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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0466
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wähnte Ansiedlung Wackerwinkel südlich der
Bahnlinie. Dicht reihen sich hier die historischen
Bauten auf drei Hofstellen aneinander - ein
beeindruckender Zusammenschnitt aus mehre-
ren Jahrhunderten ländlicher Wohn- und Wirt-
schaftsweise.
Zu den ältesten und eindrucksvollsten Wohn-
wirtschaftsgebäuden der gesamten Region
zählt zweifellos das Zweiständerhallenhaus
Wackerwinkel 3. Das gut 13 m breite und
nachträglich auf 33 m verlängerte stattliche
Flettdielenhaus mit Kammerfach wurde 1596
von Zimmermeister Dannenberg auf der alten
Hofstelle Hauwers (Rosenfeld) errichtet, wie die
Inschrift auf der Giebelschwelle des Wohnteils
ausweist. Gestützt wird die inschriftliche Da-
tierung des Hauses durch dendrochronologi-
sche Untersuchungen verschiedener verbauter
Eichenhölzer (Fälidaten 1589 bis 1596). Diesem
ältesten Zeithorizont ist der zeittypische hol-
zausgefachte Giebel des Wohnteiles zuzuwei-
sen, während sich der westliche Wirtschafts-
giebel durch geringere Ständerquerschnitte und
leichtere Proportionen als eine wesentlich spä-
tere Zutat zu erkennen gibt. Er entstammt der
Verlängerung des Wirtschaftstraktes um drei
Fache im Jahr 1733 (dendrodatiert). Auch im

Innern dokumentiert der Bau in seltener an-
schaulicher Weise bäuerliches Wohnen und
Wirtschaften des ausgehenden 16.Jh. in reprä-
sentativer Form und ohne die sonst leider
üblichen tiefgreifenden räumlichen Verände-
rungen, ablesbar vor allem an der imposanten
großräumigen Halle mit einem über drei Fach
reichenden mächtigen Luchtriegel von 1594 (d)
sowie der 1805 (d) veränderten Wohnstube an
der Südostecke, deren Balkendecke durch
gedämpfte Farbtöne (rot, schwarz, grau, grün)
akzentuiert wurde. Zwischen 1990 und 1996
wurde das Gebäude in historischer Technik und
zeitgenössischen Baumaterialien wiederherge-
stellt und ein kleiner Bauerngarten angefügt;
hierbei ist es der freiwilligen und finanziellen
Mithilfe vieler Engagierter zu verdanken, dass
diese architektonische Rarität in so hervorra-
gender Qualität bis heute erhalten blieb.
Sicherlich ist dies auch die konsequente Folge
des Neubaus eines modernen Wohnhauses im
Jahre 1850, da der Altbau fortan vor intensiver
Nutzung und tiefgreifenden baulichen Ver-
änderungen verschont blieb: Das neue trauf-
ständig-zweigeschossige Wohnhaus mit axial
angeordnetem Zwerchhaus und vorgelagertem
Windfang kam den gestiegenen Ansprüchen
weit mehr entgegen als das alte Hallenhaus.

Zwar wurde auch hier nicht auf den Wirt-
schaftstrakt verzichtet, dieser aber in Neben-
einanderschaltung dem Wohnhaus als schein-
bar separater Bauteil mit Quereinfahrt bei- und
untergeordnet („1850”); er vermittelt zum rück-
seitigen Ziegelstall.
Neben einem Wagenschauer (Mitte 19.Jh.)
und einer Doppelquereinfahrtsscheune mit
abgeschlepptem Unterstand (spätes 19.Jh.)
ergänzt ein zweigeschossiger Speicherbau
in Stockwerkbauweise die Nutzbauten der
Hofstelle; der zwischenzeitlich massiv ausge-
fachte und als Wohnhaus umgenutzte Speicher
wurde einer Inschrift gemäß im Jahr 1720 auf-
gerichtet.
Wesentlich kürzer ist die Baugeschichte der
überkommenen Bauten der Hofstelle Nr. 1
zurückzuverfolgen, deren in Vierständerbau-
weise errichtetes Wohnwirtschaftsgebäude erst
1859 entstand; wie viele Bauten dieser Region
zeigt es einen zweigeschossigen Wohnteil.
Um 1880 wurde das zugehörige, hinter zwei
Eichen aufgehende Wohnhaus erstellt, in städ-
tischer Bautradition als traufständiger, zweige-
schossiger Fachwerkbau unter Walmdach kon-
zipiert.


Uetze/Wackerwinkel, Wackerwinkel 3, Wohnwirtschaftsgebäude, Blick von Westen in die imposante Halle

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