten wird im Norden von der
Bahntrasse Berlin-Hannover, im Süden von der
Bundesstraße B 65 tangiert, während die west-
liche Grenze die in einigem Abstand fast paral-
Lehrte, Sauerweg, Kalibergwerk Bergmannssegen
Lehrte, Am Gehrkamp 1, Wohnhaus, um 1905
293