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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0425
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Bolzum, Marktstraße 25, Wohnhaus, „1797"



Bolzum, Pfingstanger, Jüdischer Friedhof

Bolzum, Schleuse Bolzum, Übersichtsplan, Schnitt a-b (Plan: Wasser- und Schifffahrtsamt Braunschweig)


te Taufstein des Jahres „1591” seine heutige
Aufstellung fand. Aus der Bauzeit St. Josefs
stammt hingegen die Orgel aus der Werkstatt P.
Furtwängler & Hammer (Hannover) von 1898.
Folgt man der Marktstraße in Richtung Norden,
so führt der Weg vorbei an einem traufständig-
zweigeschossigen Fachwerkbau aus dem 1.
Viertel des 19.Jh. („Mst. Brefe 1821”), dessen
Authentizität durch den Verlust der historischen,
im Erdgeschoss Ladenfenster leider deutlich
gelitten hat (Nr. 15). Das ursprünglich durch ein
mittig aufsitzendes Kranhaus ausgewiesene
Wohn- und Geschäftshaus ziert eine hebrä-
ische Inschrift und ist somit als ein jüdisches
Geschäftshaus zu interpretieren - mittlerweile
eine Rarität in der Region („Gebenedeit seist Du
bei Deinem Eingang, gesegnet bei Deinem
Ausgang”).
Auf dem der westlichen Straßenseite anliegen-
den Gehöft Nr. 25 erstaunt das zweigeschossi-
ge Fachwerkwohnhaus, ein elf mal elf Achsen
messendes, ausschließlich Wohnzwecken vor-
behaltenes Gebäude des ausgehenden 18.Jh.
(„1797”). Dekorativ gesetzte Fußstreben bele-
ben die Fassaden des teilweise noch mit älteren
Fenstern (nach außen öffnend, zweiflüglig) aus-
gestatteten Wohnhauses, dessen gehobenen
Anspruch heute die steinerne Pforte („1898”,
Wagen- und Fußgängertor) samt Lanzettspit-
zenzaun des 19.Jh. unterstreichen. Nach Ab-
bruch der Scheune rahmen heute ein zwi-
schenzeitlich zum Wohnhaus ausgebauter
Fachwerkstall mit Drempelgeschoss (Speicher-
raum in Drempel und Dach), ein weiterer lang
gestreckter Fachwerktrakt und eine Querein-
fahrtsscheune in Ziegelbauweise den einst drei-
seitig umbauten Hof.
Der lang gestreckte Ort besitzt jeweils einen
Friedhof an seinem nördlichen sowie südlichen
Ende, wobei der nördliche noch heute einen
deutlichen Abstand von der wachsenden
Wohnbebauung zu wahren scheint. Es ist der
letztmalig im Jahr 1934 belegte, von einem
Graben umzogene Friedhof der jüdischen
Gemeinde Bolzums am Pfingstanger, die, wie
etliche dieser Zeit, im Zuge der Verfolgung
durch die Nationalsozialisten ihr grausames
Ende fand. So zeugen nur noch etwa vierzig
Stelen beidseitig eines zwischenzeitlich über-
grünten Mittelweges von der jüdischen Ver-
gangenheit des Ortes, zumeist schlichte, zwei-
seitig beschriftete Grabmale aus der Zeit zwi-
schen 1825 und 1934.
Der katholische Friedhof Am Mühlenberg wurde
offensichtlich erst deutlich später eröffnet - die
Königl. Preußische Landesaufnahme 1896/98
erfasste ihn noch nicht. Mit Ausnahme des
Zuganges zeigt er sich heute allseitig von
Wohnbebauung umgrenzt, so dass er als
Friedhof kaum mehr wahrzunehmen ist.
Gebogen geführte und aus Sandstein gearbei-
tete Mauerwangen erschließen das lang gezo-
gene Areal, begleitet von einer markant in Form
geschnittenen Thuja-Allee. Sie dient als Zuwe-
gung zu einem kleinen Heckenrondell, dessen
Mitte ein schlichtes Hochkreuz markiert. Außer
vereinzelten Grabmalen des frühen 2O.Jh. (vgl.
Ädikula der Familie Isensee, um 1923) ist einzig

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