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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0483
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die Familie von Bothmer, die schon seit dem
13.Jh. im Raum ansässig gewesen sein soll
und mit ihren Mitgliedern teilweise bedeutende
Stellen bekleidete (z.B. Ivo von Bothmer: 1508-
1531 Amtsvogt).
Die Kurhannoversche Landesaufnahme 1771
kennt schließlich zwölf Feuerstellen in „Bende-
mühlen” und den „Adel Hof von Bothmer”,
während die Gutsanlage „Hedwigsruh” erst ei-
nige Jahre nach Durchführung der Landesauf-
nahme entstand.

Hedwigsruh
Der Name des Herrenhauses (Hedwigsruh 1)
täuscht - auch wenn das repräsentative
Gebäude heute eine weitläufige ruhige Park-
landschaft dominiert, so liegt sein Ursprung
jedoch deutlich abseits von Ruhe und
Abgeschiedenheit. Vermutlich wird seine Ge-
schichte um 1788 begonnen haben, als die um
1650 ausgewanderte Hugenottenfamilie de
Lascour ihr neues Domizil einrichtete. Georg
Friedrich Louis de Lascour hatte erkannt, dass
das Wasser der den Park durchziehenden
Kleinen Beeke für die Leinenbleiche wichtige
Bestandteile aufwies und etablierte eine Leinen-
weberei mit angeschlossener Bleiche (1787;
1890: „Garnbleiche”), deren Bleichfelder bis in
die Nachkriegszeit im Gelände noch zu erken-

nen waren. Erst als die Familie de Lascour
Bennemühlen 1868 verließ und der Besitz an
die Familie von Bothmer (bis 1963) überging,
erhielt er den Namen Hedwigsruh. Um die
Jahrhundertwende entwickelte sich das Haus
zu einem beliebten Ausflugslokal, dessen
Besucher mit Sonderzügen aus Hannover
anreisten. Heute wird das Gebäude wieder als
Wohnhaus genutzt.
Ein jeweils dreiachsiger Mittelrisalit betont die
elfachsigen Fassaden des zweigeschossigen
verputzten Fachwerkbaus, dessen Details (höl-
zerne Fenstergewände, Kranhäuser, Dreieck-
giebel des Risalites zur Hofseite, abgegangene
Eckquaderung) die Formensprache des späten
18.Jh. tragen. Um die gleiche Zeit wird der
durch kannelierte Pilaster rhythmisierte verglas-
te Raum zum einstigen Landschaftspark hin
entstanden sein, während der breit lagernde
Stufengiebel - der wohl um 1860 entstand
-des darüber aufgehenden Zwerchhauses als
eine für das 18. und frühe 19.Jh. ungewöhnli-
che Architektur einzustufen ist.
Folgt man dem südlich des Parks verlaufenden
Kaffeedamm Richtung Westen, so führt der
Weg vorbei am Gedenkstein zur Erinnerung an
den Freiherrn Ditmar von Bothmer und einem
Altenteiler aus der 2. Hälfte des 18.Jh. (Nr. 6)
zur schmalen Wohnstraße Am Mergelberg, die
an ihrem westlichen Ende dammartig erhöht

zwischen Teichen verläuft und schließlich die
Hofstelle Nr. 25 erschließt: Das Ensemble aus
Zweiständerhaupthaus („1788”), straßenparal-
leler Querdurchfahrtsscheune der Zeit um 1850
und um 1900 massiv erweitertem Backhaus
(1. Abschnitt um 1750/60) folgt der typischen
Struktur eines offenen Gehöfts, dessen funktio-
nale Bauten sich locker um den Wirtschaftshof
gruppieren. Das durch ein gleichmäßiges,
durch Fußstreben verstärktes Gefügeraster
charakterisierte Hallenhaus zeigte ursprünglich
die für den Neustädter Bereich typische
Holzausfachung entlang der Sockelzone - bis
heute blieben lediglich zwei Holzgefache erhal-
ten.
Architektonisches Zeugnis der von Bothmer’-
sehen Vergangenheit in Bennemühlen ist die
neoromanisch inspirierte Ziegelkapelle Am
Kapellenholze, eine als Grablege genutzte
Grabkapelle der Familie südlich des Kaffee-
damms in einem Waldstück nahe des Mühlen-
baches. Dieser Bereich gehörte zum von Both-
mer’schen Gut, das vermutlich in Standorttra-
dition auf der Fläche des Bennemolen’schen
Gutes wenige Meter weiter nördlich der über-
kommenen Kapelle entstand. Heute erinnern
lediglich zwei lang gezogene Teiche als Rest-
gewässer an den ehemals quadratischen
Wassergraben zum Schutz des mittelalterlichen
Gutshauses.


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