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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0451
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SEHNDE/WASSEL


Wassel, Kurhannoversche Landesaufnahme, aufgen. 1781, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinfor-
mation Niedersachsen)

Der Sehnder Ortsteil Wassel erstreckt sich
westlich von Sehnde am Rande eines flachwel-
ligen Gebietes mit fruchtbaren Böden als Teil
der Braunschweig-Hildesheimer Lößbörde. Viel
ist aus seiner Geschichte nicht bekannt,
obgleich sich südwestlich des Ortes Spuren
eines früh- oder aber hochmittelalterlichen
Ringwalles mit begleitendem Graben erhielten
(sog. Asseburg), der möglicherweise als
Stammsitz der seit dem 12.Jh. bezeugten
Herren von Wassel als Lehensleute des
Bischofs von Hildesheim zu interpretieren ist.
Heute bestimmt die Bruchsteinkirche die
Silhouette des kleinen Haufendorfes, dem sich
zunächst an seinen Rändern Neubausiedlun-
gen angliederten; weiter östlich entwickelten
sich abseits der geschlossenen Ortslage die
Wohnsiedlungen Glenzburg und Eulenburg mit
stereotypen Einfamilienhausparzellen, während
der als eine Gruppe baulicher Anlagen ausge-
wiesene Ortskern um die historische Kapelle
sein historisches Gepräge in überzeugender
Weise erhielt.

Ev.-Iuth. Kirche


Wassel, Kirchweg 4, ev.-luth. Kirche, Blick von Südwesten

Den höchsten Punkt der kleinen idyllischen
Dorfmitte markiert die überkommene Kirche
(Kirchweg 4), ein aus Bruchsteinen geschichte-
ter Saalbau auf rechteckiger Grundfläche, der
im vorderen Abschnitt einen mächtigen West-
turm mit sauber gearbeiteter Eckquaderung
einbezieht; auch den Chor führte man schlicht
als eingezogenes Rechteck aus und ergänzte
ihn in der jüngeren Vergangenheit um eine
Sakristei. Angeblich geht die Kirche im Kern
noch in das 13.Jh. zurück (s. die schmalen,
zugesetzten Rundbogenfenster), obgleich sie
erst im späten 18.Jh. ihre heutige Form erhielt
(stichbogige Fenster mit hölzernen Gewänden)
- eine Bauinschrift benennt das Jahr „1786”.
So schmückt den flach gedeckten Innenraum
noch heute ein Kanzelaltar des endenden
18.Jh., räumliches Gegenüber zur mehrfach
umgebauten Orgel aus der Werkstatt E. W.
Meyer & Söhne (Hannover) von 1840.
Mit Ausnahme zweier an die Innenwand ver-
brachter reliefierter Stelen des 18.Jh. bezeugen
noch etliche Grabsteine die historische Funk-
tion des Kirchhofes als Bestattungsplatz, da-
runter noch einige ältere Exemplare des letzten
Viertels des 19.Jh. Auffälligster Stein ist ein
schlanker Obelisk, Erinnerungsmai an den glor-
reichen Sieg im Deutsch-Französischen Krieq
1870/71.
Der schlanke Kirchturm überragt die angren-
zende Hofstelle Nr. 5, die „1913” ein angemes-
senes Haupthaus erhielt. Der durch breit ange-
legte Zwerchhäuser und Risalite unter Halb-
walmen bereicherte 1 1/2-geschossige Wohn-
bau ist heute ein schlichter Beleg des ansons-
ten überaus verspielten Heimatstils, der sich
hier am deutlichsten im Kontrast der Putzflä-
chen im Erdgeschoss zum Zierfachwerk an den
Giebelfeldern und im Drempelgeschoss oder
aber zum rustizierten Kellerhals niederschlägt.

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