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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0384
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Apotheke Nr. 37 den Übergang zur Kernsied-
lung Mandelslohs „Über dem See“, an der sich
große Gehöfte in lockerer Folge aneinanderrei-
hen. In diesem Dorfabschnitt weisen neben
dem im Wirtschaftstrakt unsensibel moderni-
sierten Vierständerhaus (um 1840/50) Überm
See 8 nur noch zwei kleine funktionale Neben-
gebäude Einzeldenkmalqualitäten auf: Der über
einem massiv ausgefachten Unterstock und im
Giebel vorkragende Speicher Ackerstraße 21
ist durch seine beschädigte Holzverschalung in
seiner Substanz bereits gefährdet, obgleich er
in seiner stockwerkweisen Vorkragung über
Stichgebälk und Füllhölzern sowie der teilweise
noch erhaltenen Lehmausfachung ein anschau-
liches Beispiel für Speicherbauten aus der 1.
Hälfte des 18.Jh. repräsentiert. Demgegenüber
überliefert der ebenfalls holzverschalte Wand-
ständerbau Überm See 36 ein klassisches
Beispiel für einen Schafstall, der hier nutzungs-
gerecht direkt am Ortseingang bzw. inmitten
der Schafweiden lag; vermutlich handelt es sich
bei diesem ausgesprochen großen Stallge-
bäude um einen der ältesten Schafställe der
Region (Mitte 17.Jh.).
Verlässt man Mandelsloh gegen Westen und
folgt der Landesstraße L133 in Richtung Lutter,
so führt der Weg vorbei am einstigen jüdischen
Friedhof, dessen rechteckige Parzelle einige
jüngere Bäume markieren. Nachdem die Grab-
steine des zwischen 1825 und 1831 angeleg-
ten Bestattungsplatzes um 1940 gewaltsam
entfernt worden sind, erinnert heute lediglich
eine sandsteinerne Zuwegung (nach 1945) an
die historische Bedeutung des Platzes.

NEUSTADT A. RBGE./MARDORF

Das im Jahr 1173 als „Merctorph” historisch in
Erscheinung getretene Mardorf liegt heute zirka
einen Kilometer nordwestlich des Steinhuder
Meeres. Die älteste, wirtschaftlich vom Fisch-
fang getragene Dorfsiedlung ist hingegen
unmittelbar am See zu suchen, wurde aber auf-
gelassen, nachdem ein Großteil der Höfe durch
die Wirren des Dreißigjährigen Krieges zerstört
und das alleinige Fischereirecht am See
Steinhude (s. Wunstorf-Steinhude) übergeben
worden war. So beginnt die Geschichte des
landeinwärts verlagerten Dorfes erst im späten
17.Jh.; eine Quelle nennt 22 Feuerstellen und
103 Einwohner im Jahr 1685.
Wie auf der Kartierung der Kurhannoverschen
Landesaufnahme 1782 ersichtlich, bildete der
Dorfgrundriss damals eine flächige Streulage
aus, die sich erst durch die Anlage neuer
Hofstellen und die Erweiterung bestehender
Hausgruppen zu einem Haufendorf verdichtete.
Das ursprünglich rein landwirtschaftlich gepräg-
te Mardorf gewann allerdings als Zielort der im
späten 19.Jh. erstarkenden touristischen Be-
wegungen zusehends an Bedeutung, denen
schließlich auch der fächerförmige Ausbau des
Dorfes in Richtung Süden folgte. Nach ersten
Ansätzen um 1907 erfolgte schließlich ein kon-
tinuierlicher Ausbau des Nordufers des Stein-
huder Meeres, der nach dem anfänglich etwas
unkontrollierten Baugeschehen ab zirka 1920

Mardorf, Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1897, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation
Niedersachsen)


Mardorf, Mardorfer Straße 12, Christus-Kapelle, Außenansicht von Südosten


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