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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0299
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den Bauten. Dort, wo sich die Straßen weiten


und Mauern zurücktreten, um Gehsteigen Platz
einzuräumen, beginnen die jüngeren, später
erschlossenen Bereiche Ahltens. Einer dieser
jüngeren Dorfquartiere ist der straßenmarktarti-
ge, sich leicht gegen Norden zuspitzende
Barnstorfplatz, dessen Südende das historis-
tisch verpflichtete Feuerwehrgerätehaus mar-
kiert („Erbaut im Jahre 1906”). Als dekorativer
Blickpunkt wirkt vor allem der hoch aufragende,
frontseitig mit Zierfachwerk gestaltete Turm
unter Krüppelwalmdach, während die dahinter
gelegene Wagenhalle (heute ausgebaut zu vier
Wohnstudios) schlicht und ohne die den Turm
auszeichnende Eckquaderung entstand. Ein
Sinnspruch („Gott zur Ehr, dem Nächsten zur
Wehr”) und ein Wappen veranschaulichen die
Funktion des für die Platzansicht so bedeuten-
den kleinen Gebäudes, an dessen Außenwand
eine kleine Relieftafel („Errichtet 1906, 1966
Renoviert”) an den Kaufmann Heinrich Back-
haus erinnerte, der aus eigenen Finanzmitteln
die nach ihm benannte Backhausstraße aus-
bauen ließ. Sie mündet im Norden in den
Barnstorfplatz ein, an dessen Westseite sich
eines der für Lehrter Regionen typischen
Hallenhäuser erhebt (Nr. 7): Das im Jahr des
großen Brandes „1822” abgezimmerte, in sei-
nen Konstruktionen weitgehend ungestörte
Wohnwirtschaftsgebäude zeigt in beispielhafter
Weise die regionaltypische Hintereinander-
schaltung eines Wirtschaftstraktes in Vierstän-
derbauweise und eines in Stockwerkbauweise
abgezimmerten, großzügig dimensionierten
Wohnteiles (vgl. hierzu auch das Vierständer-
hallenhaus Ernst-August Str. 6 aus der Zeit um
1840). In das Jahr „1803” datiert hingegen das
älteste der unter Denkmalschutz gestellten
Wohnwirtschaftsgebäude Ahltens zurück, das
wenige Meter nördlich aufgehende Vierständer-
hallenhaus Wöhlerstraße 3. Die gleichmäßige
Gliederung seines Wirtschaftsgiebels, der leich-
te Vorsprung des Giebeltrapezes und dessen
Rhythmisierung durch geschosshohe K-Stre-
ben sind typische Details im Lehrter sowie
Sehnder Raum wie auch der zweigeschossige,
stockwerkweise vorkragende Wohnteil. Die
Entwicklung der großzügig ausgebauten,
optisch dominierenden Wohnteile gipfelt in
Wohnwirtschaftsgebäuden der Jahrhundert-
mitte, wo der Wirtschaftsteil als Querdielentrakt
dem Wohnteil fast bei- bzw. untergeordnet
erscheint. Anschauliche bzw. im Erhaltungszu-
stand überzeugende Vertreter dieses bereits
repräsentativ anmutenden, dem reinen
Wohnhaus sich annähernden Haustyps sind die
Querdielenhäuser Backhausstraße 9 („Anno
1850 Mstr. St. Weber”) und Nr. 11 („1848”),
jeweils die Hauptbauten zweier beeindrucken-
der, großflächiger Hofplätze. Die umgrenzten
Höfe wurden später zu geschlossenen Drei-
seithöfen erweitert, in denen die Wohnwirt-
schaftsgebäude des 19.Jh. schließlich die
Kopfbauten bildeten.
Als anschaulicher Beleg eines reinen Wohn-
hauses des späten 19.Jh. wurde der Ziegelbau
Zum Großen Freien 2 als Denkmal ausgewie-
sen. Plastisch herausgearbeitete, aus glasierten
Formziegeln gefügte Rosenbänder beleben das
durch Lisenen gegliederte zweigeschossige
Wohnhaus, das sich durch die tief herunterge-

Ahlten, Barnstorfplatz, Feuerwehrgerätehaus, „1906"

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