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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0364
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geführte Westwand aufmauerte. Gleichzeitig
fügte man auch den Polygonalchor an und zog
die flache Balkendecke im Kirchenschiff ein,
obgleich der ältere Kapellenbau - nach den
Strebepfeilern aus Raseneisenstein zu urteilen
-überwölbt gewesen war. Heute wird nur noch
der stark durchfensterte Chorraum samt
Chorjoch von einem Rippengewölbe überzo-
gen.
1817 wurden im Innern der f688 erneuerten
Kapelle das Gestühl und ein klassizistischer
Kanzelaltar aufgestellt, der allerdings um die
Mitte des letzten Jahrhunderts in Mensa,
Retabel und Kanzelkorb zerlegt worden war
und heute nur noch in seinen Einzelstücken den
Innenraum dekoriert. Als weitere historische
Ausstattungsstücke seien ein spätgotisches
Taufbecken und eine zeitgleiche hölzerne Pieta
aufgeführt.
Vorbei am historischen Kirchfriedhof, dessen
Abmessungen einige Grabkreuze des späten
19. und Stelen des 20.Jh. umschreiben, führt
eine gepflasterte Zuwegung zurück zur Neu-
städter Straße, an der sich einige imposante
Fachwerkbauten in lockerer Folge aneinander-
reihen.
Zu ihnen gehört das von altem Eichenbestand
überfangene Vierständerhallenhaus Nr. 23
(„1807”), dessen Wirtschaftsgiebel ein deut-
licher Konstruktionswechsel vom zurückliegen-

den Gebäudetrakt separiert. Der durch farbig
gefasste Holzausfachungen (Diamantierung)
und florale Schnitzzier ausgesprochen dekora-
tiv anmutende Wirtschaftsgiebel überliefert die
für weite Gebiete Neustadts klassische Fassa-
denaufteilung mit mittigem Dielentor oder
Vorschauer und seitlichen Mistgängen.
Aufteilung und Bohlenausfachung verbinden
ihn mit dem deutlich älteren Haupthaus der
Hofstelle Nr. 35, das nach den regionaltypi-
schen, aber mittlerweile seltener anzutreffenden
K-Verstrebungen und dem kräftigen Giebelvor-
sprung vielleicht noch vor 1800 datiert. Dem
von der Straße deutlich abgerückten Gebäude
steht eine frontseitig durch senkrecht ange-
brachte Holzbohlen geschlossene Querdurch-
fahrtsscheune unter Haibwalmdach gegenüber,
die die Zufahrt zum Wirtschaftshof flankiert (um
1800).
Schließlich wurde am nördlichen Ende der
Straße eine aus zwei Gehöften bestehende
Bautengruppe ausgewiesen, die insgesamt
zehn Einzelgebäude vom Haupthaus bis hin
zum kleinen Backhaus umfasst: Anlage Nr. 43
zeigt die typische Hofsituation mit zwei zufahrt-
begleitenden Scheunen (Querdurchfahrts-
scheune von „1855” mit rückseitiger Verlän-
gerung, Längsdurchfahrtsscheune Mitte 19.Jh.)
und einem weit zurückversetzten Haupthaus.
Das bauinschriftlich in das Jahr „1756” datierte,
bündig abgezimmerte Zweiständerhallenhaus

mit einmündendem Stalltrakt und quer gestell-
tem, zweigeschossigem Wohnteil gehört mit
seiner gerasterten Fassadengestaltung zu
einem weit verbreiteten Bautyp im nördlichen
Bearbeitungsgebiet. Eine Neustädter Spezia-
lität werden hingegen die Holzausfachungen
entlang der Sockelzone gewesen sein.
Ein weiteres, vor allem baugeschichtlich bedeu-
tendes Ensemble blieb mit dem unmittelbar
benachbarten Gehöft Nr. 45 erhalten, dessen in
Vierständerbauweise errichtetes, gedrungenes
Haupthaus („1862”; homogen gerastert) mit-
samt des Stalltraktes eine alte Zuwegung mit
historischer Pflasterung erschließt. An der
Längsdurchfahrtsscheune des Hofes Nr. 43 in
den Hof einmündend führt ihr Verlauf vorbei an
einer bauinschriftlich in das Jahr „1662” datier-
ten Längsdurchfahrtsscheune, deren kräftige
Kopf- und Fußbänder wie auch die den vorkra-
genden Giebeldrempel abtragenden Karnies-
knaggen die frühe Zeitsetzung bestätigen.
Innerhalb des Bearbeitungsgebietes gehört die
Scheune überdies zu den ältesten Belegen ein-
gehälster Ankerbalken unter Oberrähmen. Das
im Osten des Hofes errichtete Backhaus zeigt
hingegen mit Ausnahme einiger alter Bohlen-
setzungen weitgehend modern erneuerte
Backsteinausfachungen und eine rundbogig
gearbeitete Pforte, deren Sturzholz („1775”) von
zwei Kopfwinkelhölzern abgefangen wird. Die
Datierung bestätigen die Holzbohlenausfa-
chungen oberhalb des eingezapften Brustrie-


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