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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0433
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Jahr später ihrem persönlichen Schutz unter-
stellten. Trotz aller Besitzansprüche wahrten die
Freien (dieser Begriff steht als Bezeichnung aller
Einwohner dieser Region) ihre Rechte; so ist
1566 beispielsweise von „bittweise” erfolgten
Diensten der Freien von Ilten die Rede und auch
sonst fielen die geringen Steuerleistungen des
Gebietes deutlich aus dem Rahmen des
Üblichen heraus; von größerer Bedeutung war
jedoch das zunächst in Lühnde tagende
Freiengericht und die eigenständige örtliche
Verwaltung, der ein sog. „Vogt der Freien” vor-
stand. Mit der Verlegung des Freiengerichts von
Lühnde nach Ilten um 1500 vermehrte sich die
Bedeutung Iltens innerhalb der Region der
Freien, zumal es sich bereits im Verlaufe des
15.Jh. als Verwaltungssitz und -mitte eines
eigenen Verwaltungsbezirks herausgebildet
hatte; neben zahlreichen hier ungenannten
Dörfern wurden im Jahr 1528 auch Döhren,
Laatzen, Sehnde und Lehrte als zugehörig
notiert, während man 1671 Anderten, Ahlten,
Bilm, Dolgen, Evern, Grethenberg, Haimar,
Harber, Höver, Ilten, Klein Lobke, Lehrte,
Rethmar und Sehnde als Orte der Vogtei Ilten
kannte. In dieser Form hat das Verwaltungs-
gebiet Ilten bis 1859 fast unverändert bestan-
den, obgleich man 1852 die Bezeichnung
Vogtei durch Amt Ilten ersetzte. Dieses ging erst
1859 im Amt Burgdorf, 1885 wiederum im
gleichnamigen Landkreis auf. 1974 war dem
einstigen Großen Freien sein endgültiges Ende
beschieden, indem man einen Großteil seiner
Dörfer der neu gebildeten Gemeinde Sehnde
(seit 1997 Stadt Sehnde) zuschlug, Ahlten der
Stadt Lehrte und Anderten der Stadt Hannover
beiordnete.
Als Einwohner der „großen Grafschaft“ genos-
sen die lltener Bauern des Spätmittelalters
somit das Recht als Freie zu leben, ohne dass
sie damals auch tatsächlich Freigut besaßen;
dies war vermutlich nur bei den frühen, im 13.Jh.
genannten Freien der Fall, die jedoch schon
bald in die Städte abwanderten und ihren
Grundbesitz an die hiesigen Bauern verpachte-
ten. In jedem Fall waren den freien Bauern des
15./16.Jh. Zoll- und Steuerbefreiungen be-
schieden, aber auch Freizügigkeiten in der Jagd
und im Handel, und somit war für eine gesunde
Dorfentwicklung die Basis gelegt. Dennoch sind
im Ilten des Jahres 1564 nur sechs Ackerleute,
drei „halfspenner” und 22 Kötner belegt (1781:
39 Feuerstellen), die um 1770 von immerhin 93
Pferden, fast 500 Schafen, 232 Rindern, 115
Schweinen und 106 Bienenstämmen lebten.
Einen regelrechten Flächen- und Einwohnerzu-
wachs erlebte Ilten erst mit der Einrichtung der
Wahrendorffschen Kliniken im Süden des histo-
rischen Ortes, die sich mit dem wohl geschichts-
trächtigsten Bauwerk Iltens zu einer neuen
Einheit verschmolzen.

Wahrendorffsche Kliniken
Der Beginn der Kliniken reicht in das Jahr 1858
zurück, als der in Ilten praktizierende Landarzt
Ferdinand Wahrendorff das einstige Amtshaus
der Vogtei Ilten erwarb, um darin eine psychiat-
rische Klinik samt Privatwohnung einzurichten.


Ilten, Hindenburgstraße 1, ehern. Amtshaus der Vogtei Ilten von 1738, Blick von Nordosten

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