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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0473
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Hänigsen, An der Kirche 1, Kirche St. Peter, Blick auf das in Rasenstein gemauerte Gotteshaus

blaufarbener hölzerner Saaltonne des 18.Jh.
und weißem flach schließenden Chorraum.
Um das Raumangebot der kleinen Kirche zu
erhöhen, stellte man im 18.Jh. entlang der
Nordseite eine vor- und rückspringende Em-
pore ein, die den aktuellen unharmonischen
Raumeindruck zusätzlich verstärkt. Fast verlo-
ren wirken die historischen Ausstattungsstü-
cke: die über eine moderne Stiege zugängliche
Standkanzel mit Bandelwerkdekor („1723”),
das aus verschiedenen Versatzstücken (z.T.
spätgotisch) zusammengefügte, 1663 umge-
staltete Altarretabel, die spätgotischen Heili-
genfiguren und die steinerne, über 250 Jahre in
den Pfarrgarten verbannte Steintaufe von 1591.
Das Gotteshaus umläuft der alte Kirchfriedhof,
von dessen historischer Funktion und Bedeu-
tung wenig zu spüren ist; nur zwei in die
Kirchenaußenwand eingelassene barocke
Stelen, eine freistehende Stele mit dem
Sterbedatum 1939 und ein Eisenkreuz veran-
schaulichen, dass sich hier anstelle des
gepflegten Rasens einst zahlreiche alte Gräber
befanden. Vergessen blieb lange auch der
Findling zur Erinnerung der Befreiungskriege
1813. Deutliche Zeichen setzen auch die
Ehrenmale zur mahnenden Erinnerung an die
tragischen Verluste beider Weltkriege, die stei-
nerne Pyramide mit Eisernem Kreuz (um 1920)
in der Mitte zweier flankierender Reliefstelen der
Nachkriegszeit („Ed. Weber Hannover 1958”),
eine durch eine breite gepflasterte Zuwegung in
ihrer Wirkung betonte Komposition. Sie bildet
den Auftakt zum Pfarrgarten, in dem sich die
Giebelfront des 1823/24 errichteten Pfarrhau-
ses abzeichnet (Nr. 2). Als eingeschossiger
Fachwerkbau unter Giebelmansarddach gibt es
deutlich moderne Baugesinnungen zu erken-
nen, die vom traditionellen Bautypus Pfarrhaus
Abstand nehmen; allgemein wurde ein solches
als zweigeschossiger Fachwerkbau unter
Walmdach oder aber als traditionelles Wohn-
wirtschaftsgebäude abgezimmert, ähnlich wie
es der benachbarte Vierständerbau Nr. 3 vor-
gibt, der nur wenige Jahre früher entstand
(„1818”).


Hänigsen, An der Kirche 1, Ehrenmale

Seit 1626 ist für Hänigsen eine Schule überlie-
fert,die sich sicherlich in dem nur wenige Schrit-
te entfernten Fachwerkgebäude Am Pappaul
2/3 befand, das eine Inschrift auf 1694 beziffert
- erst nach 1938 wurde hier die dörfliche
Schule untergebracht. Damals erweiterte man
das ehemalige, in Vierständerbauweise errich-
tete Wohnwirtschaftsgebäude um den linkssei-
tigen Flachtraktanbau und brachte vermutlich
auch die großzügige Fensterfolge in den
Wirtschaftsgiebel und die doppelflügelige Tür
im einstigen Vorschauer ein - nur noch Weniges
ist heute als Konstruktion des 17.Jh. zu erken-
nen. Das massiv ausgefachte Gebäude nimmt
seit 1983 die Heimatstube des Ortes auf.
An der vorbeiführenden, teilweise modern über-
prägten Hauptstraße, der bogig verlaufenden
Henighuser Straße, drängen sich die ver-
schachtelten Parzellen in enger Folge aneinan-
der und mit ihnen die begleitende Bebauung
aus vier Jahrhunderten Ortsgeschichte: Vieles
gibt sich erst auf den zweiten Blick als ein hoch-

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