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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0385
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Mardorf, Hinterm Dorf, Blick von Südosten auf den weitläufigen Eichenhain

Mardorf, Hinterm Dorf 2, Wohnwirtschaftsgebäude, um 1890


planmäßig und teilweise auch unter Rücksicht-
nahme auf die naturräumlichen Begebenheiten
geschah, in einer damals sehr modernen Bau-
landgestaltung.
Noch in der 2. Hälfte des 20.Jh. durchlebte
Mardorf als attraktiver Ferienort für Wochen-
endpendler eine lebhafte Planungsgeschichte,
den beispielsweise der rasterförmige Ausbau
der Uferzone im Süden bzw. Südosten zuzu-
ordnen ist, der allerdings einen deutlichen
Abstand zur historischen Kernsiedlung wahrt.
Die im Rahmen der Dorferneuerung der 1980er
Jahre durchgeführten Sanierungs- und Gestal-
tungskampagnen förderten den Wandel von
einem ländlich-bäuerlichen Dorf zu einem
attraktiven Wohn- und Erholungsort, der zwar
nach wie vor von seinen landwirtschaftlichen
Betrieben lebt.
Die noch heute von Wiesen und altem Baum-
bestand geprägte, aber stark zersiedelte
Ortschaft besitzt ein erstes dörfliches Zentrum
entlang der bogig verlaufenden, modern über-
prägten Mardorfer Straße, die auch die
Kurhannoversche Landesaufnahme als den
wichtigsten Straßenzug im Dorf unterstreicht.
Christus-Kapelle
1722 entstand hier an der Abzweigung Ohl-
hagen/Steinweg eine Fachwerk-Kapelle, die
-da man bis 1801 im benachbarten Schneeren
bestattete - als nur ein kleiner Kirchenraum für
den örtlichen Gottesdienst zu konzipieren war,
der bis 1842 allerdings auch als Schulstube
genutzt wurde (Nr. 12). So entstand der seltene
Grundriss eines lang gezogenen Saalbaus mit
beidseitigem polygonalem Schluss, außen le-
diglich durch Schrägstreben und Andreaskreu-
ze gestaltet.
Bis 1978 besaß die flach gedeckte Kapelle im
Innern Priechen und einen barocken Kanzel-
altar; heute zeugt nur noch ein Opferstock des
Jahres 1721 von der einstigen historischen
Ausstattung.

Mardorf, Mardorfer Straße 22, Scheune, um 1840


Um 1882/84 wurde in der unmittelbaren Nach-
barschaft der Kapelle ein eingeschossiger Zie-
gelbau errichtet, der von nun an die Dorfschule
aufnahm (Nr. 8). Er unterteilt sich in einen gie-
belständigen, mit einem steigenden Fries im
Steilgiebel verzierten Bauteil, der als Schule mit
rechteckigem Klassenraum und Lehrerwoh-
nung diente, und einen zurückliegenden trauf-
ständigen Wirtschaftstrakt mit Stallungen,
Küche und Kammern.
Schon bald wurde die Schule als zu klein emp-
funden und ein Neubau in Aussicht gestellt.
Nach ersten finanziellen Schwierigkeiten ging
die Planung der neuen Schule 1906 an den
Architekten Ernst Messwarb über, der den
dekorativen zweigeschossigen Ziegelbau Nr. 4
wenige Meter weiter westlich entwarf. Der die
Schule im Erdgeschoss und die Lehrerwoh-
nung im Obergeschoss aufnehmende, ab
1907/08 realisierte Bau orientiert sich in seiner
Staffelung und Gliederung in einen turmartigen

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